chapter fourteen

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Müde rieb ich meine Augen. Ein Handyklingeln weckte mich. Harry und ich waren in der Nacht zuvor auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen, am nächsten Morgen lagen wir im Bett. Er musste mich hochgetragen haben. Gerade als ich mich von ihm löste um ans Handy zu gehen und endlich dieses nervige Geräusch zu stoppen, zog er mich wieder an sich. Er murmelte irgendetwas von liegenblieben und zu früh zum Aufstehen und ich musste lächeln.

»Harry. Ich muss rangehen, vielleicht ist es wichtig.« erklärte ich ihm und er ließ mich wiederwillig los.
Auf dem Bildschirm stand der Name von Camilas Mutter und ich ging verwirrt ran. Zeitgleich sah ich auf die Wanduhr. Sieben Uhr morgens, was hieß, dass es bei Camys Mutter in Wien Acht Uhr war.

»Ja, hallo?« ging ich ran.

»Melli? Hallo, ich bin es, Maryanna. Hat Camila sich in den letzten Stunden bei dir gemeldet?« fragte sie mich und klang sehr aufgelöst.
Camys Mutter war nie jemand, der schnell die Ruhe verlor. Irgendetwas musste passiert sein.

»Nein, hat sie nicht... Was ist los?« sprach ich besorgt.

»Ihr Flugzeug...« fing sie an und schluchzte plötzlich.
Mir schnitt sich die Luft weg. Ich ahnte, was sie mir sagen wollte und ein Kloss bildete sich in meinem Hals.

»Welches Flugzeug?« hinterfragte ich vorsichtig und hoffe, dass meine Befürchtung einfach falsch war.

»Camilas und Thomas' Flug... Er ist vom Radar verschwunden. Das Flugzeug ist weg.« weinte sie und ich musste schlucken.
Die erste Träne rollte über meine Wange und ich verstand gar nichts mehr. Das konnte nicht wahr sein. Mein Leben war ein schlechter Film. Unsere Leben waren schlechte Geschichten.

»Aber... Das kann doch auch was anderes heißen. Sie sind nicht...« versuchte ich ihr zu sagen.

»Ich weiß es nicht.« flüsterte sie nur und ich schluckte wieder.

»Ich sage dir sofort bescheid, wenn sie sich meldet.« sagte ich zu ihr und versuchte nicht in Tränen auszubrechen. Ich musste das kurz verarbeiten.

»Danke.« antwortete sie bevor sie noch einmal schluchzte und mit jemandem anderen redete.
Ich sperrte mein Handy und starrte vor mich. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Das musste ein schlechter Scherz sein. Weitere Tränen flossen über meine Wangen und ich fing an zu weinen. Harry neben mir setzte sich sofort auf und sah mich besorgt an.

»Melli, was ist los?« fragte er und sah mich voller Sorge an.

»Camilas und Thomas' Flugzeug... Ist weg. Es ist weg vom Radar.« sprach ich leise und versuchte es selbst zu verstehen.
Ohne auf seine Antwort zu warten nahm ich wieder mein Handy und googelte danach. Tatsächlich waren überall Zeitungsartikel und Breaking-News über das verschwundene Flugzeug. Seit fast zwei Stunden war es spurlos verschwunden. Mitten über dem Meer. So ein verdammt riesiges Ding konnte doch nicht einfach verschwinden! Während ich weinte, zog Harry mich an sich.

»Ich darf sie nicht verlieren, Harry.« flüsterte ich und Tränen fielen von meinen Wangen.

»Ich hatte abgesehen von meiner Familie niemanden außer Camila und Sam. Sam ist weg und Camy...« ich beendete meinen Satz und weinte einfach darauf los.
Ich malte mir alles möglich aus und konnte mich nicht mehr beruhigen. Das konnte nicht wahr sein. Da musste etwas nicht stimmen. Ein technischer Fehler oder so etwas. Verschwanden Flugzeuge nicht öfter Mal vom Radar? Das musste nicht heißen, dass es abgestürzt war, oder?
Mir schwirrten so viele Gedanken durch den Kopf und ich kam mir verarscht vor. Hintergangen vom Schicksal und vom Leben. Camy und Thomas waren an zwei Orten in den Flitterwochen und dieses Flugzeug hätte sie zum anderen bringen sollen.

»Melli, das ist alles bestimmt nur ein Missverständnis. Ihnen geht es gut und alles wird gut.« rede Harry auf mich ein und ich schüttelte den Kopf.
Ein paar Momente später, sprang ich auf und fing an meinen Koffer zu durchwühlen, ich wollte mich anziehen. Ich stand mitten im Raum und sah mich im Zimmer um. Wo war meine Hose?

»Was tust du?« fragte der Größere mich verwirrt.

»Ich muss nach Wien.« sagte ich knapp und suchte weiter.
Plötzlich spürte ich zwei Arme die sich um meine Oberschenken schlangen. Harry hob mich über die Schulte und legte mich aufs Bett. Ich zappelte und versuchte wegzukommen, er war aber stärker.

»Melli, hör mir zu. Sieh mich an.« während er sprach, sah er mir tief in die Augen.
Ich setzte mich aufgelöst auf und wollte eigentlich wieder aufstehen, gab ihm aber eine Chance zu reden.

»Es ist bestimmt nichts Schlimmes passiert. Bleib hier. Was machst du denn dann alleine in deiner Wohnung? Es ändert nichts, ob du hier oder in Wien bist. Bitte, bleib hier.« redete er weiter auf mich ein und ich seufzte.
Er hatte Recht. Doch ich hatte Panik, ich hatte Angst. Ich konnte nicht noch jemanden den ich liebte verlieren.

»Hör mir zu.« sprach Harry weiter und versuchte meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken »Ich gehe dir jetzt einen Tee machen, damit du dich beruhigst. Und du bleibst jetzt einfach liegen und beruhigst dich.«
Ich nickte und er sah mich weiter an.

»Atme tief durch, alles wird gut. Versprich mir, dass du jetzt nicht ausrastest. Wir wissen noch Nichts davon genau. Es kann auch nichts passiert sein. Vielleicht fliegt das Flugzeug gerade ganz normal zum nächsten Flughafen und ist einfach nicht am Radar.« erklärte er mir ruhig und ich nickte.

»Ok.« flüsterte ich und sah ihm in die Augen.

»Gut.« antwortete er ebenfalls leise und gab mir einen Kuss auf die Stirn bevor er aus dem Zimmer ging.
Ich nahm wieder mein Handy und suchte nach mehr Informationen.
"Die Experten waren zuerst fest davon überzeugt, dass dem Flugzeug nichts passiert war. Doch als nach mehreren Versuchen die Verbindung nicht wieder da war, fingen sie an zu zweifeln. " las ich in einer Zeitung und ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich scrollte weiter durch die Berichte und die Schlagzeilen wurde immer schlimmer und übertriebener.
"Flugzeug von Terroristen entführt?"
"Flug A628 über dem Meer abgestürzt!"
"Suchtruppe über dem Atlantik unterwegs!"
Kopfschüttelnd verließ ich den Browser wieder und ging auf Twitter, weil dort solche Nachrichten immer thematisiert wurden. Tatsächlich war das Thema in den Trends. Alle schrieben über das verschollene Flugzeug. Kurz darauf kam Harry wieder ins Zimmer mit einem Tablett. Darauf war ein Frühstück für uns beide. Er war so süß, ich verdiente diesen Mann nicht.

»Gibt es schon was Neues?« fragte er mich und ich schüttelte meinen Kopf während ich einen Schluck Kaffee nahm.

»Ich habe solche Angst, Harry.« sagte ich leise und er nahm mich wieder in den Arm.
Wir wurden unterbrochen von einem Handy. Ein weiterer Anruf.

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt