chapter sixty

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»Was ist los mit dir?« wollte ich wissen und er war still.
Ich dachte nach, als es Klick machte.

»Harry, hast du getrunken?« fragte ich ihn und bekam vorerst keine Antwort.

»Nein.« sagte er dann und ich konnte ihm nicht glauben.

»Warum tust du das? Was ist bitteschön in dich gefahren? Wo ist der Mann, den ich liebe?«
Mir stiegen Tränen in die Augen.

»Er ist hier. Hier bin ich. Bitte komm zu mir. Bitte flieg her. Ich hol dich auch vom Flughafen ab.«, bat er mich und seine Stimme klang plötzlich wieder weich.

»Nein! Ich fliege jetzt nicht einfach so für dich nach London! Du hast dich Wochen lang nicht mehr gemeldet, bist mir überall entfolgt, hast nicht ein einziges Mal gefragt, wie es den Babys geht, nichts! Und da erwartest du, dass ich dir jetzt sofort wieder zu Füßen liege, sobald du anrufst, Harry?« wurde ich lauter.

»Melli es tut mir leid, bitte komm her und ich mache alles wieder gut. Wenn du nicht herkommst, komme ich zu dir.« sagte er und ich lachte wieder auf.

»Nein, ich fliege jetzt nirgendwo hin und du bleibst auch da, wo du gerade bist! Ich habe morgen einen Job auf Kreta und bin weg, für drei Tage, also nein!« gab ich wütend von mir und er war ruhig.
Er schwieg und ich sagte auch nichts mehr. Wir waren beide einfach still und ich hörte sein Atmen am anderen Ende der Leitung.

»Es tut mir leid. Ich liebe dich.« kam es kaum hörbar von ihm.
Ich antwortete nicht und wartete darauf, dass er noch etwas sagte oder auflegte.

»Ich liebe dich über alles.« waren seine letzten leisen Worte, bevor er auflegte.
Ich setzte mich auf den Terrassenstuhl und zog meine Beine an mich. So sehr ich versuchte es zu unterdrückten, ich konnten nicht. Tränen rollten über mein Gesicht. Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß und mir die Seele aus dem Leib weinte, als plötzlich die Balkontür aufging. Vladimir kam mit zwei Tassen in den Händen und Süßigkeiten unter seinem Arm geklemmt raus. Er stellte alles auf dem kleinen Tisch ab und breitete seine Arme aus, in die ich mich lehnte. In seiner Umarmung fing ich nur noch mehr zu weinen an. Ich spürte wie mein Bauch, der schon etwas wuchs, gegen ihn drückte.

»War es der, der ich denke, dass es ist?« fragte er, worauf ich nickte.

»Hast du es gehört?« wollte ich wissen und er schüttelte seinen Kopf.

»Ich habe den Livestream beendet und dann nur gesehen, dass du wütend ausgesehen hast.« erzählte er mir und ich nickte in seine Schulter.
Wir lösten uns und ich erzählte ihm, was Harry gesagt hatte. Er tröstete mich und sagte mir, dass er sich schon wieder beruhigen würde. Stundenlang saßen wir draußen und redeten. Vladimir versuchte mich auf andere Gedanken und zum lachen zu bringen. Als wir uns um fast drei Uhr nachts ins Bett legten, lag ich noch lange wach und dachte nach. Wo sollte das mit Harry und mir eigentlich hinführen? Seufzend nahm ich mein Handy und ging, wie so oft in den vergangenen Tagen, auf irgendwelche Apps und sah mir an, was Leute posteten. Ich folgte allen möglichen anderen Models, Sängern und Schauspielern. Während ich mir so ansah, wie glücklich alle schienen, kamen mir die Tränen. Harry und ich hatten absolut keine ernsthaften Probleme, aber wir machten es uns trotzdem so schwer.
Irgendwann schlief ich ein und wachte am nächsten morgen sogar ziemlich ausgeschlafen auf. Ich drehte mich nach links und fand eine leere Betthälfte vor. Verwirrt stand ich auf und öffnete die Tür des Schlafzimmers. Ich hörte leise Musik und ein Brutzeln aus der Küche. Langsam lugte ich hinein und sah wie Vladimir dort stand und Rührei machte.

»Sollte ich nicht Frühstück machen? Immerhin bist du der Gast.« fragte ich musste lachen, als er vor Schreck zusammenzuckte.

»Oh mein Gott, du hast mich so erschrocken.« teilte er mir mit und ich grinste.

»Du weißt, dass ich gerne koche. Und ich hatte gerade eh nichts Besseres zu tun.« zuckte er mit den Schultern.
Ich ging um ihm herum und nahm mir eine Tasse, um mir Kaffee zu machen.

Er hob eine Augenbraue und beobachtete meine Tat, »Darfst du als Schwangere überhaupt Kaffee trinken?«

Nickend antwortete ich, »Ja, ich sollte täglich nur nicht mehr als dreihundert Milligramm Koffein zu mir nehmen. Das sind zwei Tassen, glaube ich. Keine Ahnung.«

Wir frühstückten und überlegten, wie wir unseren letzten gemeinsamen Tag in Wien verbringen sollten. Ich wollte Bootfahren gehen, in meiner Heimatstadt und er wollte ins Kino. Also beschlossen wir, einfach beides zu machen. Nach dem Frühstück sahen wir uns YouTube-Videos an, weil wir noch etwas auf der Couch liegen wollten. Danach zogen wir uns an und gingen nach unten zu meinem Auto. Der Ort in dem ich aufgewachsen war, hatte einen sehr schönen See, auf dem man sich Boote leihen konnte. Ich wollte immer mit Harry dort hin, aber irgendwie hatten wir es nie gemacht.

»Wow, das ist echt schön.« gab Vladimir von sich, als wir beim Wasser waren, nachdem wir den ganzen Park überquert hatten.
Während ich ein Boot für eine Stunde mietete, weil ich darauf bestand zu bezahlen, machte er Fotos.

»Das wird so gut in meinem Instagram-Feed aussehen!« freute er sich und ich lachte laut auf.

Weil er das Motorboot unbedingt fahren wollte, ließ ich ihn lehnte mich entspannt zurück. Auch ich machte ein paar Bilder. Wir lachten über Enten und redeten über die verschiedensten Sachen. Nach einer halben Stunde schlug ich etwas vor.

»Wir machen jetzt einfach noch einen Livestream!« sagte ich und er sah mich schief an.

»Denkst du, dass das schlau ist, nachdem jetzt sowieso schon jeder denkt, dass wir zusammen sind?« wollte er wissen und ich nickte.

»Ich habe letzte Nacht nachgedacht und mir ist klargeworden, dass es nicht schlau von mir ist, mich zu verstecken. Immer wenn es dumme Gerüchte über mich gibt, verstecke ich mich davor und dann denkt jeder, dass es stimmt. Genaugenommen verstecke ich mich, seitdem ich in der Öffentlichkeit stehe.« erklärte ich ihm und er nickte.

»Ja, wahrscheinlich tust du das, weil du damals einfach mehr oder weniger ins Rampenlicht geschmissen wurdest. So von einem auf den anderen Tag. Und von der ersten Sekunde an, wurdest du mit Harry in Verbindung gebracht.« fügte er hinzu und er hatte Recht, so war es gewesen.
Man wusste damals nichts über mich, ich war plötzlich einfach da und "Harry Styles' Freundin". Und die ganzen Informationen, die den Leuten über mich fehlten, erfanden sie selbst, was mir aber zu schaffen machte. Es machte mich fertig, genaugenommen. Ich wäre gerne eine von den Personen gewesen, denen es egal war, was andere sagten und dachten, doch ich war es wohl nicht. 

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt