chapter forty-four

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Es dauerte keine zehn Sekunden und Harry wurde direkt in ein Gespräch, in der Frauenrunde verwickelt. Er schien aber nicht so, wie als ob er genervt war, im Gegenteil. So charmant wie er war, verstand er sich auf Anhieb prächtig mit allen. Nicht nur mit meiner Oma, sondern auch mit meiner Tante, meiner Mutter, Freundinnen von meiner Mutter, der Nachbarin meiner Großtante. Jeder liebte Harry. Wir standen eine gute Viertelstunde einfach dort und unterhielten uns locker mit den paar Gästen, die dort standen.

»Ich gehe mal den Papa suchen und sage ihm, dass ihr beiden da seid.« sagte meine Mutter zu mir und verließ uns.

So neugierig wie sie alle waren, fragten sie Harry über seine Karriere aus und stellten ihm die Fragen, die er ständig beantworten musste, wenn er sagte, dass er Sänger war. Er schien aber nicht genervt zu sein, was ich an seiner Stellte absolut gewesen wäre.

Nach weiteren fünf Minuten, tauchte meine Mutter wieder auf und ich sah, bei wem sie sich eingehackt hatte. Sie zog meinen Vater mit sich mit, der anfing zu lächeln, als er mich sah. Er umarmte mich herzlich und ich grinste. Ich hatte ihn länger nicht mehr gesehen. Eigentlich niemanden meiner Verwandten. Während der Umarmung, wünschte ich ihm alles Gute zum Geburtstag woraufhin er noch mehr strahlte.

»Papa, das ist Harry.« fing ich an und deutete auf den etwas nervösen Mann neben mir.
Sofort wurde mein Vater ernster und ich musste fast seufzen.

»Harry, das ist mein Papa.« nickte ich in die Richtung von meinem Vater, während ich zu Harry sah.

»Freut mich wirklich sehr Sie kennenzulernen und alles Gute zum Geburtstag.« entgegnete Harry freundlich und streckte seine Hand aus.
Mein Vater schüttelte sie und sah ihn streng an.

»Danke. Und ja, mich auch.« antwortete er knapp, aber trotzdem freundlich. Hoffe ich zumindest.
Ich wartete darauf, dass er Harry das Du anbot, tat er aber nicht. Wahrscheinlich wollte er ihm einfach nur etwas Angst machen.

»Ich will euch dann später etwas erzählen, wenn ihr kurz Zeit habt.« schnitt ich vorsichtig das Baby-Thema an und meine Eltern nickten einverstanden. Soweit so gut, dachte ich mir.
Wir waren fast eine Stunde auf der Party und es war noch nichts allzu Peinliches passiert. Harry schien sich sehr wohl zu fühlen, und ließ sich in Gesprächen mit allen möglichen Leuten verwickeln. Ich war froh, dass er so eine offene und herzliche Person war. Meine Angst, dass er von meiner schrägen Familie verstört sein konnte, legte sich auch mit der Zeit.

»Hast du es ihnen schon gesagt?« fragte meine Schwester Nadja mich, als wir zusammen vor dem Spiegel, auf der Frauentoilette standen.
Ertappt schüttelte ich meinen Kopf und kaute auf meiner Unterlippe rum.

»Oh mein Gott, Melanie, jetzt hab doch nicht so eine Angst davor! Sie werden sich freuen! Papa wird am Anfang wahrscheinlich noch ein bisschen rumspinnen, aber dann kriegt er sich wieder ein. Und Mama wird sich sowieso nur freuen. Du kannst von Glück reden, wenn sie nicht in der Sekunde, in der sie es erfährt, losrennt, um Babysachen zu kaufen.« lachte sie und ich stimmte mit ein, weil sie wohl Recht hatte.
Mein Vater würde wahrscheinlich zuerst nicht ganz begeistert sein, aber dann total aufgeregt werden, weil er Opa werden würde.

Gestärkt von dem Gespräch mit Nadja, verließ ich die Toiletten und sah mich nach Harry um. Ich entdeckte ihn etwas weiter weg, neben meinem Vater und ein paar seiner Kollegen. Er trank mit ihnen und ich wusste schon, wer von uns beiden fahren musste. Aber ich hatte dank dem Ding in meinem Unterleib, eh nicht vorgehabt, zu trinken. Harry war nicht die Art von Mensch, die sich oft oder gerne betrank. Vermutlich hatte ihm jemand etwas angeboten und er wollte einfach höflich sein, und es nicht ablehnen. Ich ging auf sie zu und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf mich.

»Könnt ihr bitte schon mal rausgehen, ich gehe Mama suchen und dann können wir kurz reden.« bat ich sie und sie nickten synchron.
Ich drehte mich um meine eigene Achse und sah umher. Wo würde ich hingehen, wenn ich meine Mutter wäre, dachte ich mir und ging durch die ganzen Leute.

Als ich sie endlich fand, folgte sie mir hinaus und fragte mich auf dem Weg dorthin, die ganze Zeit, was denn los sei. Plötzlich passierte alles schneller, als es mir lieb war. Harry, mein Vater, meine Mutter und ich standen draußen. Wir waren alleine und bis auf die dumpfe Musik und das leise Gelächter von drinnen, hörte man nichts. Sie sahen mich an und ich sah sie an. Hilflos blickte ich zu Harry, der neben mir stand. In meiner Panik griff ich nach seiner Hand und drückte sie fest.

»Mama, Papa. Ich... Wir... Also ich, aber wir beide wollen euch etwas sagen.« fing ich an und realisierte, wie schlecht ich eigentlich in sowas war.

»Ich hätte es euch auch per Telefon sagen können, aber das war zu unpersönlich.« redete ich drumherum und beide schienen zu wollen, dass ich endlich zum Punkt kam.

»Mama, Papa. Ich bin schwanger.« ließ ich die Bombe dann schließlich platzen.
Meine Mutter hielt sich die Hände vor den Mund und sah mich mit großen Augen an.

»Was?« fragte sie ungläubig, worauf ich nickte.

»Bist du denn glücklich?« wollte mein Vater wissen und ich sah ihn an.

»Ja, sehr.« nickte ich und er schien es zu verstehen.

»Herzlichen Glückwunsch!« stieß meine Mutter aus und umarmte sowohl mich, als auch Harry.

»Ich freue mich für euch!« strahlte sie und schniefte dabei.

»Zum Glück, bist du mir sympathisch.« witzelte mein Vater und klopfte kurz auf die Schulter, meines Freundes.

Meine Eltern bestanden darauf, dass wir zu viert essen gehen mussten, nachdem sie von ihrer Geburtstags-Reise zurück waren.
Auf dem Weg nach drinnen, baten wir meinen Vater, das Geschenk von uns, schon als erstes zu öffnen. Und weil mein Papa nicht mein Papa wäre, wenn er nicht alles dramatisch machen würde, ließ er den DJ, das Geschenk ankündigen. Alle Augen schienen auf ihn und die dunkelrote Schachtel gerichtet zu sein. So wie ich es mir gedacht hatte, freute er sich unglaublich und hatte Freudentränen in den Augen. Er bedankte sich bei mir, als ich ihm dann sagte, dass das Geschenk aber zum größten Teil von Harry organisiert war, nahm er ihn in den Arm. Es war zwar eine männliche Klopf-Umarmung, aber trotzdem eine nette Geste.

Mit einem guten Gefühl und überglücklich hackte ich mich bei Harry ein und wir verließen die Halle. Meine Eltern unterstützten mich, sie wussten, dass ich ein Kind bekam, sie mochten Harry. Meine ganze Familie war begeistert von ihm. Besser hätte der Abend nicht verlaufen können. Und das Trikot, hatte alles getoppt. Ich blieb einfach mitten auf dem leeren Parkplatz stehen und hielt den Größeren neben mir somit auch auf.

»Ich liebe dich.« hauchte ich und sah zu ihm auf.

»Ich liebe dich.« entgegnete er ebenfalls leise und kam mir näher.
Ich bekam einen flüchtigen Kuss und wir setzten den Weg zum Auto fort. Während Harry auf dem Beifahrersitz zur Musik abging, fuhr ich konzentriert aus der Einfahrt.

»Das hätte nicht besser laufen können. Ich glaube, die bestehen alle darauf, dass du ab jetzt immer, zu allen Familientreffen und Essen mitkommst.« lachte ich und er stimmte mit ein.

»Verständlich. Ich bin einfach toll.« sagte er selbstgefällig und ich lachte auf.

»Idiot.« murmelte ich und er lächelte ebenfalls.

Wieder in meiner Wohnung angekommen, zogen wir uns beide einfach nur unsere Klamotten aus, und warfen uns ins Bett.

»Ich bin so müde.« gähnte ich und zog somit alles in die Länge, was ich sagte.
Als Antwort bekam ich nur ein zustimmendes Nicken.

»Jetzt wo keine Kinder mehr da sind...« murmelte Harry und rutschte mir näher.
Er kniff mir in meinen Po, worauf ich genervt aufseufzte. Er war schon echt ein Dummkopf.

Wir kuschelten uns aneinander und so fiel ich in einen schönen Schlaf.

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt