Kapitel 6

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„Kath. Du musst aufstehen.", weckte mich mein Opa. Müde sah ich ihn an. „Hast du mich grad Kath genannt?", fragte ich verwundert. Mein Opa nickte bloß, danach verließ er mein Zimmer. Kath, so hatte mich meine Mutter immer genannt. Ich seufzte, während sich die Traurigkeit in mir breitmachte. Mein Blick fiel auf die Uhr, die mir zeigte, dass ich noch genug Zeit hatte um mich fertig zu machen. Heute würde ich nicht zu spät kommen. Ich seufzte. Wer hatte eigentlich „Schule" erfunden? „Ich will nicht.", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Kathrin.", schrie mein Opa ungeduldig nach mir, weswegen ich schnell aus meinem Bett sprang, in mein Gewand schlüpfte und dann hinüber ins Badezimmer ging. Dort putze ich mir die Zähne und kämmte mir meine verfilzten Haare. Mein Blick fiel in den Spiegel. „Schon traurig was aus uns geworden ist.", sprach ich mit mir selbst, dann wendete ich mich vom Spiegel ab. „Komme.", rief ich, als ich die Stiegen hinunter trampelte. Es roch nach Tee so wie gestern. Immer noch müde ließ ich mich auf den Sessel gegenüber meines Opas fallen. Laut begann er unter mir zu knarren. Erschrocken zuckte ich zusammen. Auf dem Gesicht meines Opas bildete sich dafür aber ein amüsiertes Lächeln. „Ich komme heute wieder um Sechs Uhr heim. Du kannst dir etwas kochen, wenn du willst, oder du wartest bis ich komme.", meinte er während er in seinem Tee herumlöffelte. „Okay.", gab ich als Antwort. Ich würde es ja wohl schaffen mir etwas zu Essen zu machen oder? „Was arbeitest du eigentlich?", fragte ich so nebenbei. „Ich arbeite in einer Firma als Abteilungsleiter.", erklärte er seufzend. Es kam so rüber als wolle er das gar nicht sein. „Fährst du mit mir mit oder gehst du?", fragte er mich als er auf die Uhr schaute. „Ich glaube ich gehe.", lächelte ich. Ein wenig frische Luft würde mir nicht schlecht tun. Als Antwort nickte er. „Dann solltest du gehen, dein Unterricht beginnt in 10 Minuten.", lachte er. Geschockt sah ich ihn an. Er hatte recht. Scheiße. Wie war das mit nicht zu spät kommen? Schnell lief ich hinauf um meine Tasche zu holen, schlüpfte in meine Stiefel und schrie. „Bis dann.", dann rannte ich los. Anders als Gestern Abend gingen viele Menschen die engen Gassen zu Hauptstraße entlang. Mein Herzschlag beschleunigte sich als ich an der Stelle vorbeikam an der ich gestern fast mein Leben verloren hätte. Eingetrocknetes Blut war am Boden zu sehen. Es war fast alles gleich, außer, dass meine Bücher fehlten. Verdammt nochmal. Kurz blieb ich stehen, als sich die Bilder in meinem Kopf breitmachten. Mein Körper begann gegen meinen Willen zu zittern. Erst der erste Schlag des Big Bens ließ mich aufschrecken, weswegen ich ohne zurück zusehen loslief.

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