chapter thirty-nine

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»Dürfen wir bitte noch die kleine Prinzessin schauen? Bitte.« bettelte Marie mich an und Olivias Augen leuchteten auf.

»Wenn ihr euch umgezogen habt, ja.«

Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, stürmten sie zu ihrer Tasche. Sie holten zwei wirklich süße Sommerschlafanzüge raus. Jeweils ein Schlafshirt und eine passende kurze Schlafhose. Maries war rosa mit einem Comic-Hund darauf, während Olivias lila war und bunte Sterne darauf hatte. Die Größere konnte sich allein umziehen, während das Mädchen mit den braunen Locken, ein paar Startschwierigkeiten hatte. Kurz darauf waren beide schlafbereit und wir begaben uns ins Wohnzimmer, wo Harry auf der Couch wartete. Tatsächlich hatte er die Serie schon gefunden und spielte die versprochene Folge ab. Die zwei saßen zwischen mir und ihm und starrten gebannt auf den Fernseher. In der Folge ging es darum, dass sie kleine Prinzessin jemanden auf dem Hof haben wollte, der in ihrem Alter war, mit dem sie spielen konnte. Nach fünfzehn Minuten, war das Ganze tatsächlich auch wieder vorbei und die hypnotische Wirkung ließ nach.

»Bitte noch eine Folge!« schmollte Olivia mich an und ich sah zu Harry, der nur mit den Schultern zuckte.

»Es ist neun Uhr, ihr solltet schlafen.« versuchte ich ihnen mittzuteilen, doch das interessierte sie herzlich wenig.

»Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte.« fing Marie an und ihre Schwester schloss sich an.
Weil mein Trommelfell zu platzen drohte, gab ich nach.

»Na schön, noch eine Folge, danach gehen wir aber schlafen.«

Wahnsinnig viel von dem Abenteuer der kleinen Prinzessin, bekamen sie aber nicht mit, da beide, keine drei Minuten später, anfingen zu gähnen. Als der Abspann lief, lehnte Marie schlafend an mir und ihre Schwester an ihr.

»Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen.« teilte ich Harry flüsternd mit und er grinste.

»Ich trage sie runter.« sagte er und ruhig und stand auf, um die Erste vorsichtig hochzuheben.
Ich hätte sie auch locker tragen können, aber dann hätte er sich wieder beschwert, weil ich in seinen Augen ja hochschwanger war. Als er wieder rauf kam, um Marie zu nehmen, ging ich mit runter. Liebevoll deckte ich die Beiden zu, nachdem er sie auf ihrer Matratze abgesetzt hatte. Harry verließ das Schlafzimmer wieder, während ich die Lampe auf dem Nachtkästchen anmachte. Ich hatte Angst, sie könnten plötzlich wach werden und dann wäre es dunkel. Nachdem ich mich hundert Mal versichert hatte, dass sie nicht runterfallen konnten und zugedeckt waren, ging ich raus. Zur Sicherheit ließ ich die Tür einen Spalt offen, damit wir hören konnten, falls irgendetwas los war. Mit einem Glas Wasser in der Hand, ging ich wieder nach oben. Harry wartete grinsend auf mich. Als ich näher zum Sofa kam, nahm er mir mein Getränk ab und stellte es auf den Couchtisch, um mich mit beiden Händen, zu sich zu ziehen. Überfordert ließ ich ihn einfach machen und setzte mich auf ihn.

»Bald haben wir ein Eigenes.« lächelte er mich an und hielt mich an den Hüften fest.
Offensichtlich wollte er auf unser eigenes Kind hinaus.

»Bald?« fragte ich amüsiert und er seufzte.

»Ja, in ein paar Monaten eben.« verbesserte er sich und zog mein Gesicht näher zu seinem.
Er fing an mich zu küssen und ich ließ mich vorerst darauf ein.

»Nein, stopp.« unterbrach ich ihn und löste mich.

»Solange wir Kinder hier haben, kein Rumgemache, Gegrabsche oder sonstiges!« befahl ich ihm und er legte verwirrt seinen Kopf schief.

»Was, wenn die irgendwas sehen, was sie nicht sehen sollen und dann komische Fragen stellen? Ich erkläre es ihnen sicher nicht!« nannte ich einen Grund und Harry lachte auf.

»Ich liebe dich.« grinste er und ich bekam einen Kuss auf die Stirn. 

Wir lagen noch eine Zeit lang auf dem Sofa und redeten über die Geburtstagsparty. Ich erzählte ihm, dass ich nicht wusste, wie ich es meinen Eltern sagen sollte. Ich hatte keine Ahnung, was ein guter Satz wäre, um jemandem eine Schwangerschaft mitzuteilen. "Hey Mama, Papa, ich bin schwanger!" war mir irgendwie zu... direkt? 

Nachdem wir eine ungefähre und halbe Lösung hatten, waren wir müde und machten uns auf den Weg ins Schlafzimmer. Die Kleinen atmeten hörbar und ihnen schien es gut zu gehen. Leise zog ich mich um und drehte mich dann zu Harry, welcher ausnahmsweise mehr, als nur Unterwäsche zum Schlafen trug. Wir diskutierten noch darüber, ob wir das Nachtlicht anlassen sollten und ließen es dann schließlich brennen. Müde legte ich mich ins Bett und schloss meine Augen. Ich konnte Harrys Hand spüren, wie sie nach mir tastete.

»Nicht vor den Kindern, Harold.« erinnerte ich ihn und er seufzte.

»Du bist so blöd.« lachte er leise und ich musste auch grinsen.
Kurz darauf schlief ich ein.

Ich wurde wach, weil etwas an meinem Arm zog. Überfordert öffnete ich meine Augen und sah Olivia vor mir stehen. Ihre kleinen Augen waren glasig und sie sah mich verängstig an.

»Was ist los?« fragte ich besorgt.

»Da waren ganz viele Schlangen und Spinnen, dann bin ich aufgewacht.« schluchzte sie und ich zog sie in eine Umarmung.

»Es war nur ein Traum.« beruhigte ich sie und sie nickte.

»Darf ich zu euch ins Bett? Ich gehe immer zu Mama und Papa, wenn ich Angst habe.« fragte sie und rieb sich ihre  Augen.
Natürlich ließ ich sie zu uns. Sie kletterte rauf und krabbelte in die Lücke, die zwischen mir und Harry frei war. 

Ich rüttelte an seiner Schulter, bis er wach wurde.

»Wie spät ist es?« war seine erste Frage und ich sah ihn an.

»Keine Ahnung!?« gab ich von mir.

»Was ist los?« fragte er dann und rieb sich ebenfalls über die Augen.

»Da liegt jetzt ein Kind zwischen uns. Ein Lebewesen. Bitte zerquetsch sie nicht.« teilte ich ihm mit und er sah auf Olivia herab, die er davor noch nicht bemerkt hatte.
Schlaftrunken hob Harry seinen rechten Daumen nach oben, als Zeichen dafür, dass er sie nicht überrollen würde und steckte seinen Kopf wieder in das Kissen.

»Ja, ich werde mein Bestes geben, aber warum liegt sie da?« murmelte er gegen seinen Arm.

»Sie hatte einen Albtraum.« beantwortete ich seine Frage und er sah auf.
Gähnend blickte er auf Olivias kleines Gesicht, die die Augen schon wieder geschlossen hatte.

»Soll ich noch ein bisschen mit ihr wach bleiben?« fragte er mich und ich musste lächeln.

»Du bist süß. Und jetzt geh weiterschlafen.« lehnte ich aber ab und er grinste, während seine Haare in alle Richtungen standen und seine Augenlider wieder zufielen.

Vorsichtig deckte ich die Kleine mit ihrer Decke zu und gab ihr, ihr Kissen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, schlief Marie friedlich, tief und fest, was mich beruhigte. Weil ich Sorgen hatte, dass Olivia wieder Angst bekommen könnte, wartete ich, bis sie einschlief. Ein paar Minuten später, hörte ich ihren Atem gleichmäßig gehen und legte mich selbst wieder hin. 

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt