Damals 18.02.2016

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Alison

Ich habe mich heute das erste mal nach langer Zeit wieder mit Dean verabredet. Ich bin nicht bereit gewesen zu ihm nach Hause zu gehen oder ihn zu mir einzuladen.

Wir haben uns dazu entschlossen einen Spaziergang durch den Park zu machen. Jetzt stehen wir Seite an Seite nebeneinander und laufen langsam den Weg entlang.

Bislang hat keiner von uns beiden ein Wort gesagt. Keiner hat einen mucks von sich gegeben oder versucht sich dem anderen zuzuwenden.

Dean bleibt abrupt stehen und stellt sich vor mich. Ich sehe ihn an,weiß nicht was ich anderes tun soll. ,,Alison",seufzt er. Sein Blick verzweifelt und traurig. ,,Ich weiß nicht was mit dir in letzter Zeit los ist,aber ich ertrage es nicht dich so traurig und fertig zu sehen" Ich sehe zu Boden,kann seinem Blick nicht stand halten.

Er legt seine Finger unter mein Kinn und hebt es an,sodass ich ihn ansehen muss. Seine grünen Augen fixieren meine. Sein Blick durchdringend. ,,Du weißt,dass du mir alles sagen kannst. Du weißt,dass du mir vertrauen kannst oder?" Ich nicke,weil es so ist. Ich vertraue ihm.

,,Dann bitte,bitte Alison,sprich mit mir. Sag mir was du hast. Liegt es an mir?" Sofort schüttle ich den Kopf. Ich schlucke. ,,Es..es liegt nicht an dir"

,,An was dann? Sag es mir,bitte"
,,Dean, ich kann nicht. Es..es .. ich habe nicht das Recht darüber zu reden",seufze ich.

,,Du kannst mir vertrauen. Ich brauche die Gewissheit,dass alles gut zwischen uns ist. Du weißt,dass du mir wichtig bist und du mir viel bedeutest. Alison ich"

,,Es ist wegen Art",unterbreche ich ihn. ,,Es geht ihm nicht gut. Er.. er ist einfach abgehauen. Ich habe gelogen,ich weiß nicht wo er ist. Er meldet sich nicht bei mir. Er ist einfach weg",schluchze ich.

,,Oh Gott Ali,das hättest du mir doch sagen können,ich hätte für dich da sein können. Ich weiß doch,wie wichtig dir deine Geschwister sind"

Langsam nicke ich. ,,Es ist selbstverständlich um einen geliebten Menschen zu trauern. Er wird wieder kommen Alison,er ist schließlich dein Bruder,deine Familie"

,,Ich hoffe es. Ich hoffe es so sehr",flüstere ich.

Er zieht mich in seine Arme,ich vergrabe mein Gesicht an seine Brust und schluchze.
Er streicht mir liebevoll über den Rücken.
Hält mich einfach nur fest und ist für mich da.

,,Egal was ist,egal was du brauchst,egal wie schlimm deine Lage zu scheinen mag,ich bin für dich da,immer,zu jeder Zeit. Du bist der Mensch,der mir am allermeisten etwas bedeutet. Du stehst bei mir auf Platz eins" Flüstert Dean mir ins Ohr.

Ich schluchze lauter,grabe meine Nägel fest in seine Arme. ,,Wenn du mich brauchst,selbst wenn es um deine Familie geht,dann ruf mich an,bitte melde dich bei mir. Ich ertrage es nicht außenvorgelassen zu werden,wenn es um dich geht. Zögere nicht,ruf mich an,ja?"

Ich nicke. ,,Danke. Danke",schluchze ich.
,,Bedanke dich niemals bei mir",flüstert er und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.

Es ist spät am Abend,als ich das Haus betrete. Die kleinen übernachten bei einer Freundin und Jamie müsste auch bald da sein. Es ist still und dunkel. Ich lege die Schlüssel zur Seite,ziehe Schuhe und Jacke aus und laufe ins Wohnzimmer.

Ich schalte das Licht an und starre auf das Sofa. Jamie liegt halb auf dem Boden,halb auf dem Sofa,eine Alkoholflasche in der Hand. Seine Augen halb geöffnet,halb geschlossen,starrt er ins leere.

,,Jamie",flüstere ich. Mein Herz setzt aus,für mehrere Sekunden. Ich nähere mich ihm,habe Angst,doch als er blinzelt,beruhigt sich mein Herz ein kleines bisschen. Gott sei dank.

,,Wieso.. was .. was ist passiert?" Er starrt mich ausdruckslos an,versucht sich aufzusetzen,fällt jedoch zu Boden. ,,Wieso bist du betrunken? Wieso bist du nicht auf dem Spiel?"

Wacklig steht er auf. Läuft auf mich zu. Er ist größer als ich,sieht älter als ich aus. Ich trete mehrere Schritte von ihm zurück.

,,Auf dem Spiel?",lallt er.

Ich nicke. ,,Heute ist das Baseball spiel. Die Tickets die ich dir zu Weihnachten geschenkt habe"

,,Ach die",er fängt an zu lachen. Falsch,hohl,aggressiv. ,,Das war ein sehr nettes Geschenk von dir,nur zu schade,dass genau das,mir Art zu Weihnachten versprochen hat. Er wollte mit mir hin gehen. Er wollte es mir schenken und nicht du. Und wo ist er? Siehst du ihn?",schreit er.

,,Ist er vielleicht hier?" Er sieht nach rechts.
,,Oder vielleicht hier?" Er sieht nach links.
,,Oder versteckt er sich unterm Sofa?",schreit er und wirft die Kissen zu Boden.

,,Vielleicht versteckt er sich in den Schubladen" Er reißt sie mitsamt dem Inhalt zu Boden. Es kracht,ich zucke zusammen. ,,Nein,hier ist er auch nicht"

,,Jamie,lass das"

,,Was soll ich lassen? Ich muss ihn doch finden,er hat mir schließlich versprochen mit mir zum Spiel zu kommen und was man verspricht,dass bricht man nicht"

,,Jamie,du weißt,dass er nicht hier ist",flüstere ich.

,,Weil er ein feiges Arschlos ist. Er hat sich einfach verpisst. Er hat uns alle im Stich gelassen,er hat mich im Stich gelassen. Wir sind ihm doch alle scheissegal. Er braucht uns nicht",brüllt er mir ins Gesicht. Mir laufen die Tränen das Gesicht hinunter,ich beginne zu schluchzen.

,,Sag so etwas nicht",schluchze ich.

,,Lüge ich etwa? Habe ich es mir eingebildet,dich jede Nacht weinen zu hören? Oder sagen zu hören,dass er nie mehr kommt,dass er uns verlassen hat? Habe ich mir alles nur eingebildet Alison?"

Ich schüttel den Kopf,weiß nicht was ich sagen und wie ich ihn beruhigen soll. ,,Er hat uns verlassen,genau wie Mom,genau wie Dad. Er ist kein Stück besser als sie. Er ist genau so ein Feigling. Er ist,ich hasse ihn",brüllt er.

Er wirft die Bilderrahmen zu Boden,schleudert sie gegen die Wand und brüllt. Tränen laufen ihm übers Gesicht. Er sieht aus,als hätte er schmerzen,als würde er jede Sekunde sterben. Seine schreie klingen immer gequälter,brechen mir das Herz.

,,Bitte Jamie,bitte beruhig dich."

,,Weißt du was das witzige ist? Ich verstehe Art, ich verstehe sein denken und wieso es ihm so geht. Die Welt ist so abgefuckt,so unfair und scheisse. Die Welt ist grausam,so grausam.

Ich hasse es,ich hasse es hier. Wieso tut Gott so etwas? Wieso? Wieso gibt es krieg? Wieso gibt es Tod? Wieso gibt es Hunger? Wieso gibt es Krankheiten? Wieso gibt es Mörder und Tyrannen? Wieso gibt es arme Menschen? Obdachlose?

Das ist doch alles verkorkst. Wer will in so einer Welt leben? Ist es dann nicht klar,dass man verrückt wird und durchdreht? Ist es nicht selbstverständlich,sich vor den nächsten Zug zu schmeißen?",brüllt er.

,,Sag das nicht. Hör auf so etwas zu sagen. Du darfst nicht einmal daran denken,bitte Jamie. Ich.. ich kann dich nicht auch noch verlieren. Ich brauche dich. Ich brauche euch alle so sehr. Ich ertrage es nicht dich so leiden zu sehen,es tut mir weh"

Er packt mich an den Schultern und schüttelt mich. ,,Verstehst du es denn nicht Alison? Willst du es nicht verstehen? Art ist fort und wird nie wieder kommen. Den Art,den wir glauben zu kennen,existiert nicht mehr,er ist tot.

Das Leben hat ihn zerstört,es hat seinen Kopf gefickt. Er ist durchgedreht. Er ist nicht mehr er selbst. Ich werde nie wieder meinen Bruder sehen."

,,Doch das wirst du. Er ist noch da,es gibt ihn noch. Gib ihn nicht auf,bitte Jamie,gib ihn nicht auf"

,,Ich kann niemanden aufgeben,für den ich nie Hoffnung gehabt habe",flüstert er und wendet sich von mir ab. Er läuft mit wackligen Beinen die Treppen hinauf. Ich höre wie er hinter sich die Tür zuknallt und anfängt zu schreien.

Ich höre Gegenstände zerschmettern,höre ihn wütend brüllen und Beleidigungen schreien. Ich höre ihn weinen und kreischen. Ich höre förmlich wie sein Herz zerbricht.

,,Wo bist du?",schreit er. ,,Wo bist du verdammt noch mal?"

Verbotene Liebe Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt