Gestern, oder soll ich sagen heute, bin ich trotz, dass ich so lange geschlafen habe, noch mal eingenickt, doch durch ein lautes Poltern werde ich wach. Verwirrt stehe ich auf und laufe in Richtung Tür. Da ich keine Ahnung habe, wo das Poltern herkam, es mich aber auch nicht wirklich interessiert, gehe ich ins Bad um mir mein Gesicht zu waschen, doch als ich die Tür öffne, begegne ich dem komischen Sohn von Frau Min, nennen wir ihn Min Junior. Wo Herr Min ist, weiß ich noch nicht, aber dem werde ich im Laufe der Zeit hier bestimmt begegnen.
Als mich Min Junior entdeckt, brüllt er nur „Raus hier!". Genauso schnell, wie ich also die Tür geöffnet habe, wird sie mir vor der Nase wieder zugeknallt. Das nenn ich mal nen Morgenmuffel, aber weil ich das nicht auf mir sitzen lassen will brülle ich zurück, dass er doch die Tür abschließen soll, was wohl unfreundlicher rüberkommt, als eigentlich geplant, weil ich nach wie vor nicht gut auf den Typen zu sprechen bin.
Meine Zeit, in der ich darauf warte, dass der feine Herr fertig wird, verbringe ich damit, die Bilder, die im Flur hängen, anzuschauen. Viele sind es nicht, aber auf denen, die dort sind, ist die komplette Familie Min zu erkennen, wenigstens weiß ich jetzt, wie der Vater aussieht.
Als ich vor der Tür, hinter die ich gestern nur einen flüchtigen Blick geworfen habe, stehen bleibe, zögere ich kurz. Soll ich? Ach was soll's, der Typ ist doch bestimmt noch lange beschäftigt. Also öffne ich sie und schaue mich in dem geräumigen Zimmer um. Der Raum ist, genau wie meiner, spärlich eingerichtet. An der einen Wand steht ein großer Schrank und das Bett nimmt das ganze Fenster ein, jedoch überrascht mich das Klavier, was gegenüber dem Kleiderschrank steht. Spielt dieser Weirdo etwa Klavier? „Ja tue ich. Und jetzt verpiss dich!" höre ich plötzlich eine tiefe Stimme an meinem Ohr, durch die sich meine Nackenhaare aufstellen. Hab ich das etwa laut gesagt? Sofort nehme ich Sicherheitsabstand von diesem Idioten und halte mir erschrocken meine Hand an die Brust. „Ey, was soll das, du Vollpfosten?" stoße ich aggressiv aus. „Tchs, hat deine Mutter dir nicht beigebracht, dass man nicht in fremden Sachen schnüffelt, Kleiner?" entgegnet er mit seinem süffisanten Grinsen, welches ich am liebsten aus seinem Gesicht schlagen möchte. Dieser Typ macht mich so aggressiv. „Was willst du? Lass mich doch einfach in Frieden." sage ich zähneknirschend, doch Min Junior antwortet darauf nur: „Bitte? Du bist doch einfach in mein Zimmer gegangen, Idiot."
Obwohl ich weiß, dass er Recht hat, macht mich seine Aussage wütend. Zwar hat er mich nicht mehr Kleiner genannt, aber Idiot ist auch nicht besser. Die unerklärliche Wut auf diesen Typen, lässt mich kurzerhand nah an ihn heran treten und ihm funkelnd in die Augen schauen. „Hör mal zu, du Besserwisser. Ich hab mir diese scheiß Situation nicht ausgesucht, aber wir müssen jetzt damit klarkommen, also wäre es besser, wenn du mir aus dem Weg gehst!" Ich weiß nicht, wo der plötzliche Mut herkommt, einem Typen, der 5cm größer als ich ist und in dessen Zimmer ich mich befinde, zu drohen, aber wenn ich wütend bin, knallen bei mir die Sicherungen durch.
Das nächste was er macht, wirft mich deutlich aus der Bahn, denn er nimmt seine Hände, legt sie ganz langsam flach auf meine Brust, sodass er bestimmt meinen schnellen Herzschlag spürt, um mir dann einen kräftigen Stoß nach hinten zu verpassen, so dass ich kurzerhand durch die Tür auf meinen Hintern in den Flur fliege. Während er mich, im Türrahmen stehend, von oben herab amüsiert betrachtet, sagt er noch, dass ich ihm mit meiner Größe lieber nicht drohen sollte, bevor er seine Tür zuschlägt. Natürlich hatte er wieder das nervige ‚Kleiner' in diesem Satz besonders betont.
Perplex lässt er mich auf dem Boden zurück und als ich aufstehe um nun endlich das Bad zu benutzen, kann ich mir ein gebrülltes ‚Arschloch' nicht verkneifen.
***
Da Ferien sind, hab ich den ganzen Tag nichts zu tun, und mache mich mit der DVD-Sammlung von Familie Min vertraut. Am Vormittag höre ich Musik und schließlich treibt mich der Hunger in die Küche.
Ich fange schon an, das gekochte Essen meiner Mutter zu vermissen, vielleicht sollte ich hier mal was kochen, aber dann werde ich Min Junior definitiv nichts abgeben. Doch wahrscheinlich hatte Ebengenannter den gleichen Einfall gehabt, denn ich treffe ihn erneut in der Küche an. Ich habe zwar versucht ihm aus dem Weg zu gehen, da ich in seiner Gegenwart immer aggressiv werde, aber ich werde mir nicht noch einmal mein Essen klauen lassen. Als er also gerade den Kühlschrank aufmachen will, schubse ich ihn beiseite um mir den letzten Joghurt zu krallen, den er in Aussicht hatte. „Meiner, Arschloch!" grinse ich überheblich, und freue mich über seinen wütenden Ausdruck. „Sag mal geht's noch? Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.." Augenverdrehend nimmt er sich ein Glas aus einem der oberen Schränke um dieses am Wasserhahn mit Wasser aufzufüllen. Als er einen Schluck getrunken hat, dreht er sich wieder zu mir um, damit ich ihm meinen nächsten Satz an den Kopf knallen kann:„Wie du mir, so ich dir, Freundchen!".
Doch wahrscheinlich, bringt ihn meine überhebliche Art ziemlich auf die Palme, denn er nimmt den restlichen Inhalt seines Glases, und schüttet es mir ins Gesicht. Geschockt halte ich die Luft an, ehe er anfängt mich vollzumeckern: „Hör auf mich mit deinem kindlichen Gehabe zu nerven, du kannst ja nicht mal richtig Joghurt essen." sagt er während er mit seinem Zeigefinger auf seinen Mundwinkel tippt. Natürlich kann er es nicht unterlassen noch ein ‚Sieht aus wie Sperma.'hinten ranzuhängen.
Ich wusste nicht, dass man beschämt und wütend zugleich sein kann, aber ich laufe knallrot an, wische mit das Wasser und damit verbunden den Joghurtfleck von meinem Mundwinkel und knalle mein Joghurtbecher auf die Theke. Warum muss mich dieses Arschloch jetzt auch noch so demütigen? Mit einem „Ich hasse dich." stürme ich an ihm vorbei, nicht ohne ihn einmal anzurempeln, und schnappe mir meine Jacke. Als ich auch in meine Schuhe geschlüpft bin, reiße ich die Haustür auf und stürme an einer völlig überrumpelten Frau Min vorbei, welche wahrscheinlich gerade von ihrer Arbeit zurückkommt.
Diese ganze Situation überfordert mich, obwohl ich wahrscheinlich selbst dran Schuld bin, und während ich mich ziellos von dem Haus entferne, kommt sie mir vor wie dein Déjà-vu. Schließlich stürme ich in die nächste Seitengasse und trete gegen ein paar Container, die dort herumstehen. „Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse alles hier, ich hasse mein verdammtes Leben." schreie ich, während ich mittlerweile auch angefangen habe gegen die Hausmauer zu schlagen, was sich als fatalen Fehler herausstellt, da diese Aktion mir nur Schmerzen und blutige Knöchel einbringt.
Schluchzend falle ich auf meine Knie und vergrabe meine Hände in meinen Haare. Warum hat sich mein Leben sich so scheiße entwickelt? Warum muss die Freundin meiner Mutter so einen Idioten als Sohn haben, der nichts besseres zu tun hat, als mein Leben noch mehr runter zu ziehen? Er hat das Fass an brodelnden Gefühlen, welches seit meiner Beichte gegenüber meinen Eltern bis zum Rand gefüllt ist, mit solch simplen Taten zum überlaufen gebracht und im Moment ist das einzige was ich mich frage, ob ich sowas wirklich verdient habe. Ist Homosexualität wirklich so eine Sünde?
Plötzlich spüre ich zwei Hände an meinen Schultern, die mich sanft nach oben ziehen und und kurze Zeit später liege ich in den Armen von Frau Min. Zwar ist sie mir eigentlich völlig fremd, aber es tut gut, sich bei jemandem auszuheulen. „Jimin, Jimin, was machst du nur? Ich weiß, dass du dir dein Leben so nicht vorgestellt hast, aber du kannst die Zeit nicht zurückdrehen, also versuch das Beste aus der Situation zu machen." redet sie sanft auf mich ein, während sie mir etwas hilflos den Rücken tätschelt. „Komm wir gehen zurück, dann verbinde ich deine Hände."
Nach dem ich mich beruhigt habe, machen wir uns langsam auf den Rückweg und ich trotte peinlich berührt hinter hier her, da sie ungewollt einen Gefühlsausbruch von mir mitbekommen hat. „Hey, du musst dich nicht schämen, Gefühle machen uns doch erst menschlich, also mach dir nichts drauß." sagt sie, als sie bemerkt, dass ich mich etwas geniere. Erstaunt blicke ich sie an: „Danke Frau Min." „Ach, du wirst jetzt ein Jahr hier wohnen, nenn mich doch bitte Soonmin." lächelt sie mich an und bringt auch mich zu einem Lächeln, welches seit langem mal wieder von Herzen kommt.
words: 1419
DU LIEST GERADE
just one year
FanfictionABGESCHLOSSEN y o o n m i n (n.) ᴡʜᴇɴ ᴛᴡᴏ ᴘᴇᴏᴘʟᴇ ʟᴏᴠᴇ ᴇᴀᴄʜ ᴏᴛʜᴇʀ ʙᴜᴛ ᴀʀᴇ ᴛᴏᴏ ᴠᴀɪɴ ᴛᴏ ᴀᴅᴍɪᴛ ɪᴛ Nachdem Jimin sich traut seinen Eltern zu erzählen, dass er sich von Jungs angezogen fühlt, schicken diese ihn für ein Jahr von Zuhause weg. Doch das ist...