chapter sixty-seven

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»Beim Organhandel sind Lungen nicht viel Wert. Wenn, dann würden wir dein Herz, deine Nieren und Leber haben wollen.« teilte mir Lincoln mit und ich wollte mir  gar nicht erstausmalen, wieso er sowas wusste.

»Wow, mit solchen Aussagen schaffst du es sicher, dass wir ihr keine Angst machen.« lachte Michael dann.
Ich konnte nicht glauben, dass sie so locker mit der Tatsache umgingen, dass sie mich im wahrsten Sinne des Wortes entführt hatten. Wir näherten uns dem Flughafen und bogen schon vorher ein. Wir waren beim Privat-teil des Flughafens, dort wo die Jets standen. Zum letzten Mal war ich dort mit Harry gewesen. Hatte er die beiden geschickt? Außer ihm kannte ich niemanden, der sich einen Privatjet leisten konnte.

»Wurdet ihr von Harry beauftragt?« fragte ich.

»Wer ist Harry?« lachte der Fahrer.

»Harry Edward Styles.« verdeutlichte ich mich und sie lachten beide. Eine Antwort bekam ich trotzdem nicht. Hieß das also ja?
Wir fuhren vor und wurden angehalten. Lincoln öffnete das Fenster und zeigte dem Typen ein Papier.

»Um zwanzig Uhr nach Nadi.« sagte er und der Flughafenangestellte nickte.
Er ließ uns weiterfahren. Wo um alles in der Welt lag Nadi? Ich hatte noch nie zuvor davon gehört. Wir fuhren über die Piste und kamen vor einem kleinen Flugzeug zu stehen.

»Versprichst du mir, dass du nicht versuchst abzuhauen, wenn wir jetzt die Autotür öffnen?« fragte Michael mich und ich sah ihn schief an.
Falls die beiden wirklich dazu beauftragt wurden, mich zu kidnappen, waren sie unglaublich schlecht darin. Ich sah mich um und ging alle Möglichkeiten durch. Ich konnte versuchen zu laufen, aber ich war unglaublich unsportlich und hatte auch noch zwei Babys in mir. Wenn ich also weggerannt wäre, hätten sie mich mit einer hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit eingeholt. Was anderes als das, gab es nicht. Also war es aussichtslos. Ich würde tatsächlich, mit zwei fremden Männern, in ein Flugzeug, von dem ich nicht wusste, wo es hin flog, steigen müssen.

»Keine Sorge, ich bin leider keine schnelle Läuferin.« gab ich wieder schnippisch zurück.
Lincoln öffnete seine Tür und sofort griff Michael nach meinem Arm, woraufhin ich böse zu ihm rüber sah.

»Zur Sicherheit.« zwinkerte er.
Lincoln, wenn er überhaupt so heiß, öffnete meine Türe und ließ mich aussteigen.

»Erfahre ich wenigstens, wohin ich fliege, oder wie lange?« wollte ich wissen und hörte ein Seufzen.

»Ungefähr neunzehn Stunden. Gibst du jetzt eine Ruhe?« gab er trocken von sich und mein Gehirn fing an zu rattern.

»Wie bitte?«
Ich konnte nicht glauben, was er gesagt hatte. Wohin flog man denn von Mitteleuropa aus, neunzehn Stunden lang hin? Mir kamen nur Australien und Neuseeland in den Sinn.

»Australien oder Neuseeland?« wollte ich wissen.

»Ja, Australien und jetzt steig doch bitte wenigstens erstmal ein.« gab Lincoln gequält von sich, weil ich immer wieder stehen blieb.
Ich glaubte ihm nicht. Kein Wort. Wir gingen die schmalen Stufen in den Flieger rein. Zwei Flugbegleitungen begrüßten uns.

»Entschuldigung, könnten Sie mir sagen, wohin wir fliegen.« fragte ich die schmalgebaute Frau.

»Das tut mir leid, mir wurde gesagt, dass ich Ihnen keine Fragen beantworten darf.« entschuldigte sie sich und ich dachte, dass das ein Scherz war.
Meinten all diese Leute um mich herum das ernst? Ich stand rum und sah zu, wie noch ein paar Reisetaschen ins Flugzeug gebracht wurden. Wütend nahm ich Platz und die Tür des Fliegers wurde geschlossen. Wenn ich allen Ernstes, unwissend wo ich hinflog, für knapp zwanzig Stunden, in einem Flugzeug sitzen musste, würde ich ausrasten. Das wusste ich.

»Kann ich wenigstens mein Handy wiederhaben?« fragte ich die Männer, die es sich auf der breiten Sitzgarnitur bequem gemacht hatten.
Wenn ich sie länger betrachtete, sahen sie beide gar nicht so schlecht aus. Sie sahen zwar so aus, wie als ob sie im Stande dazu waren, jemanden zu töten und den Tod zu vertuschen, aber gutaussehend waren sie trotzdem. Mir fiel auf, dass sie beide dieselbe auffällige Augenfarbe hatten. Vielleicht waren sie Brüder.

»Später kriegst du es.«

»Toll, nicht mal mehr mein eigenes Handy bekomme ich.« murmelte ich vor mich hin.

»Und was soll ich jetzt neunzehn Stunden lang machen?« wollte ich wissen.

Schulterzuckend sah Michael mich an, »Schlafen?«.

Das kleine Flugzeug fing an zu rollen und wir hoben ab. Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, in der ich schwieg und einfach aus dem Fenster sah. Mir war unbeschreiblich langweilig und ich hatte rein Garnichts zu tun. Irgendwann wurden meine Augen tatsächlich schwer. Ich versuchte gegen die Müdigkeit anzukämpfen, weil ich nicht in einem fremden Flugzeug, mit zwei fremden Männern, auf dem Weg zu einem mir unbekannten Ziel, einschlafen wollte. Im Schlaf war man wehrlos, verwundbar. Doch irgendwann musste ich weggenickt sein, denn als ich meine Augen öffnete und um mich sah, waren alle Lichter in der Maschine gedimmt. Sowohl Michael, als auch Lincoln schliefen. Ich riss meine Augenlider ganz auf, als ich mein Handy auf dem kleinen Tisch neben den beiden erblickte. Langsam stand ich auf und ging darauf zu. Vorsichtig nahm ich es, um niemanden zu wecken. Meine Gebete wurden erhört, denn das Flugzeug hatte WLAN. Mein Smartphone war im Flugmodus und ich konnte in der Luft auch niemanden anrufen. Ich sah auf die Uhr, es war mitten in der Nacht. Weit nach vier Uhr nachts, wie lange hatte ich denn bitteschön geschlafen? Da ich über das Internet, welches ich zum Glück zur Verfügung hatte, mit Menschen kommunizieren konnte, schrieb ich Camila, meiner Schwester und Harry eine Nachricht. Nadja und Camy bekamen dieselbe Mitteilung, in der stand, dass ich in ein Flugzeug geschleppt wurde und nicht wusste, wohin es flog. Aufgrund der Uhrzeit, erwartete ich keine Antwort.

"Ich hoffe sehr für dich, dass du irgendwas mit diesem Blödsinn zutun hast! Denn wenn nicht, dann werde ich gerade entführt." schrieb ich Harry und hoffte, dass er dahintersteckte. Ich kannte keine andere Person, außer ihm, die Leute beauftragen würde, um mich irgendwohin zu fliegen. Es klang sehr nach Harry Styles. Und nach einem schlechten Film, der mein Leben zu sein schien. Mein Handy vibrierte und ich las seine Antwort.

"Wovon redest du?" wollte er wissen und ich lachte auf. Er tat so, wie als ob er von nichts wusste. Es gab mir doch schon etwas Panik, auch wenn ich ziemlich sicher war, dass er dahintersteckte. 

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt