Kapitel 26

43 7 0
                                    

Als ob ich mir von ihm etwas sagen lassen würde. Pff, dass ich nicht lache. Schnell schloss ich die Balkontür und sperrte zu. Ich versuchte den Schmerz, der sich in meiner Brust ausbreitete zu verdrängen, weswegen ich mich auf mein Bett setzte. Ich lauschte der Stille die von draußen in mein Zimmer drang. In meinem Kopf analysierte ich das Gespräch. Er hatte viel zu tun? Für? Hatte es vielleicht doch etwas mit dem Weihnachtsmarkt zu tun? Sie wollten doch nicht etwa? In mir kam die Erleuchtung! Geschockt sprang ich aus meinem Bett. Panisch sah ich mich um. Ich musste etwas tun! Als ich gerade an mein Handy greifen wollte ging meine Zimmertür auf. Ich bemerkte gar nicht, dass mein Opa gekommen war. "Hi Kathrin. Ich muss mit dir reden."

"Ich will nicht zurück. Ich habe endlich angefangen abzuschließen." aufgebracht wanderte ich in der Küche auf und ab. "Kathrin!", der Blick meines Opas zeigte mir, dass ich nicht mit ihm verhandeln sollte. "Wann?", fragte ich ihn genervt. "Nach Silvester. Dann finden die Verhandlungen statt!", mit dem Wort stand er von seinem Sessel auf. "Du willst doch auch, dass der Verursacher des Unfalls ins Gefängnis kommt oder?", kurz legte er mir seine Hand auf meine Schulter, bevor er sich in sein Zimmer zurück zog. Aber dann müsste ich ins Gefängnis! Wieso wollte das niemand verstehen. Ich war schuld. Verdammt nochmal. Ich hatte meinen Vater abgelenkt. Wut kam in mir hoch. All das, was ich verdrängt hatte. Warte. Er hat meinen Klingen. Fast wäre mir ein Schrei heraus gerutscht den ich verdrängte. Ich brauchte etwas anderes. Ein Messer!! Mein Blick fiel auf eine der Schubladen in der sich das Besteck befand. Stur ging ich darauf zu, öffnete es mit so viel Kraft, dass alles anfing zu klirren und griff dann nach dem schärfsten Messer. Damit lief ich die Stiegen hinauf in mein Badezimmer, wo ich die Tür zuschmiss und zusperrte. Mein Blick fiel in den Spiegel. Meine Augen waren rot. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln und mit jeder Sekunde, in der ich mich ansah wuchs der Zorn auf mich nur noch mehr. Kaum hatten die ersten Tränen meine Augen verlassen zog ich die Ärmel des Pullis auch schon hoch. "Tja Shadow. Und wie willst du das jetzt verhindern", mit zu viel Schwung zog ich ab. Der Schnitt war tief. Sehr tief. So tief, dass sofort Blut kam. So viel, dass ich kein zweites Mal abziehen musste. Mir wurde schwindelig und schlecht zugleich. "Stirb dran", schallte es in meinem Kopf. "Du hast es verdient" Ich hatte sie umgebracht. Und das Leben brachte mich dafür um. Qualvoll und ohne Gnade
Der nächste Tag startete wie jeder andere. Ich war müde da ich kaum geschlafen hatte. In der Schule passte ich kaum auf und wenn mich Lia fragte was los sei meinte ich bloß, dass ich ein paar Stunden Schlaf brauchte und, dass sonst alles gut war. Fast perfekt. Gut gelogen oder? Doch bei einen Thema war ich plötzlich wach. So wach wie schon lange nicht mehr. "Wie sieht es jetzt mit dem Weihnachtsmarkt aus?", mein Blick schoss zu Lia, die neben mir an meinem Spind stand. "Lia wir sollten da nicht hingehen. Ich bin echt müde und der soll auch nicht so schön sein. Außerdem habe ich ein wenig Angst. Du weißt ja was vor 2 Wochen bei dir passiert ist." Lias Blick verfinsterte sich, bevor sie anfing zu lächeln. "Du siehst eh nicht so gesund aus. Außerdem sollte ich mir den Stoff nochmal durch schauen. Ich kann nicht mal die Hälfte." Überglücklich sah ich sie an bevor ich meine Arme um sie schlang. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Man merkte, dass sie überrascht war, dennoch umarmte sie mich zurück. "Danke, dass du mir nicht böse bist", murmelte ich, wofür ich bloß einen Schlag auf den Rücken kassierte. "Du tust so als wäre ich mega gemein.", lachte Lia. Ich begann ebenfalls zu lächeln, aber innerlich dankte ich Gott für ihre Einsicht. So hatte ich wenigstens das kleinste Problem gelöst. "Hi Mädels." die Stimme von Luke ertönte hinter uns. Gleichzeitig mit Lia drehte ich mich zu ihm um. "Hi Luke.", lächelte ich. Meine Freundin neben mir bekam kein einziges Wort heraus. Sie lächelte bloß wie so ein bescheuerter Clown, weswegen ich ihr in die Seite stupste. Kurz räusperte sie sich bevor sie Luke ebenfalls begrüßte. "Ich wollte fragen ob ihr heute auf den Weihnachtsmarkt geht.", Luke's Grinsen wirkte gekünstelt und angespannt. Im Ganzen wirkte er nervös. "Nein. Kathrin geht es nicht so gut und ich muss noch lernen.", Ich konnte zwar Lias Nervosität in ihrer Stimme hören, dennoch war ich extrem stolz auf sie. Das war der längste Satz den sie je zu ihm gesagt hat. Der Ball ausgeschlossen. Immerhin hatte der Alkohol da auch die ein oder andere Rolle gespielt. Mein Blick fiel wieder zu Luke, der ganz plötzlich ganz entspannt war. Sein Lächeln wurde echt und herzlich. "Okay gut. Ich gehe auch nicht hin. Ich mag Weihnachtsmärkte nicht so. Große Ereignisse sind generell nicht so meins. Ich mag es nicht, wenn so viele Menschen auf einem Haufen sind. Da kann ganz plötzlich, ganz viel passieren.", mit diesem Satz ging er, warf uns ein bezauberndes Lächeln zu und verschwand dann aus dem Schulgebäude. "Ob er weiß das wir noch eine Stunde Unterricht haben?" Lia neben mir begann loszulachen. "Das ist eine ernst gemeinte Frage. Wir haben noch Mathe.", ich musste mich ebenfalls zusammenreißen. "Sollten wir ihn holen?", fragte mich Lia nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte. "Er wird schon selbst draufkommen. Wir sollten jetzt jedenfalls gehen, sonst kommen wir auch zu spät.", schnell holte ich meine Sachen aus meinem Spind und zog Lia dann hinter mir in das Klassenzimmer. "Ich gebe ihm 10 Minuten.", wettete Lia als wir uns auf unseren Platz setzten. "So wenig. Ich glaube er braucht 20 Minuten bis er drauf kommt." überlegte ich. "Der Gewinner zahlt den nächsten Kaffee.", schlug sie vor. Nickend willigte ich ein, dann betrat auch schon unsere Mathelehrerin den Raum. Alles war plötzlich ruhig. Okay Luke, Times on.

LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt