„Jimin, hast du Chemie nicht abgewählt?"
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Dass Kai nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, ist ja nicht unbedingt schlimm, aber, dass er so etwas Unnötiges hinten ran hängen muss... „Ähh, hat er das?" murmelt Kai, während er beschämt den Kopf senkt. Yoongi muss sich stark zusammenzureißen, nicht in Lachen auszubrechen. Ich könnte ihn schon wieder schlagen. Also ist es erneut an mir, die Situation zu retten.
„Ja, die Chemie- und Biokurse haben zusammen gearbeitet, deswegen kenne ich ihn." Ich grinse Soonmin zuckersüß an und sie scheint wohl einzusehen, dass das kein gutes Thema ist, weshalb sie einfach nur nickt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. „Ach ist ja auch nicht so wichtig." Sie schenkt uns noch einen letzten misstrauischen Blick, ehe sich sich wieder was anderem widmet. "Jongin, möchtest du noch was essen?" fragt sie Kai, der immer noch mit leicht roten Wangen auf seine Hände schaut.
„Nein danke. Ich muss jetzt auch nach Hause, vielen Dank für das leckere Essen." flüchtet er und verabschiedet sich von Soonmin. Yoongi ignoriert er komplett und als ich ihn zur Tür bringe, schenkt er mir eine Umarmung, bevor er verschwindet.
Langsam trotte ich in die Küche zurück. „Jimin? Yoongz? Seid ihr so lieb und räumt den Tisch ab?" fragt Soonmin uns beide und ich möchte einfach weinen.
Merkt sie nicht, dass ich Yoongi nicht leiden kann? Dass ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen? Soonmin wartet aber überhaupt keine Antwort ab, sondern verschwindet schon in ihrem Arbeitszimmer. Es ist Sonntag. Was arbeitet sie bitte am Sonntag?
Ich bin es von meinen Eltern gewöhnt, dass man Sonntag nicht arbeitet. Sonntag ist der einzige Tag in der Woche, an dem man die Beine hochlegt, zumindest hat mir das meine Mutter so beigebracht, was auch daran liegt, dass wir Sonntag immer zum Gottesdienst gegangen sind. Wehmütig denke ich an die Zeit, in der noch alles normal war, zurück.
„Ey, Kleiner. Beweg deinen Arsch hier her, ich will nicht alles alleine machen, oder hat Kai ihn zu oft betatscht, dass du nicht mehr gehen kannst?" reißt mich Yoongi aus meinen Erinnerungen. Ich schnaube einmal wütend, er hat aber auch gar keine Manieren, oder? Es hat keinen Sinn ihm zu erklären, dass das nur ein Spaß war, denn Yoongi und Spaß? Das passt einfach nicht zusammen.
„Bist wohl neidisch?" provoziere ich ihn und mache mich daran, die dreckigen Teller in die Geschirrspülmaschine einzuräumen. „Tchs, ganz sicher nicht. Eher würde ich ins Klo fassen, als deinen Mädchenarsch zu berühren." entgegnet er schnippisch. „Wie bitte?" frage ich beleidigt. „Muss ich dich daran erinnern, dass du neulich nicht deine Hände von meinem ‚Mädchenarsch' lassen konntest?" kontere ich zurück, denn diese Aussage seinerseits kratzt deutlich an meinem Ego - ich habe keinen Mädchenarsch. Idiot.
„Du hast dich mir doch förmlich an den Hals geworfen und konntest deine Zunge nicht bei dir behalten." wütend schaut Yoongi mich an und ich stelle mit einem lauten Knall das Glas, welches ich eben einräumen wollte, wieder auf den Tisch zurück. „DU HAST DOCH ANGEFANGEN, DU.. DU BLEICHGESICHTIGER BASTARD!" brülle ich ihn an. Yoongi schaut mich geschockt an, ehe er plötzlich in lautes Gelächter ausbricht. Gut, es war vielleicht nicht meine beste Beleidigung, aber dass er diese so lustig findet, kann ich nicht verstehen.
„Was lachst du denn jetzt so hässlich?" frage ich ihn immer noch wütend, auch wenn sein Lachen alles andere als hässlich ist. Um ehrlich zu sein, ist es sogar ziemlich niedlich. „B-bleich - haha - Bleichgesich-hichtiger Bastard." lacht Yoongi immer noch und ich muss aufpassen nicht gleich mit einzustimmen, denn eigentlich bin ich ja wütend. Aber wer kann schon auf einen Jungen, der sich vor Lachen am Tisch festhält, wütend sein?
„W-wie soll das denn bitte aussehen?" fragt er und guckt mich immer noch grinsend an. „Guck doch in den Spiegel, dann weißt du es." genervt widme ich mich wieder dem Tisch, der zum Glück schon fast vollständig abgeräumt ist, was für mich bedeutet, Yoongi's Gegenwart zu entfliehen.
„Wenigstens habe ich nicht solche fetten Puffwangen wie du, du Zwerg." beleidigt er mich und ich muss mich zusammenreißen, ihm keine reinzuhauen. Wie kann er es wagen? „Arsch." murmele ich vor mich hin und schließe den Geschirrspüler. Ich werfe Yoongi nochmal einen bösen Blick zu und verschwinde dann nach oben in mein Zimmer. Sowas muss ich mir echt nicht geben.
***
Später an diesem Tag, stehe ich gerade im Bad und wasche meine Hände. Als ich meinen Blick hebe und in den Spiegel schaue, überkommen mich wieder Selbstzweifel. Wo Yoongi Recht hat, hat er Recht. Meine Wangen sind wirklich ziemlich dick. Ich drehe mich einmal, sodass ich mich nun von der Seite betrachte. Und ja, mein Hintern ist auch für einen Jungen etwas voluminöser. Aber ist das wirklich so schlimm?
Ich kann ihn schon verstehen, ich finde mich ja auch nicht wirklich schön. Ich sollte wohl am besten in Zukunft weniger essen. Das würde mir auf jeden Fall nicht schwer fallen, da ich in Pocheon auch immer wenig Appetit hatte und oft mit nur einer Mahlzeit am Tag ausgekommen bin.
Ich hasse mich dafür, dass ich wegen Yoongi wieder solche negativen Gedanken bekomme, da ich diese doch eigentlich in die hinterste Ecke meines Gedankenpalastes verbannt habe, damit sie mir auch nicht aus Versehen unterkommen können. Aber er hat sie quasi, wie eine Katze mit Futter, hervorgelockt und dagegen konnte ich nichts tun. Er ist sich bestimmt nicht im Klaren darüber, was er mit solchen Worten bei mir anrichtet.
Und trotzdem hasse ich ihn in solchen Momenten wieder und frage mich, womit ich das verdient habe. Mein Herz fühlt sich zu ihm hingezogen, aber mein Verstand hasst ihn. Und zur Zeit sieht es so aus, als würde mein Verstand gewinnen. In zehn Monaten werde ich wieder Zuhause in Pocheon sein und dann werde ich wahrscheinlich nichts mehr von ihm hören, wir werden uns gegenseitig vergessen und alles wird wie früher sein. Also darf ich meinem Herzen auch gar keine Chance geben, zu gewinnen. Einfach keine Gefühle zeigen, Jimin. Ich klatsche mir einmal kaltes Wasser ins Gesicht, ehe ich das Bad verlasse.
Heute ist Sonntag, das heißt, dass ich wieder ein Stündchen mit Jin schwatzen werde. Wir haben es uns mittlerweile angewöhnt am Sonntag zu telefonieren, was für mich ein guter Start in die kommende Woche ist. Nachdem ich es mir zwischen meinen Kissen auf meinem Bett gemütlich gemacht habe, wähle ich die Nummer von Jin und warte darauf, dass er abnimmt.
„Hey, Jimin." begrüßt er mich, als er gefühlt nach zehn mal tuten, endlich abgenommen hat. „Yah du Pabo, hattest du mich vergessen, oder was?" antworte ich ihm lachend. „Nein nein. Namjoon war nur bis eben noch bei mir. Ich soll dich übrigens von ihm grüßen." entgegnet er und ich habe schon sein vielwissendes Grinsen auf meinem Gesicht. „Achja? Namjoon? Was habt ihr beiden Turteltäubchen denn gemacht?"
Jin fängt an von Namjoon zu schwärmen. Wie ich herausfinde sind die beiden zwar noch nicht offiziell zusammen, aber sie verhalten sich trotzdem schon wie ein Pärchen. Ich freue mich für meinen Jinnie, muss aber trotzdem unweigerlich an Yoongi denken. Warum muss ich denn jetzt an Yoongi denken? Der Arsch kann mir schön gestohlen bleiben.
„Und wir läuft es bei dir so?" fragt mich Jin, nachdem er mit seinen Schwärmereien zum Ende gekommen ist. „H-huh? Ach alles wie immer. Hier passiert nicht wirklich viel. Ich möchte wieder zu dir, Jin." jammere ich, denn ich habe nicht wirklich Lust ihm von meinen Problemen mit Yoongi zu erzählen.
„Apropos. Ich habe meine Eltern gefragt und die hätten nichts dagegen, wenn ich dich mal besuchen komme. Wann hast du denn Zeit, ChimChim?" Da ich fast jedes Wochenende eher spontan verplane, entschließen wir uns für das erste Wochenende in den Ferien, also in zwei Wochen, um genau zu sein. Nachdem das geklärt ist, quatschen wir noch weiter bis tief in die Nacht.
words: 1304
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just one year
FanfictionABGESCHLOSSEN y o o n m i n (n.) ᴡʜᴇɴ ᴛᴡᴏ ᴘᴇᴏᴘʟᴇ ʟᴏᴠᴇ ᴇᴀᴄʜ ᴏᴛʜᴇʀ ʙᴜᴛ ᴀʀᴇ ᴛᴏᴏ ᴠᴀɪɴ ᴛᴏ ᴀᴅᴍɪᴛ ɪᴛ Nachdem Jimin sich traut seinen Eltern zu erzählen, dass er sich von Jungs angezogen fühlt, schicken diese ihn für ein Jahr von Zuhause weg. Doch das ist...