chapter fifty-one

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Weil ich es nicht ganz glauben konnte, ging ich auf die Leute, die mir folgten und suchte nach Harrys Account. Nichts. Ich legte das Handy zur Seite und starrte auf den Boden. Mein Kopf versuchte alle meine Gedanken zu sortieren und scheiterte kläglich. Ich verstand nichts mehr. Was hatte das zu bedeuten? Eigentlich bedeuteten mir Follower, seitdem ich so viele bekommen hatte, fast nichts mehr, aber Harry bedeutete mir etwas. Wieder nahm ich mein Handy in die Hand und las mir die unzähligen Artikel und Kommentare von Fans durch. Irgendwie hatte die halbe Welt etwas dazu zusagen.
Die Titel, der paar Zeitungsartikel, die es schon darüber gab, waren fettgedruckt "Überall entfolgt! – Ist es aus zwischen dem Traumpaar?". Ich schüttelte meinen Kopf und las den Beitrag "Ladies, Harry Styles ist wieder zu haben! Der Sänger ist der Einundzwanzig-jährigen Melanie Sifford, mit der er über ein Jahr zusammen war, auf allen Social Media Plattformen entfolgt! Bedeutet das das Beziehungsaus der Turteltauben? War das vielleicht der Grund dafür, wieso man Styles vor einigen Tagen mit anderen weiblichen Schönheiten in London gesehen hat? - Schade, wir in der Redaktion finden, dass sie ein süßes Paar waren...". Tränen stiegen in meine Augen und ich sperrte mein Handy wieder.
Welche weiblichen Schönheiten? Hieß das, dass aus der Beziehungspause eine Trennung für immer geworden war? War das Harrys Art mit mir abzuschließen? Wurde er von seinem Management dazu gezwungen, seine Beziehung mit einer Schwangeren zu verstecken? Wussten die überhaupt von der Schwangerschaft? Tat Harry das alles vielleicht auch einfach nur, um uns aus der Öffentlichkeit fernzuhalten? Ich hatte so viele Fragen, die mir nur eine Person beantworten konnte. Sollte ich ihm schreiben? Würde er mir antworten? Mein Gehirn drohte zu explodieren.
Man hörte absolut nichts, außer meinem Atmen und leisen Schluchzen. Den Raum erfüllte eine Stille, die den meisten Menschen wahrscheinlich Angst machen würde. Mein Handy läutete und ich erschrak, wegen dem plötzlichen Lärm. Camila.

»Ja?« schluchzte ich.

»Bitte, was lese ich da gerade? Er ist dir überall entfolgt? Also ich fand das mit der Beziehungspause schon fragwürdig, aber was um alles in der Welt, soll das mit dem Entfolgen? Der Typ ist ja komplett verrückt geworden!« schrie sie in ihr Handy und somit in mein Ohr.
Als ich weiterhin still war, sprach sie weiter.

»Wein bitte nicht, er ist es nicht wert.« versuchte sie mich aufzumuntern, klag dabei aber alles andere, als überzeugend.
Wir wussten beide leider nur zu gut, dass Harry ein absoluter Traummann war, der es sowas von wert war. Zusätzlich war er auch noch der Vater meiner Kinder und ich liebte ihn mehr, als jede andere Person. Ich schwieg Camy weiterhin an und sie seufzte nur leise.

»Aber warum? Habt ihr euch nochmal gestritten?« wollte sie wissen und ich schüttelte überfragt meinen Kopf und zuckte mit meinen Schultern, wie als ob sie mich sehen konnte.

»Ich weiß es nicht, einfach so... Wir hatten jetzt seit Tagen keinen richtigen Kontakt und jetzt sowas. Ich meine, was denkt er? Welche Signale soll mir das geben? Seine Taten schreien förmlich, dass er mich nicht mehr in seinem Leben möchte. Aber das ist auch verständlich, wer will denn auch eine dumme, hässliche Freundin, die von Tag zu Tag fetter wird, weil in ihr zwei Kinder wachsen?« weinte ich und Camila versuchte mich mehrmals zu unterbrechen, aber ich setzte mein Selbstmitleid fort und ignorierte sie.

»Ich werde jetzt nichts dazu sagen, weil du weißt, dass das kompletter Blödsinn ist.« konterte sie und wartete darauf, dass ich seufzte, ehe sie fortsetzte.

»Warum fragst du ihn nicht einfach? Hast du ihm denn schon geschrieben, oder irgendwas der Art? Nein, oder?« fragte sie und ich schüttelte wieder meinen Kopf.

»Nein, weil er Abstand von mir will. Ihn jetzt die ganze Zeit zu nerven, wird ihm nur noch mehr versichern, dass seine Entscheidung, mich zu verlassen, richtig war!« schniefte ich.

»Wenn du ihm nicht schreibst, oder ihn anrufst, dann mache ich es! Und das weißt du!« drohte sie mir und ich gab nach. Ich wollte meine eigenen Probleme dann doch noch selbst lösen.

»Na gut.« sagte ich stur und wütend, wie ein kleines Kind.

»Du brauchst einfach immer mal wieder jemanden, der dir in der Arsch tritt. Das war schon immer so.« erzählte mir Camy und ich musste zugeben, dass sie recht hatte.

Nachdem Camila noch etwas auf mich eingeredet hatte und ich ihr versprechen musste, innerhalb der nächsten zehn Minuten einen Screenshot, von meiner Nachricht an Harry, als Beweis zu schicken, legten wir auf. Ich öffnete iMessage und atmete tief durch. Plötzlich fühlte ich mich zurückversetzt in meine Jugend, als man sich nicht getraut hatte, seinen Schwarm anzusprechen und stundenlang einen perfekten ersten Satz überlegt hatte.
Nach viel Tippen und schnell wieder löschen, hatte ich eine simple Nachricht, in der ich fragte, wieso er mir entfolgt war, abgeschickt. Nervös legte ich mein Handy wieder neben mich und starrte ins Nichts. Ich dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass wenn mein Leben ein Gegenstand wäre, es ein total unstrukturierter, großer, farbloser, komischriechender Klumpen wäre.
Als ich auch nach einer Stunde keine Antwort bekommen hatte, gab ich es auf und legte mich in mein Bett. Nach ein paar weiteren Stunden des Umherweltzens, schlief ich dann ein. 

Der zweite, als auch der dritte Tag in Madrid, verliefen ähnlich wie der erste. Ich stand auf, ging zu einem Shooting und sah mir dann, in meiner Freizeit, etwas von der Stadt an. Nebenbei sah ich auch alle zwei Minuten auf mein Handy, um festzustellen, dass Harry mir nicht geantwortet hatte.
Niemals hätte ich gedacht, dass das passieren würde, aber ich hatte mich in die Gebäude und das Gesamtbild der Hauptstadt verliebt. Es war wirklich schön und ich fühlte mich wohl. Ich war in eine hübsche Einkaufsstraße geirrt und ließ dort einiges von meinem Geld, weil ich schöne Sachen gefunden hatte. Alles in Allem war es eine gute Methode, um auf andere Gedanken zu kommen. Dennoch saß ich am Flughafen und wartete sehnlichst auf meinen Flug zurück nach Wien und mein auf Bett.
Knappe vier Stunden später, war es auch tatsächlich so weit. Ich öffnete meine Wohnungstür und legte meine Handtasche auf die Kommode. Meine Sneakers kickte ich in die Ecke und steuerte, nachdem ich mich umgezogen hatte, geradewegs auf mein geliebtes Doppelbett zu. Ich war viel zu müde, um etwas anderes zu machen. Ich hatte über eine Woche Zeit, bevor ich für meinen nächsten Job wegmusste. Auf meinem Rückflug hatte ich alles durchgeplant. Ich hatte mir fest vorgenommen, die ganze Woche durchzuschlafen. Man konnte nie genug Schlaf haben. Nach ein paar Minuten in meinem Bett, war ich auch schon eingeschlafen, auch wenn es erst fünf Uhr nachmittags war.

Ein Klingeln weckte mich und ich blinzelte gegen grelles Licht. Mein Blick fiel auf die Uhr an der Wand und ich riss meine Augen auf. Es war fast zwölf Uhr mittags. Ich hatte tatsächlich über achtzehn Stunden durchgeschlafen. Als ich mir vorgenommen hatte, die ganze Zeit bis zum nächsten Job zu schlafen, hatte ich nicht gedacht, dass es so gut funktionieren würde. Bevor ich in der Lage war, aufzustehen, hatte das Smartphone aufgehört zu klingeln. Es lag zwei Meter weiter vom Bett auf einem Sessel. Nach einer Debatte mit mir selbst, ob es ein wichtiger Anruf gewesen sein konnte, zwang ich mich dann letztendlich zum Aufstehen. Vielleicht hatte Harry mich ja angerufen. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es aber nicht er war. Es war Vladimir. Der Typ den ich vor fast einem Jahr bei einem Shooting in Deutschland kennengelernt hatte. Das russische Model, auf das Harry dann im Nachhinein eifersüchtig gewesen war. Ich musste bei dem Gedanken daran auflachen. Ich fragte mich, was er wohl von mir wollte und wieso er anrief. Nach unserem ersten und letzten Shooting hatten wir uns nie wiedergesehen. Wir hatten einige Male gefacetimed und schickten uns oft gegenseitig lustige Bilder auf Instagram, aber keiner von beiden, hatte die Zeit oder Möglichkeit für ein Treffen. Gespannt was er wohl brauchte, rief ich ihn zurück.

Mit »Aha, nach Wochen kannst du dich also auch mal wiedermelden, wow!« begrüßte er mich und wir lachten beide.

»Ja sorry, mein Leben ist stressig zur Zeit.« entschuldigte ich mich.

»Oh, habe ich dich geweckt? Sorry. Wie spät ist es bei euch bitte?« wollte er wissen und ich lachte wieder auf.

»Äh, zwölf Uhr mittags.« gab ich zu und er wollte wissen, ob ich lange wach gewesen war, weil ich so lange geschlafen hatte.
Nach etwas Smalltalk, fragte ich ihn dann das Wesentliche.

»Also, wieso hast du angerufen und mich geweckt?« schmunzelte ich.

»Ach ja richtig! Du hast ja ein Shooting in Griechenland nächste Woche...« fing er an und ich war verwirrt.

»Hä? Woher weißt du das?« fragte ich ihn und er lachte auf.

»Drei Mal darfst du raten, wer gerade erfahren hat, dass die Person mit der er in einer Woche auf Kreta shootet, Melanie Sifford heißt?« quietschte er aufgeregt.

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt