Kapitel 33

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Schnell ging ich in mein Zimmer hinauf, wo ich mich an meinen Schreibtisch setzte, mir meinen Laptop und mein Handy schnappte und meine E-Mails checkte. Zu meiner Überraschung befand sie dort wirklich eine. Schnell klickte ich drauf bevor ich anfing zu lesen. "Liebe Frau Carter bla bla bla Einladung zum Gericht blablabla 23. Jänner." von Satz zu Satz wurde ich leiser. Das war der Termin für die Anklage gegen den Fahrer des Autos, der uns damals frontal hineingefahren war.
"Papa.", mein Schrei von damals fuhr mir durch den Kopf. Plötzlich ertönt ein Crash.
Ich schlang meine Arme um meinen Kopf. Mein Herz begann zu Rasen. Ich hatte mir für einen kurzen Moment zurück in diese verdammte Situation hineinversetzt. Ich begann zu zittern. Durch das Läuten des Big Bens und ein Klopfen an meiner Tür wurde ich jedoch so schnell wie es nur ging da raus geholt. Mein Blick fiel zu meiner Balkontür. Meine Sicht war durch die Tränen verschwommen und unscharf. Seufzer verließen meinen Mund. "Shorty mach die Tür auf.", die Stimme von Shadow drang von draußen zu mir. Er klang ruhig. Langsam ging ich auf die Balkontür zu, immerhin hatte ich aus meinen Fehlern gelernt, und schloss auf. Zu meiner Überraschung riss Shadow die Tür nicht auf, sondern öffnete sie leise, bevor er sie hinter sich schloss. Von draußen hatte es einen kalten Luftzug in mein Zimmer geweht, weswegen ich kurz fröstelte. Mein Blick fiel zögernd in sein Gesicht, das mich besorgt musterte. Seine braunen Haare klebten ihm im Gesicht, seine Jacke und seine Hose waren durchnässt. Er war trotz des Regens zu mir gekommen. Einzelne Tränen dannen mir über die Wange. Ich spürte wie er sich seine Handschuhe auszog, sie einsteckte und dann mit einem seiner Finger die Tränen von meiner Wange wischte. Ich hätte ihn ablehnen müssen, doch ich konnte nicht. Seine Anwesenheit beruhigte mich, auf eine Art und Weise, wie ich sie nicht beschreiben konnte. Ich verdrängte was er alles getan hatte und ließ es zu, dass er mich berührte. "Was ist passiert?", seine Stimme klang ruhig. Innerlich war ich geschockt. Ich hatte ihn noch nie so ruhig erlebt. Mein Blick fiel auf den Laptop, der immer noch aufgeschlagen dort lag. Shadow folgte ihm, bis er ebenfalls bei meinem Laptop hingen blieb. Er zog seine Hand zurück und ging auf das Teil zu. Ich betrachtete dabei seinen Rücken, während ich mich auf mein Bett fallen ließ. Wahrscheinlich begann er gerade zu lesen, denn er verkrampfte sich merklich. Kaum hatte er zu Ende gelesen kam er auf mich zu. Er war so schnell bei mir, dass ich ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. Das Einzige  was ich plötzlich spüren konnte, war seine Umarmung. Ich war geschockt und überrascht zugleich. Immerhin hatte ich mir so einer Geste nicht gerechnet. "Shadow?", meine Stimme klang heißer, so als wolle sie nichts sagen. So als wenn sie verhindern wollte, dass ich diesen Moment beendete. Doch es war zu spät. Kaum hatte ich seinen Namen ausgesprochen ließ er mich los. Der kurze Moment, in dem er Schwäche gezeigt hatte war vorbei. So wie sonst auch setzte er sich diese kalte Maske auf, die ihn beschützen sollte. "Was?", er klang plötzlich wieder so bedrohlich wie vor zwei Tagen. Ich versuchte meine Verletzlichkeit so gut wie möglich zu überspielen, indem ich aufstand und den Computer zuklappte. "Nichts.", murmelte ich bevor ich ihn den Rücken zukehrte. Ich hörte wie er näher kam und ganz knapp Hintern mir stehen blieb. Mein Herz begann so schnell zu schlagen, dass es weg tat. In meinem Bauch begann es zu kribbeln und meine Beine wurden ganz weich. Um mich abzulenken begann ich das Papier das zerstreut auf meinem Tisch lag zu ordnen. Shadow' Atem prallte in meinem Nacken ab und bescherte mir einen Gänsehaut. Ich konnte seine Brust an meinem Rücken spüren genauso wie ich mitbekam, dass sein Kopf immer weiter nach unten sank und in meiner Halsgrube stehen blieb. Seine Lippen waren meiner Haut ganz nah. Innerlich begann ich zu flehen dass er weiter machte, doch es passierte nichts. Seine Arme legte er um meine Taille. So standen wir da. Was sich anfühlte wie eine Ewigkeit, waren in echt bloß 5 Minuten. "Ich muss gehen Shorty.", flüsterte er plötzlich an meiner Haut. Die Wärme die ich spürte ließ mich erschaudern. Ich brachte kein Wort heraus, weswegen ich bloß nickte. Wenn ich ehrlich zu mir war, wollte ich nicht dass er geht. Am liebsten hätte ich ihm hinterher geschrien, doch ich konnte es mir noch verkneifen. Stattdessen drehte ich mich um. Still beobachtete ich wie er auf meine Balkontür zuging. Er fasste sich in die Hosentaschen um seine Handschuhe herauszuholen, die er auch gleich anzog. Ich wollte nicht dass er geht. "Hast du keine Angst dass ich dich verrate?" Wow Kathi ein besseres Thema wäre dir nicht eingefallen? Am liebsten hätte ich mir gegen die Stirn gehaut. Doch anders als ich vermutet hatte drehte sich Shadow nicht zu mir um. Er stockte bloß in seiner Bewegung. Kurz wurde es still im Raum bevor er tief einatmete. "Langsam solltest du deine Grenzen kennen Shorty. Ich bin sehr gütig wenn es um dich geht, aber schätze dich nicht zu hoch ein. Auch ich kann meine Meinung ändern.", mit diesem Satz verschwand er. Ich wusste nicht wie ich das Ganze nun auffassen sollte. Gütig? Er? Das ich nicht lachte. Und was meinte er mit Einschätzen? Ich wusste nie wo ich bei ihm stand."Und du solltest deine Stimmungsschwankungen in die Griffe bekommen!", murmelte ich, während ich die Balkontür hinter ihm schloss. "Langsam solltest du deine Grenzen kennen?", was meinte er bloß damit. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett. Auch wenn dieses Treffen kein Gutes Ende hatte, musste ich zugeben, dass er mir geholfen hatte. Wäre er nicht da gewesen, wüsste ich nicht, wie ich mit dieser Gott verdammten Email klar gekommen wäre.

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