Damals 01.01.2016

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Art

Sprachnachricht gesendet 31.12.2015 ,um 23:59.

,,Froher neues Jahr. Ich vermisse dich. Bitte komm zurück,wir brauchen dich. Melde dich bei mir"

Ich sitze auf meinem Bett und starre mein Handy an. Ich höre mir jede ihrer Sprachnachrichten an. Immer und immer wieder.

Wie ich ihre Stimme vermisst habe. Wie ich ihr Lachen und ihr Gesicht,ihren Geruch und ihre Berührungen vermisse. Wie ich Fiona's Umarmungen vermisse. Wie ich Lenny's Fragen vermisse und wie ich Jamie's Sturheit vermisse.

Ich vermisse sie alle. Tag für Tag. Mein Herz tut weh. Die letzten Monate haben sich in die Länge gezogen,voller Schmerzen und Qualen. Ich habe Stunde für Stunde gelitten,mit mir selbst gerungen zurück zu Ihnen zu kommen,doch ich konnte einfach nicht.

Jedes Mal,wenn ich dachte ich wäre breit,dann stieg mir Emilys Gesicht wieder auf. Die Stimmen in meinem Kopf wurden lauter,die Angst größer und ich konnte das Zimmer einfach nicht verlassen.

Stunde für Stunde,Minute für Minute,versuchte ich gegen meine Ängste anzukämpfen. Ich versuchte stark zu sein,versuchte mir einzureden,dass alles wieder gut ist,doch jedes Mal,wenn ich schreiend aus einem Alptraum erwachte,wusste ich,dass ich es mir nur eingeredet habe.

Ich habe die ganzen Monate dafür gekämpft,um wieder zurück zu kommen und doch bin ich noch hier. Ms.Mckenny und ich reden jeden Tag über das was mich plagt. Sie versucht mir so gut es geht zu helfen und zu erklären,dass sich alles nur in meinem Kopf abspielt.

Sie sagt,dass ich nicht an dem Tod von Emily schuld sei. Sie sagt,dass es vielen so wie mir geht,dass fast jeder in gewisser Hinsicht an Depressionen leidet,selbst wenn es nur leichte sind.

Sie sagte,dass ich mich in einen vollen Bus setzen soll und die Menschen einfach nur ansehen soll und das habe ich dann auch getan. Ich habe die alte Dame vor mir gemustert,von oben nach unten.

Ich habe ein kleines Kind,einen Teenager und junge Erwachsene beobachtet. Manche haben gelacht und manche haben starr aus dem Fenster gesehen,nichts auffälliges. McKenny hat mich dann gefragt,wie ich im Bus gesessen habe und was ich getan habe.

Ich habe nichts getan,mich einfach normal verhalten und still schweigend die Leute angesehen und dann hat sie stumm genickt. Sie hat kein Wort gesagt,denn das musste sie nicht,ich habe es selbst verstanden.

Wir können nicht wissen wie es einem anderen Menschen geht. Wir sehen nur das,was uns die Person sehen lassen will. Die ältere Dame hätte an Krebs erkrankt sein können,ohne das ich es gewusst hätte. Von außen hin,sehen wir alle gleich aus,einfach wie Menschen,doch wie es von innen in uns aussieht,dass weiß niemand,außer man selbst.

Meine dunklen Ringe könnten vom Schlafentzug kommen oder von wilden Party Nächten. Wieso sollte eine fremde Person hinter das kommen,was ich fühle und denke?

Jeder hat etwas in seinem Leben zu verbergen. Keiner ist perfekt,weder äußerlich,noch innerlich. Jeder,da bin ich mir sicher,war mal an einem Punkt angekommen,indem er einfach nicht mehr wollte. Einfach nur einschlafen und nie wieder aufwachen.

Manche trifft es härter,als andere. Manche können besser damit umgehen,als andere.
Ich bin nicht alleine. Ich leide nicht alleine,nicht als einzigster.

Ich weiß nicht,wie ich meiner Familie je wieder gegenübertreten kann,ohne in Scham zu versinken. Ich habe sie verlassen ohne ein Wort,ohne einen Grund. Ich kann Ihnen nicht erklären,wo ich die letzten Monate gewesen bin und was ich getan habe,ich kann einfach nicht.

Alison und Jamie wissen einigermaßen was sich in meinem Kopf die letzte Zeit abgespielt hat,doch nichts genaues und ich glaube auch nicht,dass sie sich vorstellen können,wie ich mich gefühlt habe.

Ich bin ein Feigling,ich will mich der Welt nicht stellen. Ich will lieber in einem dunklen Loch verrotten und nie mehr heraus kommen.

McKenny hat gesagt,dass ich auf einem guten Weg zurück bin,doch sie täuscht sich. Tag für Tag,geht es mir schlechter. Ich fühle mich immer unwohler in meiner Haut. Die Gedanken in meinem Kopf werden immer stärker,die Stimmen immer lauter.

Die Angstzustände quälen mich jeden Tag,mehrfach. Mit dem schlafen ist es kaum besser geworden,wenn ich einmal eingeschlafen bin,wache ich schreiend und schweißgebadet wieder auf. Anfangs ist McKenny in das Zimmer gestürmt und hat versucht mich zu beruhigen,doch jetzt tut sie es nicht mehr,weil es mein Wunsch ist,alleine damit fertig zu werden.

Das ich hier wohnen kann,ist ein Privileg,dass ich mit meinen nächtlichen schreien nicht verlieren möchte. Ich muss alleine damit klar kommen. Ich muss mich alleine meiner Angst stellen.

Heute beginnt das neue Jahr. Ich beginne es,alleine. Ich höre die Raketen,laut. Die Menschen brüllen und schreien alle. Ich sehe die bunten Lichter durch mein kleines Fenster scheinen und sehe sofort weg.

Ich vermisse mein Zuhause. Ich vermisse die kleinen. Ich vermisse Jamie und Alison.
Ich vermisse alles,doch ich weiß,dass ich nicht zurück kann,jedenfalls noch nicht.

Solange ich Emily vor mir sehe,solange ich ihre Stimme höre,kann ich nicht zurück.
Solange ich nicht schlafen kann,solange es mir so schlecht geht,muss ich hier bleiben.

,,Art,kommst du?"
Ich sehe auf,sehe zu Vanessa und nicke.

Ich kann nicht zurück.

Verbotene Liebe Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt