chapter twenty-five

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»Ich wusste, dass wir zu spät kommen werden!« rief ich gestresst, als ich auf einem Bein im Zimmer rumhüpfte, während ich meine Hose anzog.
Harry der nur in Boxershorts, seine Tasche nach einem bestimmten Hemd durchwühlte, drehte sich um und grinste mich dreckig an.

»Also das war es mir vollkommen wert.« kam es von ihm und ich verdrehte nur meine Augen.
Angezogen stürmte ich ins Bad und putzte mir meine Zähne. Zum Glück musste ich mich nicht schminken, weil es am Set Visagisten gab, die mich sowieso zurecht machen mussten. Ich betete einfach, dass mich niemand wichtiges sah, bevor wir nicht im Studio waren. Gerade als ich das Badezimmer verließ, kam Harry mir angezogen entgegen und ging zum Waschbecken. Ich griff nach meiner Tasche und warf einen Blick hinein. Hoffentlich hatte ich alles bei mir. Ein paar Minuten später, verließen wir, zwanzig Minuten vor Drehbeginn, das Hotelzimmer. Die Fahrt zum Studio dauerte über eine halbe Stunde. Hatten wir mal wieder toll hinbekommen.

Mit den Worten »Entschuldigung für die Verspätung, überall war Stau!« stürmten wir durch die Hintertür in das Studio.
Sofort wurde ich in die Maske gebracht und mir wurde wieder das Skript mit den Texten in die Hand gedrückt. Harry ließ sich auf einen Sessel neben mir fallen und sah dabei zu, wie ich geschminkt wurde. In einem Augenblick, als er dachte, dass ich nicht hinsah, machte er ein Foto von mir. Weil ich es aber voll und ganz gesehen hatte, sah ich ihn böse an.

»Hör auf!« befahl ich ihm und hielt das Drehbuch vor mein Gesicht.

»Ich musste einfach.« lächelte er und fügte dann noch »Ist jetzt mein neuer Sperrbildschirm.« hinzu.
Er drehte sein Handy in meine Richtung und drückte auf den Sperrknopf. Es leuchtete auf und darauf zu sehen, war ich, wie ich konzentriert auf das Skript sah. Ich konnte spüren, dass meine Wangen rot wurden. Mein Makeup sah ganz gut auf dem Foto aus. Meine Haare waren zwar nur auf einer Kopfhälfte fertig, aber das sah man auf dem Bild fast nicht. Als ich sein Smartphone so anstarrte, wurde mir klar, was für ein Traummann Harry eigentlich war. Bei dem Gedanken daran, lächelte ich ihn einfach nur glücklich an und sagte nichts mehr dazu.

Der Dreh für den zweiten Werbespot, war nur ganz kurz. Ich musste für die Online-Version einfach nur einen Satz sprechen, der fürs Internet passender war. Danach ging es auch schon an den ersten Fotoshoot. Es war eine ziemlich große Kampagne und ich war schon gespannt gewesen, wie es wohl sein würde, wenn man mein Gesicht überall sah. Auf der Straße Plakate, im Fernsehen Werbungen, im Internet und in Zeitungen Werbeanzeigen.

Vor einer Kamera für Bilder zu posen, war nichts Neues für mich, weswegen ich das schnell über die Bühne brachte. Mein Outfit und Makeup wurden verändert und es wurden neue Fotos gemacht. Das Ganze wiederholte sich vier Mal und gegen Nachmittag waren wir fertig.

»Weil das irgendwie voll unser Ding ist, muss ich dir das zeigen.« sagte Harry zu mir, als wir wieder im Auto saßen.

»Sag mal, wie oft warst du schon in Stockholm?« fragte ich ihn und musste lachen.
Er zeigte mir mehr von dieser Stadt, als er mir von Holmes Chapel gezeigt hatte.

»Naja, mit One Direction vier Mal, einmal auf jeder Welttour und dann bei meinen zwei Solotouren jeweils ein Mal.« zuckte er mit den Schultern.
In diesem Moment ging mir durch den Kopf, wie viel von der Welt Harry eigentlich schon gesehen haben musste. Er war wirklich überall gewesen. Klar, hatte er fast nie Zeit sich irgendwas anzusehen, aber immerhin war er dort.
Die Fahrt schien nie wieder enden zu wollen. Ich sah einfach aus dem Fenster und versuchte mühevoll, irgendeins von den Straßenschildern zu verstehen. Schwedisch war eine merkwürdige Sprache.
Irgendwann fuhren wir entlang an ein paar schmalen Grünflächen, einen Berg hoch. Ich ahnte was bald kommen würde und freute mich schon. Ein paar Minuten später, standen wir tatsächlich an einer Art Aussichtsplattform.

»Weil das irgendwie unser Ding ist, dachte ich mir, ich bringe dich hierher.« sagte Harry und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Er hatte Recht, Aussichten waren wirklich "unser Ding". Wir stiegen aus und man sah gefühlt über ganz Stockholm. Wir befanden uns auf der ungefähr einzigen Erhöhung der Stadt. Es war so etwas wie eine Brücke. In der Ferne sah ich einige Menschen, die aber weit genug von uns weg waren. Ein angenehmer Wind wehte uns entgegen, der die Sonnenstrahlen etwas abschwächte. Sogar in Schweden konnte es im Sommer warm werden, dachte ich mir, als meine Gedanken unterbrochen wurden. Harry legte eine Hand an meine Taille und die Andere an meine Wange. Ich bekam einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Wir bewegten unsere Münder aufeinander und aus dem anfänglich sanften Kuss, wurde ein wildes Geknutschte. Harry wollte mehr, das merkte ich. Blöd für ihn, dass wir mitten in der Öffentlichkeit waren. Wie als ob er meine Gedanken lesen konnte, löste er sich und zog mich an der Hand wieder zum Auto. Aber nicht, dass er uns ins Hotel fuhr und wir dort fortsetzten, nein. Der Größere sperrte den Wagen auf und öffnete die Hintertür. Wieder verwickelte er mich in einen Kuss und schob mich sanft auf die Rückbank des Autos. Es war zwar etwas versteckt geparkt, aber ihm war schon klar, dass überall Paparazzi sein konnten, oder?

»Uns könnte jemand sehen...« hauchte ich zwischen zwei Küssen.

»Scheiben... sind verdunkelt.« murmelt er gegen meine Lippen und ich hörte, wie er den Audi zusperrte.
Na, wenn er meinte. Wenigstens waren die Sitze breit genug...

...

»Auto, können wir jetzt also auch abhaken.« grinste Harry mich an, während er versuchte seine Hose wieder anzuziehen, ohne den Wagen verlassen zu müssen.
Ich schlug ihm entsetzt gegen den Oberarm.

»Du hast das alles geplant! Von wegen Aussichten sind unser Ding!« unterstellte ich ihm und äffte seine tiefe Stimme nach.

»Was, nein!« kam es schmunzelt und nicht sehr überzeugend von Harry.
Ich sah ihn gespielt empört an und versuchte wütend zu wirken.

»Es hat dir aber gefallen, gib es zu.« kam er meinem Ohr wieder näher und kniff mir in den Oberschenkel.
Ich musste heftig schlucken und versuchte standhaft zu bleiben. Ich zwang mich selbst dazu, meinen Kopf zu schütteln und er lachte auf.

»Also Schauspielerin, wirst du nicht mehr.« zog er mich auf und drückte mir dann einen Kuss auf die Schläfe.
Nachdem Harry den Autoschlüssel endlich am Boden, unter einem der Sitze gefunden hatte, stiegen wir aus und vorne wieder ein. Er startete den Wagen und wir fuhren den kleinen Berg wieder nach unten. Mir ging es eigentlich blendend, als mich plötzlich wieder eine Übelkeit überkam.

»Bitte halt an.« sagte ich schnell zu Harry und er fuhr rechts ran.

»Oh Gott, alles gut? Du bist plötzlich richtig blass!« stellte er besorgt fest.
Ich hörte ihm aber nicht zu, weil ich versuchte, einfach nicht in einen geliehenen Wagen zu kotzen. Da nach unseren Aktivitäten, von vor einigen Minuten, bestimmt sowieso irgendwo auf der Rückbank Flecken waren, musste ich nicht auch noch ins Auto speiben. Kurz bevor es zu spät war, riss ich die Tür auf und torkelte zu einem Busch am Straßenrand. Ich kam gerade so zum Stehen, als sich das Essen, was ich am Set gegessen hatte, von mir verabschiedete. Harry stürmte aus dem Auto und hielt wieder meine Haare, während er mir über den Rücken strich.

»Melli, du solltest wirklich zum Arzt.« kam es mütterlich von ihm und ich sah ihn böse an.

»Ich bin nicht krank!« entgegnete ich darauf sofort.
Ich hätte doch gemerkt, wenn ich erkältet gewesen wäre. Mich untersuchen lassen, wollte ich in Stockholm auch nicht. Nachher sagten die beim Arzt noch, dass sie mich zur Kontrolle länger behalten wollten und ich hätte den Job absagen müssen. Ganz bestimmt nicht.

»Aber außer einem Virus oder einem Infekt, kann es nichts anderes sein. Du sagst du bist nicht erkältet, nicht krank, es kann nichts sein außer...« er hörte plötzlich auf zu reden und sah mich mit großen Augen an.

»Du bist schwanger.« kam es ernst von ihm und ich übergab mich fast nochmal.

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt