Von den ganzen Gedanken bekam ich Kopfschmerzen. Ich rieb mir meine Schläfen und stand auf. Langsam ging ich ins Bad und wühlte in meiner Kosmetiktasche nach Tabletten. Ich nahm eine in den Mund und wollte sie gerade mit Wasser schlucken, als es mir einfiel. Ich war schwanger! Sofort spuckte ich sie aus und atmete durch. Ich war schwanger... Seufzend nahm ich die Verpackungsbeilage und las, ob man die während der Schwangerschaft überhaupt nehmen durfte. Lautlos hob ich meinen Blick und sah mich selbst im Spiegel an. Sollte mein Leben wirklich so aussehen? Während ich schwanger war, musste ich auf tausende Dinge achten und wenn das Kind dann da war, musste ich auf Millionen Kleinigkeiten beim Baby achten. Ich wusch mir mein Gesicht mit kaltem Wasser und las dann den Zettel weiter.
Schließlich fand ich es: "Nehmen Sie dieses Arzneimittel NICHT in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft ein. - Vermeiden Sie die Anwendung dieses Arzneimittels in den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft, außer, Ihr Arzt weist Sie anders an."
Wütend stopfte ich es wieder in den kleinen Karton und schmiss es in meine Kosmetiktasche. Ich konnte als nichts gegen meine Kopfschmerzen machen, toll. Hörbar seufzend kam ich wieder zum Bett und legte mich hin. Ohne irgendetwas zu hinterfragen, legte Harry seine Arme um mich und zog mich an sich.Stunden lang lagen wir beide wach im Bett. Niemand sprach, weil jeder in seinen eigenen Gedanken versunken war. Irgendwann morgens, als die Sonne schon wieder dabei war aufzugehen, hörte ich Harry neben mir leise und gleichmäßig atmen. Vorsichtig löste ich mich von ihm und stand auf, um auf die Terrasse zu gehen. Ich brauchte frische Luft. Wieder ließ ich mich mit meinem Handy, auf einem der Sessel nieder. Großartig, ich hatte die Nacht durchgemacht und musste in weniger als drei Stunden zu einem Dreh. Hoffentlich hatten die irgendetwas, womit sie meine Augenringe gut abdecken konnten, dachte ich mir.
Als ich auf mein Smartphone sah, blinkte eine Nachricht von Camila auf. Sie fragte, wie es mir ging. Ich schrieb mit ihr und erklärte ihr, dass ich immer noch keine Ahnung hatte, wie es weiter gehen würde.
Ich hatte die ganze Nacht wachgelegen und war trotzdem nicht zu einer Lösung gekommen. Ehrlich gesagt wusste ich nicht mal, wo ich mit den Lösungen hätte anfangen sollen. Denn die Größte und Wichtigste aller Entscheidung, die über alles Folgende urteilte, stand nicht fest. Ob ich das Kind behielt, oder nicht.
Weil ich mich mit Schwangerschaften das letzte Mal im Biologie Unterricht in der achten Klasse beschäftigt hatte, googelte ich einige Sachen. Kleinigkeiten bei denen ich mir nicht mehr sicher war. Ich informierte mich auch über die Abtreibung. Nach einer Zeit landete ich auf Seiten, auf denen Frauen schrieben, wie verzweifelt sie versuchten schwanger zu werden und es nicht konnten. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, darüber nachzudenken. Eigentlich war es absolut nicht fair. Paare die sich nichts mehr als ein Baby wünschten, bekamen keins und welche die absolut nicht bereit waren, schon. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, das Kind nach der Geburt zur Adoption freizugeben, aber das verwarf ich sofort wieder. Das wäre schlimmer gewesen, als es abzutreiben.
Ich schrak auf, als mein Handy in meiner Hand läutete, weil er Wecker losging. Seufzend stand ich auf und ging wieder rein. Harry lag auf dem Bett und schlief friedlich. Na, wenigstens einer von uns. Ohne viele Geräusche zu machen, nahm ich meine Sachen und verschwand damit im Bad. Ich stelle mich unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich hinabprasseln. Meine Kopfschmerzen wurden weniger und ich fühlte mich besser. In Gedanken verloren, trocknete ich mich ab und zog mir Unterwäsche an. Im Augenwinkel sah ich meine Umrisse im Spiegel und ich blickte auf. Ich stellte mich seitlich hin und betrachtete meine Körper. Mir kam es so vor, wie als ob mein Bauch doppelt so groß war, wie sonst immer. Was natürlich nur Einbildung gewesen sein konnte. Ich musterte kopfschüttelnd meine Hüften. Schon seitdem ich fünfzehn oder sechzehn war, hatte ich immer zu Sam und Camila gesagt, dass ich niemals Kinder bekommen konnte, weil die nicht durch mein Becken gepasst hätten. Fünf Jahre später, stand ich dort. Schwanger, mit dem selben, schmalen und kinderunfreundlichen Hüftumfang.
Weil mir einfiel, dass ich mich eigentlich fertig machen sollte, zog ich mich an und putzte meine Zähne. Ich verließ das Bad und sah in den Raum. Harry lag auf dem Bauch und sein linker Arm hing vom Bett. Er sah total fertig aus. Leise lachte ich auf und nahm mein Handy, um ein Foto davon zu machen. Nachdem ich das erledigt hatte, ging ich auf ihn zu und streichelte über seine Wange.
![](https://img.wattpad.com/cover/137798647-288-k971239.jpg)
DU LIEST GERADE
love destroyed through truth 2 | [H.S.]
FanfictionEr war zurück und mit ihm, ihre Ängste. Genauso wie er vor über einem halben Jahr, plötzlich in Mellis Leben getreten war, tat er es wieder. Sie bemühte sich, ihn aufrichtig zu lieben, doch Harrys Auftauchen, lüftete neue Geheimnisse. Während ihrer...