Kapitel 44

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"Es gibt noch mehr?", Lia schien eingeschüchtert, traurig und unschlüssig. Als Antwort nickte ich. 

Flashback:

Vor mich hinschluchzend stand ich nun hier. Meine Augen auf das Grab gerichtet, indem meine Eltern lagen. Tränen rannen meine Wange hinunter, während ich nur mit einem halben Ohr den Worten des Pfarrers lauschte. Kerstin, meine beste Freundin, hatte ihre Hand um mich gelegt. Auch sie weinte, so, wie alle anderen. "Und auch wenn sie nun von uns gegangen sind, so werden sie immer bei uns sein.", das waren die letzten Worte des Pfarrers. Mein Herz krampfte sich zusammen, als der Sarg von immer mehr Erde verdeckt wurde. Meine Lippen begannen zu zittern, während ich meine Augen fest zusammen presste. Das war alles nicht Real, ich träumte bloß, würde aufwachen. "Kathrin, du bist dran mit deiner Rede.", flüsterte mir meine beste Freundin zu. Wie sollte ich jetzt Sprechen, wenn mein Kopf leer war, meine Gefühle zu viel waren und meine Stimme weg war? Mit dem Blick zu Boden gerichtet trat ich nach vorne, dahin, wo bis vor kurzem noch der Pfarrer gestanden hatte. "Ich....", meine Stimme brach, während mein Herz sich dachte einfach mal aufzuhören zu klopfen. "Ich... kann mich an den Tag erinnern, als wir den Unfall gebaut haben. Wir waren im Kino. Gott wie habe ich mich gesträubt.", weinend begann ich zu lächeln. Konnte mein Verhalten nicht nachvollziehen. "Mama hat wieder einmal nicht aufgegeben, mich genervt bis zum geht nicht mehr. Wir wissen alle wie sie ist, wenn es etwas will und es nicht bekommt.", verträumt sah ich zum Grab meiner Eltern. Zustimmendes Gemurmel war zu hören. "Wir hatten verdammt viel Spaß. Wir hatten gelacht, geredet so, wie schon lange nicht mehr. Sie schienen so fröhlich zu sein. Es schien alles perfekt zu sein.", meine Mundwinkel fielen. "Aber alles hatte ein drastisches Ende genommen. Ich vermisse euch. Mit jedem Tag der vergeht will ich das ihr zurück kommt. Mich in den Arm nehmt und mir zeigt, dass ihr da seid, dass alles gut ist.", laut begann ich zu weinen, bevor Kerstin auf mich zu gestürmt kam und mich umarmte. "Ihr wart alles was ich hatte, und ihr werdet es auch immer sein. Es tut mir leid, das ich so eine schlechte Tochter war."

 Flashback Ende

"Zwei Wochen nach der Beerdigung erfuhr ich, dass ich zu meinem Opa müsse, was hieß, dass ich hier her kommen musste. Weit weg von meinem Zuhause. Meine psychische Lage wurde immer kritischer, aber dennoch hatte es wohl niemand bemerkt. Mir wurde keine Wahl gelassen. Der Umzug stand nicht zur Diskussion.", ich spürte wie mit jedem Satz ein Stein von meinem Herzen fiel. Lia sah mich eindringlich an, bis sie mich in den Arm nahm. Sie sagte nichts, drückte mich bloß an sich. Meine Gedanken wanderten zu Kerstin, an unser letztes Treffen. 

Flashback:

"Ich will dich nicht gehen lassen.", murmelte Kerstin in mein Ohr. Der Bus, mit dem ich nach London fahren würde kam in 5 Minuten. "Ich ziehe doch nicht in ein anderes Land. Wir können uns doch weiterhin treffen.", versuchte ich uns beiden Mut zu machen. Ich versuchte stark zu wirken, weil ich nicht wollte, dass Kerstin noch mehr weinte. "Was wenn nicht. Wenn wir uns auseinander leben. Was, wenn du mich vergisst.", weinte sie. "Wie könnte ich meine beste Freundin vergessen. Wir haben bereits so viel erlebt. Sowas, kann uns keiner nehmen.", eine Träne rann mir die Wange hinunter, als mein Kopf wie von alleine, alle schönen Erinnerungen abspielte. "Kathrin dein Bus.", die Sozialarbeiterin, die mich betreut und nun wegschickte sah mich an. Ich hasste diese Frau, mehr als alles andere auf dieser Welt. Mein Blick fiel noch einmal zu Kerstin, die versuchte mich herzhaft anzulächeln. Es sah eher verkrampft aus, gab mir jedoch Kraft. Ein letztes Mal umarmte ich meine beste Freundin, bevor ich mich umdrehte, wo der Bus neben mir zum stehen kam. Die Türen öffneten sich quietschend. Mein Herz verkrampfte sich, als ich auf die erste Stiege stieg. Es schrie mich an umzudrehen, nicht zu gehen, doch mein Kopf befahl weiter zu gehen. Ich setzte mich in die Vorletzte Reihe des leeren Buses. Meinen Koffer legte ich neben mich auf den Sessel. Mein Blick wanderte aus dem Fenster, wo Kerstin stand und wild anfing zu winkel. Weinend winkte ich zurück. Ein merkwürdiges Gefühl in mir versuchte mir klar zu machen, dass das hier, das letzte Mal war, dass ich sie sah. 

Flashback Ende

"Du bist die Erste, die all das hier erfahren hat. Nicht einmal mein Opa weis das. Bitte sei nicht böse auf mich.", schuldbewusst sah ich sie an. Jetzt wo ich so drüber nachdachte, hätte ich mir früher Hilfe holen müssen, früher drüber reden müssen. "Wie könnte ich dir wegen dem Böse sein? Klar hättest du früher zu mir kommen können, aber das war deine freie Entscheidung, und ich verspreche dir, wir schaffen das." Ihre Worten taten gut, machten mir das hier einfacher und zeigten mir, dass sie das war, was ich gebraucht hatte. Lia war meine Rettung, meine beste Freundin. 

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