chapter fifty-eight

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Nachdem wir gefrühstückt hatten, überzeugte Vladimir mich davon, dass wir shoppen gehen sollten.

»Ich will mir Babysachen anschauen! Ich liebe Babys.« schwärmte er vor sich hin und ich gab nach.
Ich war noch nicht mal im dritten Monat und ging Sachen für meine Babys anschauen, mit einem Mann, der nicht der Vater der Kinder war. Ich hatte meine Leben absolut und zu hundert Prozent unter Kontrolle.
Nachdem ich geduscht hatte, fing ich an, mich zu schminken, während Vladimir in der Zwischenzeit im Bad war. Gegen Mittagszeit verließen wir meine Wohnung und unser erstes Ziel, war ein Restaurant. Er wollte italienisch essen. Ich wollte aber etwas Chinesisches zum Mittagessen, und ich fuhr das Auto in dem wir saßen, weswegen wir kurz darauf, vor meinem Lieblingsasiarestaurant standen.

»Wow, so setzt du deine Meinung also durch?« lachte er und schnallte sich ab.

Fast eine Stunde später, war ich so voll, dass ich kaum noch gehen konnte.

»Ich kann nicht mehr. Wenn ich jetzt auch nur einen Krümel esse, platze ich.« seufzte Vladimir und ließ sich in den Autositz fallen, während er sich über den Bauch rieb.

»Mhm.« stimmte ich zu und startete den Wagen.
Wir hatten beide definitiv zu viel gegessen, aber es schmeckte einfach zu gut.

»Wir sind so schlechte Models.« kam es vom Beifahrersitz, wobei er das letzte Wort witzig betonte, dass ich auflachte.

Wir kamen bei der Einkaufsstraße an und wir bewegten uns vorerst, nur in einem langsamen Tempo. Wir gingen in die ersten paar Geschäfte und ich sah direkt das ein oder andere Teil, was ich schön fand. Irgendwann gingen wir an dem ersten und einzigen Babygeschäft der Straße vorbei. Ich fühlte mich unglaublich beobachtet und wollte dort nicht rein. Nach einer kurzen Diskussion, gingen wir dann schließlich hinein.

»Ich will was für deine Babys kaufen! Als Geschenk. Wer weiß, wann wir beiden mal wieder die Zeit aufbringen, uns zu sehen. Bis dahin sind die Babys ja schon dreißig und haben eigene Kinder!« lachte der Größere und ich stimmte mit ein.
Wir betraten den Laden und er stellte sich als viel geräumiger heraus, als er von außen aussah. Direkt kam eine Verkäuferin zu uns, die fragte, ob wir Hilfe brauchten, was wir verneinten. Das Gefühl, dass uns jemand verfolgte, ließ mich nicht los. Wir gingen durch das Geschäft und sahen einige hübsche Sachen.

»Okay... Etwas geschlechtsneutrales, was aber trotzdem süß und modisch ist, hm...« grübelte Vladimir vor sich hin, während er durch die Klamotten sah.

»Der Geburtstermin ist der neunte Mai, hast du gesagt?« wollte er wissen und ich nickte.

»Okay, dann brauchen wir vorerst keine Wintersachen.« schlussfolgerte er.

»Ich möchte dich nochmal daran erinnern, dass kein einziger Mensch, so früh schon, Babysachen kauft!« lachte ich und er schüttelte nur seinen Kopf und sah sich weiter um.
Wir blieben vor einem großen Regal, mit unzähligen Babybodys darin, stehen, und Vladimir quiekte auf. Er hatte einen dunkelblauen Body in der Hand, auf dem "Hello, I'm new here!" stand.

»Oh mein Gott, wie süß ist das denn?« gab der eigentlich erwachsene Mann neben mir, in einer sehr hohen Stimme, von sich.
Er nahm den Body zwei Mal, in weiß, für Neugeborene.

»Ich sage es nochmal, du musst nichts kaufen.« teile ich ihm mit, aber er ignorierte mich und ging weiter zu den Babyschuhen.

»Och Gott schau mal, die haben mini Adidas-Schuhe!« war seine Antwort.
Während er sich die Schuhe genauer ansah, nahm ich ihm die Bodies aus der Hand und sah mir den Preis genauer an. Die kosteten fast vierzig Euro das Stück. Dieses Geschäft war mehr, als nur überteuert.

»Hast du mal auf den Preis geschaut? Allein die zwei kosten zusammen fast achtzig Euro!« flüsterte ich dem größeren zu und er winkte nur ab.

»Ey, man hat nicht immer die Möglichkeit, jemandem Babysachen zu schenken, also sei still und sag mir, ob die Schuhe süßer in schwarz oder in weiß sind.« sagte er und sah mich dabei kein einziges Mal an.
Konzentriert sah er auf die kleinen Schühchen in seinen Händen und drehte sie zwischen seinen Fingern.

»Ich glaube schwarz ist süßer.« entschied er dann für sich selbst, bückte sich und sah durch die Größen, auf den Kartons.

»Oh nein, die fangen erst ab fünf Monaten an!« stellte er fest und sah zu mir auf.

»Ja, weil ein Baby, was jünger, als ein Jahr ist, auch keine Schuhe braucht!« lachte ich und er sah wieder weg.

»Okay, dann nehme ich die für Einjährige. Die wachsen da schon rein.« sagte er und nahm zwei Kartons, was ich wieder nur mit einem Kopfschütteln kommentierte.

»Du bist wirklich komplett wahnsinnig.« ließ ich ihn wissen und er grinste mich nur an. 

Über eine Stunde später, verließen wir das Geschäft mit zwei Bodies, zwei Paar Schuhen, Söckchen und Mützchen. Der kleine Einkauf hatte ein halbes Vermögen gekostet, aber Vladimir bestand darauf, es zu bezahlen, weil er es mir schenken wollte. Er sagte, er würde der coole Onkel meiner Kinder, der eigentlich gar kein Onkel war,werden.

Nachdem wir in einige weitere Geschäfte gegangen waren, bekamen wir wieder Hunger, da unser letztes Essen, schon Stunden her gewesen war. Wir ließen uns in einem, der unzähligen Restaurants der Einkaufsstraße nieder, und bestellten etwas.

»Ich weiß nicht, ob ich vielleicht verrückt werde, aber ich habe schon den ganzen Tag das Gefühl, dass wir beobachtet werden.« teile ich meinem Gegenüber mit und er nickte.

»Ich auch.« gab er zu und ich seufzte.
Genervt sah ich mich um, doch es schien uns niemand besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken. Aber die Tatsache, dass Vladimir auch das Gefühl hatte, ließ mich wenigstens sicher sein, dass ich es mir nicht einbildete. 

Nach dem Essen machten wir uns wieder auf den Weg, zu meinem Auto, und fuhren nachhause. Das ganze Gehen hatte mich fertig gemacht, weswegen ich direkt nach oben stürmte, und mich auf das Sofa schmiss. Wir redeten etwas und dann wurde es still, weil wir beide in unsere Handys vertieft waren.

»Wollen wir einen Instagram-Livestream machen? Ich mache das immer mal wieder und ich glaube, mit dir wäre das witzig.« fragte er mich plötzlich und brach die Stille.
Ich zuckte mit den Schultern.

»Ja, wieso nicht? Später können wir einen machen.« sagte ich und dachte mir nicht wirklich etwas dabei.
Ich sah wieder auf mein Handy, als ich plötzlich einen Link von Camila bekam.

»Scheiße...« murmelte ich und verdrehte meine Augen, während ich das Display zu Vladimir drehte.
Eine große dicke Schlagzeile, mit einem Bild von mir und ihm, im Babygeschäft. Natürlich spekulierte man gleich, ob ich schwanger war.

»Oh fuck.« kam es von ihm und er sah mich besorgt an.
Mein Gehirn ratterte auf Hochtouren und ich suchte nach einem Ausweg.

»Schreib auf Twitter, oder so, dass deine Schwester schwanger ist!« schlug er vom anderen Ende der Couch vor, und ich nickte.
Ich öffnete die App und dachte über einen Tweet nach, der halbwegs witzig war, um vom Ernst der Lage abzulenken. 

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt