chapter five

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Mit offenem Mund sah ich ihn an. Während ich versuchte zu verstehen, wieso er plötzlich doch dort stand, versuchte Harry wiederum, mit seinem Blick Luca zu töten. Der Enkel meiner Nachbarin baute sich auf, während mein EX-Freund, der eigentlich nie mein Freund war, seine Fäuste ballte. Oh Gott. Ich hatte Luca schon einmal ein wenig von Harry erzählt, weil er mich danach gefragt hatte. Wenn man auch nur ein bisschen durch Zeitungen gesehen hatte, wusste man, dass ich die ominöse Freundin von Harry Styles war. Was ich eigentlich nie war, aber die Öffentlichkeit dachte immer das, was sie wollte. Da verstand ich, dass er Fragen hatte. Ich schob alle meine Gedanken zur Seite und versuchte Herr der Lage zu werden.

»Äh, ja also wir sehen uns.« sagte ich schnell zu Luca ohne meinen Blick wirklich von Harry zu nehmen.

»Mhm, wenn du was brauchst oder ein Problem hast, meine Nummer hast du ja.« antwortete dieser, worauf er offensichtlich auf Hilfe, Harry zu verhauen anspielte.

»Ich denke, dass sie bei einem Problem auch mich fragen kann.« sprach Harry nun plötzlich und ich riss meine Augen auf.
Bevor irgendetwas passieren konnte, ging ich einen Schritt auf ihn zu und schob ihn in Richtung der Treppen.

»Tschüss Luca!« sagte ich noch über meine Schulter, bevor ich die Tür hinter uns ins Schloss fallen hörte.
Zwischen den beiden Stockwerken blieben wir stehen und ich sah mein Gegenüber verwirrt an.

»Was machst du hier?« fragte ich ihn und versuchte ernst zu klingen.
Ich glaube, man konnte förmlich mein Herz schlagen hören. Er war doch gekommen. Eigentlich wollte ich ihn anspringen, umarmen und nie wieder loslassen, aber das wäre nicht so angebracht, denke ich. Obwohl, viellecht...

»Ich habe dir doch gesagt, ich werde dieses Land nicht verlassen, ehe ich nicht mit dir geredet habe. Du weißt, dass ich meine Versprechen halte. Hier bin ich.« grinste er mich schief an.
Oh Gott, dieses Grinsen, es soll niemals weggehen. Seine Grübchen. Seine Haare. Sein Duft.

»Hm, stimmt.« antwortete ich und sah ihn leicht lächelnd an.
Erst jetzt fiel mir auf, was er trug. Er war ausnahmsweise leger gekleidet. Eine helle Jeans und ein weißes Shirt. Kurz darauf realisierte ich, was ich gerade überhaupt trug. Ich lief augenblicklich rot an, drehte mich um sprintete die Treppen hoch. Meine Tür riss ich auf und hatte das Ziel, mich schnell umzuziehen. Eigentlich hatte mich Harry schon in viel schlimmeren Outfits gesehen. Und auch in gar keinen Outfits... Okay, stopp.

»Ich gehe mich kurz umziehen, du kannst dich schonmal hinsetzten. Ähm, einfach die Treppen rauf.« sagte ich viel zu schnell und wollte gerade ins Schlafzimmer verschwinden, als der Braunhaarige mich am Handgelenk packte.

»Melli, du weißt, dass ich dich wunderschön finde. Egal was du trägst.« sprach er mit seiner tiefen Stimme und mein Herz schlug schneller als davor eh schon.
Etwas überfordert nickte ich und ging vor in mein Wohnzimmer. Oben angekommen ließ ich meinen Blick über dieses schweifen. Okay, das war schon einmal aufgeräumter. Es war nicht unaufgeräumt, doch bei weitem auch nicht ordentlich. Meine Wangen wurden wärmer und ich warf Harry ein beschämtes Lächeln zu.

»Ich hatte heute keinen Besuch erwartet.« sagte ich und ließ meine Augen wieder über den Raum wandern.
Ich wusste gar nicht, wieso mir plötzlich alles vor ihm peinlich war. Er war einer der Menschen, die mich am besten kannten. Wenn nicht sogar der Mensch, der mich am besten kannte. Doch ich hatte das Gefühl, ich müsse ihm etwas beweisen.

»Ist in Ordnung. Du hast manche Hotelzimmer schlimmer aussehen lassen.« lächelte er mich an und ich musste grinsen. Wo er Recht hatte...
Etwas überfordert mit der Gesamtsituation steuerte ich auf meine Couch zu und deutete Harry mit einer Handbewegung, dass er sich setzten konnte. Er folgte mir und wir ließen uns auf mein weiches, großes und meiner Meinung nach wirklich schönes Sofa nieder. Zwischen uns war weit über ein Meter Abstand. Ich zog meine Beine näher an meinen Körper und setzte mich dann schließlich im Schneidersitz hin. Und da war sie. Die peinliche Stille in der niemand so richtig wusste, wohin mit sich.

»Ich habe dich wirklich vermisst.« sagte Harry plötzlich und mich überkam eine Gänsehaut.
Ich hob meinen Blick und traf auf seinen. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Warum mir auf einmal nach Weinen zumute war, wusste ich nicht. Es dauerte nicht lange, bis die erste Träne über meine Wange floss.

»Habe ich etwas Falsches gesagt? Tut mir leid, weil...« begann Harry und sah mich verwirrt an, doch ich unterbrach ihn, indem ich leicht meinen Kopf schüttelte.
Er rutschte näher an mich und breitete seine Arme aus. Kurz dachte ich nach, worauf dieses ganze Gespräch hinauslaufen sollte, wenn ich schon weinte, bevor es überhaupt anfing. Ich überwand mich und kroch zu ihm. Harry legte seine Arme um mich und ich schloss meine Augen. Das war es also, was mir Monate lange gefehlt hatte. Seine Wärme, die er ausstrahlte. Die Geborgenheit und... Die Liebe. Ich spürte sie tatsächlich. Zu ersten Mal, seitdem ich von Harry gegangen war, fühlte ich mich wieder geliebt.

»Es ist nur...« fing ich an doch konnte unter Tränen nicht sprechen. Ohne ein weiteres Wort zog er mich näher an sich und drückte mich fest gegen seinen Köper. Ich genoss jede einzelne Sekunde. Wie gerne ich ihm alles erzählen wollte, was mich belastet hatte. Jede einzelne Kleinigkeit die passiert war, seitdem wir nicht mehr bei einander gewesen waren. Doch ich konnte nicht. Ich bekam kein einziges Wort raus. Alles wurde mir zu viel. Er war so lange nicht bei mir, ich fing an ihn zu verdrängen, dann war er plötzlich wieder da, dann wieder eine Nacht lang nicht und jetzt wieder. Um nicht mehr zu weinen, atmete ich tief durch. Seufzend löste ich mich von Harry und richtete mich auf. Er wartete kurz, bis ich mich aufrichtete um wieder seinen Arm um mich zu legen. Ihm fehlte es wohl auch, bei mir zu sein.

»Du warst so lange weg...« fing ich an und lehnte mich an seine Schulter. Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte ihm nah zu sein.

»Klar, es war meine Schuld, weil ich bin weggerannt in...« wollte ich meinen Satz beenden wurde aber ebenfalls unterbrochen.

»Es ist nicht deine Schuld, Melli. Ich habe einfach Scheiße gebaut und du hattest Angst. Es ist klar, dass du dann gehen wolltest.« sprach er und ich konnte spüren, wie sein Brustkorb vibrierte, wenn er mit seiner tiefen Stimme etwas sagte. Ich wusste aber nicht, was ich darauf antworten sollte. Im Prinzip hatte er recht, es war mehr oder weniger seine Schuld. Zumindest zum Teil. Eigentlich wollte ich ihm so viel erzählen und erklären, aber es schien mir überflüssig, was es absolut nicht war. Ich drehte meinen Kopf nach links und sah in Harrys Augen. Wie früher immer, verlor ich mich in dem Grün. Sein Gesicht war meinem gefährlich nah.

»Ich habe dich auch vermisst, Harry.« flüsterte ich.
Ich konnte Stunden lang mit ihm über alles reden, doch was würde das bringen? Am Ende wären wir ganz genau wieder dort gewesen, wo wir am Anfang waren. Seinem Grinsen zur Folge, machten ihn meine Worte glücklich. Ich konnte seinen Atem immer deutlicher auf meinen Lippen spüren und er kam mir immer näher. Harry fing an mich zu küssen und ich genoss es. Es war ganz anders, als bei der Hochzeit am Abend zuvor. Es war so, wie als ob wir uns erst in genau diesem Moment wirklich wiedersahen. Monate lang, wollte ich nichts sehnlicher als das. Seine Fingerspitzen wanderten über meinen Körper und irgendwie saß ich plötzlich rittlings auf ihm. Ohne den Kuss zu unterbrechen gingen seine Hände unter mein Shirt und zogen es nach oben. Wollte ich das? Wollten wir das? War es eine gute Idee, direkt miteinander zu schlafen? Jetzt schon? Panik überkam mich. Harry schien das zu merken und hörte sofort auf. Ich sah ihm in die Augen.

»Wenn du noch nicht willst...« fing er an, wurde aber nicht fertig, weil ich meine Lippen wieder auf seine drückte.
Wozu warten? Wir wollten beide nichts mehr als das, also warum sollten wir uns quälen? Ich wollte ihn, sofort. Aber nicht auf meiner schönen Couch.

»Schlafzimmer.« hauchte ich außer Atem gegen seine Lippen und er stand mit mir auf ihm auf...

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt