Kapitel 17

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Durch ein Klopfen an meiner Balkontür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Erschrocken und verwirrt drehte ich mich zu ihr um, wo ich einen Jungen mit Maske stehen sah. Augenblicklich wich ich einen Schritt zurück. Panik machte sich in mir breit. „Geh weg.", schrie ich, doch er sah mich nur stur an. Ich musste Träumen. „Das alles hier ist nur ein Traum okay. Ich halluziniere. Ich will endlich aufwachen.", rief ich, dabei vergrub ich mein Gesicht in meinen Armen. Ein weiterer Klopfer ertönte der mich erneut zusammenzucken ließ. „Lass mich sofort rein.", drohte er mir. Ich begann zu schluchzen. „Verschwinde. Lass mich in Ruhe.", fuhr ich ihn weinend an. „Ich breche diese scheiß Tür auf.", seine Stimme wurde ruhig und gefährlich. Mit wackeligen Beinen trat ich auf die Balkontür zu um sie zu öffnen. Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf als ich den Schlüssel drehte. Wieso hasste mich dieses Leben so sehr? Was hatte ich falsch gemacht. Kaum war die Tür aufgeschlossen, stürmte er herein. Ohne etwas zu sagen packte er meine Hände um den Pulli hinaufzuschieben. „Keine neuen Schnitte! Das heißt du hast keine neuen Klingen.", hörte ich ihn murmeln. Kurz sah er so zerbrechlich aus. Wie ein kleines Kind. Sein Finger wanderte über die tiefen Einkerbungen die jedoch noch nicht zu tief waren. Ich hätte sie tiefer machen müssen. Dann wäre ich nicht hier. Und so schnell wie der Moment der Schwäche kam verschwand sie auch wieder. Scharf sah er mir in die Augen. „Mach ja nichts Dummes. Ich werde in ein paar Tagen wieder hier sein.", warnte er mich. „Wer weiß wo ich in ein paar Tagen bin.", flüsterte ich. Für diese Aussage wurde ich so stark geschüttelt das ich zu Boden fiel. Er wollte sich gerade umdrehen und wieder verschwinden, doch ich griff nach seiner Hand. Erschrocken sah er mich an. Völlig zerstreut und mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. „Wieso.", hauchte ich. Eine Träne rann meine Wange hinunter. Die zweite folgte keine Sekunde darauf. Wieder begann seine Maske kurz zu brechen. Man sah seine Verletztheit, die Angst und die Ungewissheit. „Du hast so viele Menschen auf dem Gewissen, aber mich hast du Leben lassen. Diese Menschen wollten Leben und du hast sie umgebracht. Ich will Sterben und du hältst mich am Leben.", schrie ich ihn an. Meine Stimme klang schrill. Wie eine Katz wenn man ihr ausversehen auf den Scheif steigt. Ich wusste nicht woher diese Wut kam. „Sag mir. Wieso." „Sei still.", fuhr er mich an. „Nein.", widersprach ich. Wutentbrannt packte er mich, hob ich in die Höhe und sah mir tief in die Augen. „Du bist die erste Person die mir Widerspricht. Du bist die erste Person die keine Angst vor mir hat. Du bist die erste Person die mich verstehen könnte." Und mit diesen Worten verschwand er. Hinaus aus der Balkontür in die Dunkelheit. Ich sah ihm nach. Sprachlos, zitternd, und am Boden zerstört. „Du bist die einzige Person die mich verstehen könnte.", murmelte ich. Was meinte er damit?

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