Kapitel 12

39 11 0
                                    

Am nächsten Tag wurde ich erst spät wach. Halb 12 um genau zu sein. Mein Opa war zu einem seiner Freunde gefahren. Ich starrte wie jeden Tag an meine Decke. Seit ich hier war, hatte ich ihn nur in der Früh und am Abend kurz gesehen. Er lebte sein Leben, ich meines. Es kümmerte ihn nicht wie es mir in der Schule ging, oder wie es mir im Ganzen ging. Es störte mich nicht, denn so würde ich nicht in Erklärungsnot geraten, doch die Führsorge die mir meine Eltern entgegengebracht hatte, fehlte mir. Ich musste seufzen. Durch ein Vibrieren wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Lia schrieb mir ob wir uns in einer halben Stunde beim Big Ben treffen könnten, da sie mir London ein wenig genauer zeigen wollte. Schnell schrieb ich ihr ein „Ja", dann stand ich auf, zog mich an, band mir meine Haare zu einem Zopf packte meine Tasche mit etwas Geld, meinem Handy und Kopfhören, schnappte mir meinen Schlüssel, sperrte zu und ging dann los. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik so laut auf, dass sogar die Menschen die auf der anderen Straßenseite gingen, mitsingen konnten. Also so fühlte es sich an. Musik half mir meine Gedanken zu verdrängen, zwar nur kurz, aber sie schaffte es. Heute war ein schöner Oktober tag. Zwar nicht unbedingt warm, aber auch nicht kalt. Ein Schrei entwich mir als ich plötzlich gepackt und zurückgezogen wurde. „Pass auf.", hörte ich eine genervte Stimme sagen. Irritiert tat ich mir den zweiten Kopfhörer raus, da der erste herausgerutscht war. Irritiert sah ich mich um als ich den Jungen aus dem Buchhandel entdeckt hatte. Ich glaube er hieß Alexander. Er hielt mich immer noch fest. „Kannst du mich loslassen.", fuhr ich ihn an, da ich mich bedrängt fühlte. „Du wärst gerade fast zusammengeführt worden. Ich habe dir gerade dein Leben gerettet, und das ist der Dank?", rief er aus. „Das ist trotzdem kein Grund das du mich noch immer festhältst.", meinte ich, dabei sah ich ihm tief in die Augen. „Bist du wirklich zu stur um danke zu sagen?", keifte er. „Danke schön.", bedankte ich mich vorlaut. Wieso musste er mich retten? Ich wäre endlich frei gewesen. „Kann es sein das du ziemlich Lebensmüde bist.", fuhr er fort. Ich zuckte nur mit den Schultern, dann löste ich mich aus seinem Griff. „Ich muss weiter.", waren meine letzten Worte, dann ging ich, ohne mich umzudrehen. Mit Freunden von Mara wollte ich nichts zu tun haben.

„Kathrin, da bist du ja endlich.", rief Lia als ich endlich beim ausgemachten Treffpunkt ankam. „Tut mir leid ich wurde aufgehalten.", entschuldigte ich mich kleinlaut. Lia zog eine Augenbraue hoch. „Von?", fragte sie mich. „Diesem Jungen aus der Buchhandlung.", erklärte ich leise. Ungläubig sah sie mich an, dann verdrehte sie die Augen. „Von dem solltest du dich fernhalten, das ist einer von Maras Schoßhunden.", lächelte sie. Kurz sah ich Lia genau an, da sie das mit ernstem Blick sagte, doch keine Sekunde später brach sie in schallendes Gelächter aus, genauso wie ich. „Na dann komm, es wird Zeit das ich dir die Stadt zeige.", lächelte Lia.

„Schau da ist Luke.", rief ich aus als Lia und ich gerade im Hyde Park waren. Luke saß dort mit Alex und einem Mädchen auf einer Bank. Was mich überraschte war, dass dieses Mädchen nicht Mara war. Sie hatte braunes Haare und braune Augen. Sie schienen sich angeregt über etwas zu unterhalten, jedoch waren wir zu weit weg um etwas verstehen hätten können. „O Gott los komm, lass uns weitergehen.", drängte mich Lia. „Wieso gehen wir nicht hin und sagen Hallo.", piesackte ich sie. Doch das erübrigte sich, da Luke uns entdeckte. Kurz riss er entsetzt die Augen auf, doch gleich darauf lächelte er uns an, doch es kam so rüber wie eine Maske die er sich schnell draufgelegt hatte. Lia, die anscheinend nichts bemerkt hatte, wurde augenblicklich rot. Es wurde nicht besser als Luke auf uns zukam. Die beiden hinten sahen ihn überrascht nach. „Hey, was macht ihr denn hier?", fragte er uns leicht nervös. „I-ich eh, ich zeige Kathrin Lon, eh nein die Stadt, nein London", stotterte sie. „Ja sie zeigt mir die Stadt.", schritt ich ein. Luke sah mich amüsiert an. „Ihr solltet Heim gehen, es ist bald 6.", ertönte eine weibliche Stimme hinter Luke. Alex und das Mädchen waren hinter ihm aufgetaucht. „Hatten wir sowieso vor.", meinte ich schulterzuckend. „Komm Lia.", wendete ich mich an meine Freundin, doch die war beschäftigt damit Luke in die Augen zusehen und nebenbei zu sabbern. Auch er sah sie genau an. Man spürte die Anziehungskraft zwischen den beiden, und das bemerkte nicht nur ich. Alex und dass Mädchen waren hinter ihrem Freund aufgetaucht, und begutachteten uns genau „Ich bring dich Heim.", redete Luke mit Lia. Wie wenn wir nicht hier wären. „Luke?", Alex legte eine Hand auf seine Schulter, worauf er zusammenzuckte. „Oh. Entschuldigt.", wachte er aus seiner Träumerei auf. „Lia. Gehen wir.", drängte ich sie. Immer noch ein wenig neben der Spur nickte sie. „Wie schon gesagt ich begleite euch beide.", erklärte Luke. Lia nickte, genauso wie ich. Luke warf den beiden hinter uns noch einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, dann gingen wir. „Und Lia, wie gefällt dir unsere Stadt so?", begann Luke eine Konversation. „Ganz gut. Außer ein paar Kleinigkeiten.", lächelte ich. „Und was wären das für Kleinigkeiten?", bohrte er nach. „Das ist privat.", erklärte ich, damit verstummte unser Gespräch. Er musste ja nicht wissen, dass sein Freund eines davon war

LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt