chapter sixty-eight

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"Harry, wenn du nicht dafür verantwortlich bist, dann werde ich gerade irgendwohin verschleppt, wo meine Organe wahrscheinlich verkauft werden! Bitte." schrieb ich und wollte einfach nur von ihm hören, dass ich gerade auf dem Weg zu ihm war.

"Ich habe keine Ahnung, was du gerade versuchst, mir mitzuteilen. ;)" und spätestens wegen dem provokanten Smiley wusste ich, dass er mich wohl zu ihm fliegen ließ. Wut packte mich und ich fing an eine Antwort zu verfassen.

"Es ist nicht witzig! Ich hatte Angst! Und wenn du jetzt denkst, dass ich dir verzeihe und alles wieder gut ist, nur weil du mich an irgendeinen komischen Ort bringen lässt, hast du dich getäuscht! Ich werde nämlich sicher nicht irgendwo in Australien mit dir sitzen und so tun, wie als ob du die letzten Wochen ganz normal für mich da warst."
Ich drückte auf Senden und sperrte mein Handy wieder. Was fiel diesem Idioten eigentlich schon wieder ein? Dachte er, dass ein schöner Urlaub alles wiedergutmachen würde? Mein Handy leuchtete auf und ich sah erneut runter.

"Woher willst du wissen, dass du nach Australien fliegst?"

"Ist das alles was du dazu zu sagen hast, Harry?" haute ich auf mein Display ein, während ich tippte.

Nachdem ich abgesendet hatte, saß ich stundenlang einfach still rum und wartete auf eine Antwort, die nicht zu kommen schien. Zwischendurch scrollte ich durch einige Apps und langweilte mich. Ich hatte keine Ahnung, über welchem Land wir uns befanden. Und weil das nette Flugpersonal ja nicht die Erlaubnis hatte, mir irgendwelche Informationen zu geben, musste ich es selbst herausfinden. Ich versuchte mein Handy orten zu lassen, wo ich mich  befand. Es zeigte mir an, dass ich über Pakistan war. Ab da sah ich alle paar Minuten nach, wo wir uns befanden. Und spätesten ab dem Zeitpunkt, wo wir über Indien flogen, war ich mir sicher gewesen, dass ich auf dem Weg nach Australien war. Mein Handyakku ging langsam aber sicher leer und ich wusste nicht, wo ich ein Ladekabel herbekommen sollte. Ich fing an darüber nachzudenken, dass ich genaugenommen nichts bei mir hatte. Weil mir alles aussichtslos schien, lehnte ich mich zurück und versuchte zu schlafen.

Ich blinzelte und sah mich um. Es war kein Traum gewesen, ich befand mich immer noch im Flugzeug. Um mich herum war alles hell und tat in meinen Augen weh.

»Kaffee?« fragte mich plötzlich die tiefe Stimme von Lincoln und ich sah zu ihm auf.
Ich schüttelte meinen Kopf und streckte mich.

»Aber ein Glas Wasser wäre ganz nett.« teilte ich ihm mit und deutete auf den Krug, der sich in seiner Nähe befand.
Er schenkte mir etwas ein und reichte es mir, worauf ich es danken annahm.

»Ich weiß jetzt übrigens, dass Harry euch geschickt hat.« gab ich von mir und beide sahen auf.

»Wer ist Harry?« fragte Michael und sah zu seinem Kollegen, der daraufhin auflachte.
Ich rollte mit meinen Augen und fing an, Fragen zu stellen.

»Und was genau ist euer Job? Als was definiert man Menschen verschleppen und zwanzig Stunden in einem Flugzeug gefangen halten? Ist das ein gesetzlich anerkannter Beruf?« wollte ich etwas unfreundlich wissen.
Die beiden nahmen es aber mit Humor und lachten.

»Uns wurde gesagt, dass du temperamentvoll bist, aber das hätte ich nicht erwartet.« lachte einer von beiden und ich sah sie weiterhin ernst an, was sie merkten, denn sie antworteten schließlich.

»Also die korrekte Bezeichnung wäre Bodyguards, die so nett sind, dass sie auch solche Aufgaben erledigen.« bekam ich dann schließlich gesagt und ich nickte nur verwirrt.

»Haben die netten Bodyguards ein Ladekabel für mich?« wollte ich wissen und sie nickten.
Michael stand auf und streckte seine Hand fordernd aus. Ich sah ich schief an und er deutete auf mein Handy, welches ich ihm gab.

»Pass auf, das ist das coole an diesem Flugzeug.« sagte er, als er mein iPhone auf einen schwarzen Kreis legte, der auf einer Ablage war.
Tatsächlich fing es an aufzuladen. Ich kannte so etwas, dunkle Flächen, auf die man das Handy einfach legen konnte und es fing an aufzuladen. Doch ich hatte nicht gewusst, dass der kleine Flieger damit ausgestattet war. Ich bedankte mich und lehnte mich wieder zurück. Ich fing an darüber nachzudenken, wieviel der ganze Spaß wohl gekostet haben muss. Harry war wirklich ein verrückter Mann, der eindeutig zu viel Geld für Blödsinn hatte. Nachdem etwas Zeit vergangen war, in der ich Lincoln und Michael gelangweilt bei ihren Gesprächen zugehört hatte, fragte ich, wie lange der Flug noch dauern würde, worauf ich neun Stunden als Antwort bekam. Augenrollend stand ich auf, um nachzusehen, ob mein Handy schon wieder genug Akku hatte, um es zu benutzen.

Die Stunden vergingen und ich sah mir einen Film an, einige YouTube-Videos und scrollte durch die verschiedensten Apps, als es plötzlich hieß, dass wir in ungefähr zwei Stunden landen würden. Ich sah auf meinem Smartphone nach, wo wir uns befanden, als ich feststellte, dass wir  nicht mal über Australien geflogen waren und schon längst wo anders waren. Verwirrt sperrte ich mein Handy wieder. Wo um alles in der Welt flogen wir hin? Wahrscheinlich war ich einfach auf dem Weg nach Los Angeles gewesen, aber Harry fand es witzig, mich einmal um die ganze Welt fliegen zu lassen. Ich legte alles was ich in der Hand hatte wieder weg und dachte nach. Wie sollte ich auf ihn reagieren? Sollte ich ihn umarmen? Küssen? Ich wollte nichts lieber als das, aber ich war gleichzeitig wütend auf ihn. Er hatte mich alleine gelassen. Ich verstand, dass er eine Auszeit gebraucht hatte, aber er hätte sich wenigstens einmal erkundigen können, wie es Zwilling Eins, Zwilling Zwei oder mir ging. Nachdem ich noch etwas Zeit mit Grübeln und Nachdenken totgeschlagen hatte, waren wir noch eine Stunde von der Landung entfernt und ich freute mich. Nicht weil ich Harry wiedersehen würde, oder weil ich irgendwo war, wo ich noch nie zu vor war, nein, sondern weil ich endlich aus dem verdammten Flugzeug gehen konnte. Ich hatte wohl die Möglichkeit gehabt rauszugehen, als wir eine Landung in irgendeinem Land eingelegt hatten, um den Flieger zu tanken, doch ich hatte sie verschlafen. Ich verstand nicht ganz, wie ich davon nicht wachgeworden war, aber es war anscheinend so passiert. Weil meine Spannung trotz meiner Versuche ruhig zu bleiben, anstieg, sah ich aus dem Fenster. Es war kaum bewölkt und ich sah das wunderschöne, blaue, Meerwasser.
Kurz bevor das Flugzeug zur Landung ansetzte, sah ich noch ein letztes Mal nach, wo wir uns befanden. Die Fiji Inseln.

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt