Damals 19.06.2015

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Art

Es ist mitten in der Nacht,ich liege wach auf meinem Bett und starre die Decke an. Meine Augenlider fallen immer wieder zu,doch sie öffnen sich sofort wieder.

In ein paar Stunden bin ich zuhause,dann habe ich es geschafft,nur noch ein paar Stunden. Ich werde Fiona wiedersehen,werde Lenny in den Arm schließen können,werde Jamie beistehen können und ich würde Alis Stimme wieder hören.

Ich werde sie damit konfrontieren können,dass sie gelogen hat,dass sie nach dem zweiten mal kein weiteres Mal mehr aufgekreuzt ist,obwohl sie es mir geschworen hat.

Was wohl aus Emily wird? Wie es ihr wohl gerade geht? Wie verkraftet sie den Verlust eines geliebten Menschen? Wie würde ich mich an ihrer Stelle fühlen? Verloren,hilflos,leer.

Ich sollte mich freuen nach Hause zu dürfen,doch da ist kein Glücksgefühl,kein Herzrasen vor Freude oder Nervosität. Plötzlich frage ich mich,wieso ich eigentlich von hier weg will,wieso ich nach Hause will.

Gehöre ich nicht genau hier her? Bin ich nicht genau richtig hier? Bin ich nicht wie Emily und die kreischenden fremden? Bin ich nicht verrückt? Natürlich bin ich es,schließlich bin ich derjenige der Geister sieht und Stimmen hört. Ich bin der,der nicht schlafen kann.

Das quietschen der Tür lässt mich aufschrecken. Es ist stockdunkel,ich sehe nichts als einen Schatten. Ich halte die Luft an,während sich Schritte mir nähern. Bitte sei nicht real,bitte verschwinde.

Der Schatten nähert sich,stellt sich direkt vor mich. Ich sitze Kerzengerade auf meinem Bett und halte die Luft an. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit und ich erkenne die ersten Umrisse der Person die vor mir steht.

,,Wie bist du hier rein gekommen?",frage ich erschrocken.

,,Ich habe gehört das du gehen darfst,nimm mich mit wenn du gehst"

,,Das geht nicht Em",antworte ich ihr kopfschüttelnd.

,,Du.. wie hast du das angestellt? Wieso.. wieso darfst du gehen und ich nicht?"

,,Ich weiß es nicht",antworte ich ihr ehrlich und stehe vom Bett auf,sodass ich mich mit ihr auf Augenhöhe befinde.

,,Art,bitte nimm mich mit,ich halte es hier drinnen keine Sekunde länger aus",wispert sie.

,,Em,wie soll ich das tun? Ich kann dich nicht einfach in meine Tasche packen und mitnehmen. Du musst dir helfen lassen"

,,Aber was wenn mir niemand außer dir helfen kann?",flüstert sie und legt ihre Hand auf mein schnell schlagendes Herz.

Sie tritt noch näher an mich heran,sodass ich ihren Atem an meiner Haut spüren und ihren Duft riechen kann. Mein Herz rast immer schneller,immer heftiger. Ich weiß nicht was ich tun soll,weiß nicht was ich zu ihr sagen soll.

,,Du musst mir helfen Art,ich brauche jemanden wie dich,jemanden der mich versteht. Jemand der weiß wie ich mich fühle,jemand der weiß,wie scheiße es sich anfühlt"

,,Du brauchst jemanden der stark ist. Du brauchst jemanden der für dich da sein kann,der dir zeigt was leben bedeutet und dieser jemand kann ich nicht sein. Wir tun uns nicht gut. Wir zwei würden uns nur gegenseitig zerstören"

Sie schüttelt heftig den Kopf,drückt ihren Körper an meinen. Ich spüre ihr schnell schlagendes Herz an meiner Brust. Ich höre ihre leisen Schluchzer.

Sie krallt sich in meine Arme,als wäre ich alles was sie braucht um nicht zu ertrinken,als wäre ich die Lösung auf ihre Fragen.

,,Bitte Art",schluchzt sie. ,,..Bitte geh nicht,lass mich nicht alleine. Ich schaffe das nicht ohne dich. Du gibst mir halt,du gibst mir Kraft,du gibst mir Dinge,die mir zuvor noch niemand geben konnte. Du gibst mir Hoffnung,die ich seit Jahren nicht mehr hatte. Du gibst mir alles und deswegen darfst du nicht gehen"

Ihr ganzer Körper bebt,ihre Stimme bricht und ich glaube sie weinen zu hören. Mein Herz setzt für einige Sekunden aus. Ich kann sie nicht hier lassen,schreit mein Kopf. Ich kann sie nicht alleine lassen,wenn es ihr so schlecht geht,doch was soll ich tun?

Ich wurde vor ihr gewarnt,wurde davor gewarnt,dass Sie selbstzerstörerisch ist,doch davon sehe ich gerade nichts. Ich sehe ein verletztes und gebrochenes Mädchen,was mich um Hilfe bittet.

,,Ich komme dich besuchen so oft ich kann. Ich werde für dich da sein,so gut ich kann. Ich werde alles versuchen,um dich nicht alleine zu lassen"

,,Das reicht mir nicht. Ich.. ich will nicht alleine sein,keine Sekunde lang. Mir reichen ein paar Worte nicht,ich .. ich glaube dir nicht"

Ich lege meine Hände auf ihr Gesicht,sehe sie an,versuche zu atmen. ,,Ich gebe dir mein Wort,dass ich dich besuchen komme"

Sie nähert sich meinem Gesicht und legt ihre Lippen auf meine. Ich schmecke ihre salzigen Tränen. Zuerst erwidere ich den Kuss nicht,weil es nicht das ist was ich will,doch als ich ihre Schluchzer auf meinem Körper spüre,tue ich es doch.

Es ist falsch,ich weiß,doch wie soll ich einen gebrochen Menschen zurück weisen? Es kribbelt weder,noch lässt dieser Kuss mich erschaudern. Ich fühle nichts dabei,denke nichts dabei. Ich tue es um ihr zu helfen,um ihr zu signalisieren, dass sie nicht alleine ist und wenn dieser Kuss ihr hilft,dann soll sie ihn bekommen.

Langsam lösen wir uns voneinander,sie schwer atmend,ich verwirrt. ,,In deiner Nähe fühle ich mich einigermaßen normal. Wenn du bei mir bist,fühlt es sich an,als könnte ich das Leben überstehen,als könnte ich alles schaffen wenn ich nur wollte"

,,Em"Unterbreche ich sie seufzend. ,,..ich..ich"

,,Ich empfinde etwas für dich. Ich weiß,dass geht alles ziemlich schnell,aber bei dir habe ich das Gefühl Ich sein zu dürfen.

Ich musste meine Gefühle vor Toby verstecken,aber vor dir kann ich sein wie ich bin,ohne das du mich schief ansiehst oder kritisierst. Du gibst mir halt"

,,Ich mag dich Emily",fange ich an. ,,Aber"

,,Du liebst jemand anderen?"Unterbricht sie mich und ich nicke. Sie weicht einige Schritte von mir zurück und sieht mich verletzt an.

,,Wieso hast du mich dann zurück geküsst? Wieso bist du dann so nett zu mir? Wieso sagst du dann,dass du für mich da sein wirst,wenn draußen jemand auf dich wartet?"

Ich habe keine Antwort dafür,ehrlich nicht,also schweige ich einfach nur. ,,Du.. du hast mich nur ausgenutzt",stottert sie.

,,Nein,ich habe dir nie das Gefühl gegeben,dass da etwas zwischen uns ist"

,,Du willst mich nicht,du hast jemanden,du hast mich nur benutzt und gelogen. Du wolltest mich nicht besuchen,nachdem du entlassen worden bist"

,,Doch Emily,ich wollte dich besuchen kommen,aber als Freund"

,,Du kommst dafür in die Hölle",kreischt sie. ,,Du wirst dafür brennen,dafür,dass du mich zurück gewiesen hast. Ich werde dir das Leben zur Hölle machen,sodass du nie mehr diesen Ort verlassen wirst. Du wirst dir wünschen nie geboren zu sein,du wirst dir den Tod so sehr herbei wünschen,das verspreche ich dir"

Ich sehe sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie ist verrückt,sie muss wirklich verrückt sein.

,,Denk an meine Worte,denn das was jetzt passiert,das alles ist nur deine Schuld" Und somit verlässt sie das Zimmer und lässt mich alleine zurück.

Verbotene Liebe Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt