Kapitel 29

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Die Tage wollten nicht vergehen. Mein Opa hatte mich von der Schule befreit, weil er meinte es wäre besser für mich und meine Wunden, wenn ich mich schonen würde. Jetzt lag ich in meinem Bett. Gestern war das alles passiert. Susan hatte recht, ich hatte Albträume. Die ganze Nacht lang. Deswegen war ich total müde, doch sobald ich meine Augen schloss, hörte ich die Schreie der Menschen. Mein Körper war kaputt. Kaum einen Finger konnte ich bewegen. Mein Opa wollte sich Urlaub nehmen um sich um mich zu kümmern, aber ich überredete ihn, dass ich auch alleine klar kam. Jetzt war es 18:30. Alles war still. Über Shadow dachte ich kaum nach. Ich wollte ihn aus meinem Leben streichen. Man konnte über so etwas grauenhaftes, zerstörerischen nicht hinweg schauen. Durch ein Klopfen an meiner Balkontür wurde ich aufgeschreckt. Mein Blick fiel zu der Person außerhalb des Fensters. "Geh weg.", schrie ich, bevor ich mich wegdrehte. Ich versucht so zu tun als hätte ich keine Angst, doch mein Herz schlug mir gegen die Brust, meine Hände zitterten und ich schwitzten. Krampfhaft presste ich meine Augen zusammen. Als ich mich wieder zur Balkontür drehte war er verschwunden. Ich war geschockt und enttäuscht zugleich, bis mich mein Kopf erneut daran erinnerte was er getan hatte. "Dummes Herz.", flüsterte ich, bevor ich mich in meine Decke einkuschelte. Wieso schlug mein Herz so schnell wenn ich an ihn dachte? Und warum dachte ich durchgehend an ihn. Er war nicht gut für mich, aber wieso sprach er mich so an. Wieso klammerte sich mein Herz immer mehr an ihn? Ich musste das stoppen! Er brachte nur Unheil mit sich, mehr nicht. Er hatte nichts Gutes, auch wenn jeder Mensch ganz ganz innen gut war. Ich gab auf. Ich wollte das Geheimnis hinter der Maske nicht mehr lüften, auch wenn alles in mir zum Kribbeln anfing als ich darüber nachdachte. Sollte doch jemand anderes versuchen ihn aufzuhalten. Ich hatte mein Leben riskiert, was sollte ich noch tun? Sterben? Alles in meinem Kopf war plötzlich ruhig. "Menschen die alleine sind, sind die Menschen, denen wir die meiste Liebe zeigen müssen", das hatte meine Tante zu mir gesagt als meine Eltern starben. Ich wollte sie wegschicken. Mit diesem Satz, hatte sie sich neben mich gesetzt und mich umarmt. Ich saß bloß auf meinem Bett und starrte vor mir hin, da ich nicht weinen konnte. Ich hatte damals keine Kraft gehabt, genauso wie ich jetzt keine Kraft hatte. Dieser Anschlag hatte meinen Körper so hart beschädigt, dass selbst das Ritzen zu anstrengend wurde. "Was machst du nur mit mir." rief ich, obwohl er nicht mehr da war. Dann schlief ich ein

5 Tage waren vergangen. Außer ein paar Angriffen war nicht wirklich etwas passiert. Lia und die restliche Klasse fragten mich über den Unfall auf. Lia umarmte mich durchgehend, ließ mich nicht los und weinte zwischendurch. Luke war wie vom Erdboden verschwunden. Niemand wusste etwas von ihm. Weder ein Schüler, noch ein Lehrer. Es war so, wie wenn es ihn nie gegeben hätte. Gerade hatten wir Englischschularbeit. Jeder war völlig fertig, genauso wie ich. "Glaubst du, hast du bestanden?", Lia lehnte sich neben mich an die Wand. "Es wird zwar keine 1 aber auch keine 5", zuckte ich mit den Schultern. Meine Freundin nickte zustimmend. Mein Blick fiel zum Treppen Aufgang, bei dem ich eine Person stehen sah die uns beobachtete und verschwand als ich sie erblickt hatte. "Warte mal Lia. Ich komme gleich wieder", ohne nachzudenken lief ich los. Schnell rannte ich die Stiegen hinunter und dann zum Tor. Dort schaute ich nach links und rechts, bevor ich nach rechts abbog. Vor mir lief ein Mädchen mit langen Haar. "Hey du. Warte doch mal.", langsam ging mir die Puste aus. Mann dieses Mädchen war sportlich. Bei einer Abzweigung verlor ich sie. "So ein Mist", fluchte ich, bevor ich wütend mit dem Fuß gegen eine Flasche trat. "Wieso denn so aggressiv?", ertönte eine Stimme hinter mir, weswegen ich kurz Aufschrie. Alex stand vor mir. Ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen. "Du hast mich erschreckt.", fuhr ich ihn an. "Sorry das wollte ich nicht. Wie geht es dir. Ich habe dich nicht mehr gesehen seid dem Vorfall.", besorgt musterte er mich. "Alles wieder okay. Ich war auch bei Susan. Ich bin erfolgreich behandelt worden und auch fast alle meiner Verletzungen sind weg.", lächelte ich. "Das freut mich zu hören.", man sah ihm die Erleichterung an. "Tut mir leid, aber ich muss los.", ich wollte schon loslaufen, doch ich würde am Arm festgehalten. Es war kein fester Griff, sondern so einer, der einen bat zu bleiben. "Willst du heute vielleicht mit mir Kaffee trinken gehen?", der sonst so selbstbewusste Alex schien plötzlich verunsichert. Kurz überlegte ich. "Das schuldest du mir, immerhin habe ich dich gerettet.", da war er wieder. Empört lachte ich los, bevor ich ihm lächelnd ansah. "Okay. Heute um halb 5?", schlug ich vor. Nickend willigte er ein, dann ließ er meinen Arm los. Dort wo er mich berührt hatte kribbelte jetzt alles. "Dann sehen wir uns.", mit diesen Worten lief ich los. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Ich verdrängte, dass er Maras Freund war. Ich verdrängte alles. Einmal wollte ich Glück haben. Tja hätte ich damals nur gewusst was ich heute weiß, denn dann wäre ich nicht zurück zur Schule gelaufen und hätte mich nicht mit Alex getroffen, sondern wäre direkt heim und hätte mich unter meiner Decke verkrochen.

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