Kapitel 9

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„Kath bin daheim.", ertönte die Stimme meines Opas. „Bin in meinem Zimmer!", gab ich als Antwort. Ich war seit ungefähr 20 Minuten mit meiner Hausaufgabe fertig. „Du hast ja gar nichts gegessen.", meinte er. „Habe keinen Hunger.", rief ich hinunter. „Okay Kleine. Kommst du trotzdem einmal herunter?", bat er mich. Ohne zu überlegen lief ich hinunter. Im Gang stand mein Opa, in der Hand hielt er die Geige meiner Mutter. „Du meintest du weißt nicht was du einmal machen willst und ich glaube es könnte dich vielleicht interessieren.", erklärte er. Alles in mir krampfte sich in mir zusammen. „Es würde sie freuen.", murmelte ich zu mir selbst. Mein Opa nickte. „Okay ich werde es versuchen.", stimmte ich zu. „Gut. Du hast Morgen um 16:30 Uhr Stunde. Es geht sich genau aus das du vor 18 Uhr daheim bist.", erklärte er. Ich nickte, dann nahm ich die Geige, das Buch und die Tasche die er mir hinhielt und lief zurück in mein Zimmer. Dort packte ich die Geige ein, zog mich um und warf mich dann in mein Bett. Mit einer Handbewegung hatte ich mit dem Lichtschalter neben meinem Bett das Licht abgedreht. Das Licht der Scheinwerfer des Big Bens und das der Straßenlaternen erhellte mein Zimmer. Stumm blickte ich an die Decke. Das Gespräch von mir und meines Opa ging mir durch den Kopf. „Jeder macht Fehler." „Du konntest es nicht wissen." „Es war nicht deine Schuld." All diese Sätze hatten mir so viele Menschen gesagt. So viele Leute kamen zu mir um mir ihr Beileid mitzuteilen, aber wirklich Mitgefühlt hatte niemand von ihnen, denn sie waren nicht ich. Nicht sie hatten ihre Eltern verloren. Nicht sie waren die, die von Schuldgefühlen und Depressionen zerfressen wurden. Sie waren bloß da, mehr auch nicht. Genauso wie ich. Ich war bloß hier, obwohl ich hier nicht mehr hingehörte.

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