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„E-er hat mich gekü-hüsst."

×××

„Also um das jetzt nochmal zusammen zu fassen; Yoongi hat dich geküsst, du hast erwidert, weil du glaubst, dass du vielleicht was für ihn empfinden könntest, dann tut er am nächsten Morgen so, als wüsste er nichts und ist angeblich angeekelt von dir, will sich aber am Abend entschuldigen und du knallst ihm so eine Scheiße an den Kopf? Hast du noch alle Tassen im Schrank?" fragt Jungkook mich und verpasst mir einen Schlag auf den Oberarm. Ungläubig sehe ich ihn an.

„Warum verteidigst du ihn denn jetzt? Findest du das etwa okay, wie er mich behandelt hat?" hake ich nach. „Nein, aber es ist auch nicht okay, dass du euren Kuss als Fehler betitelst. Versetz dich doch mal in seine Lage." Zweifelnd sehe ich Jungkook an. Als ob Yoongi das wirklich verletzt hat!? Aber vielleicht würde das seine Tränen in seinen Augen erklären, die ich an jenem Abend habe aufblitzen sehen. „Man, was kann ich eigentlich?" jammernd lasse ich meinen Kopf wieder in meine Hände fallen. „Och Jimin. Sag ihm doch einfach, was du glaubst zu fühlen." antwortet Jungkook mir.

„Tchs, musst du grad sagen. Sag du doch erst mal Taehyung, dass du auf ihn stehst." necke ich ihn. Ich bin natürlich nicht auf den Kopf gefallen und habe deswegen auch die Blicke zwischen den beiden gesehen. „W-was, ich weiß gar nicht was du m-meinst." versucht er sich herauszureden. „Kookie ist verliebt. Kookie ist verliebt." stichele ich weiter, und pieke ihm nebenbei in die Seite, was ihn aufquietschen lässt. Das ganze artet in ein gegenseitiges Kitzeln aus, bis wir beide außer Atem auf dem Boden des Zimmers liegen.

„Ich würde sagen, wir stecken beide in der Scheiße. Lass uns ein Deal machen." schlägt Jungkook vor. Fragend hebe ich eine Augenbraue und stütze mich auf meinen Unterarmen auf, ehe er weiterspricht. „Ich sage es Taehyung und du Yoongi." Ich hole tief Luft. „Das kann ich nicht machen. Das ist doch mein Tod, als wenn der Eisklotz mich mögen würde." entgegne ich. „Jimin. Ich kenne Yoongi viel länger als du und er war noch zu niemandem so, wie zu dir." versucht Jungkook mich zu überzeugen. „Jaja, du meinst er hat noch nie jemanden so gehasst, wie mich!?" frage ich und plustere meine Wangen auf, um die Dämlichkeit seiner Aussagen noch zu unterstreichen. Jungkook gibt aber nicht auf. „Boah Jimin, sei nicht so pessimistisch, das wird schon."

***

Spät am Abend, oder soll ich sagen in der Nacht, mache ich mich schließlich auf den Weg zurück nach Hause. Zum Glück ist Soonmin dieses Wochenende nicht daheim, denn ihr wäre bestimmt der Kragen geplatzt, wenn sie wüsste, dass ich erst so spät zurück komme. Ein wenig unheimlich ist es schon, aber ich genieße die Stille, die sich wie eine Decke über die Straßen und Häuser legt. Hier und da sind natürlich ein paar Menschen unterwegs oder Betrunkene taumeln durch die Gassen, aber alles in Allem ist es doch recht friedlich.

Mir fällt auf, dass ich mich mittlerweile schon so oft ins Haus geschlichen habe und das nur wegen Yoongi. Ich muss mir echt Freunde suchen, bei denen ich unterkommen kann. Während ich im Bad meine Zähne putze schweifen meine Gedanken wieder ab. Jungkook kann gar nicht Recht haben und selbst wenn, Yoongi soll auf mich zu kommen. Er soll erkennen, was er für eine Scheiße gemacht hat. Und ich werde Yoongi auch nicht sagen, dass ich ein paar Gefühle für ihn habe. Die werden schon wieder verschwinden, ich muss mich einfach nur auf den Hass oder die Wut in meinem Körper konzentrieren, das hat letztes Mal schließlich auch funktioniert. ‚Ja und danach musste ich wieder heulen.' antwortet mir meine innere Stimme. Scheiß drauf.

Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es ist verliebt zu sein. Klar ich weiß, dass ich auf Männer stehe, aber verliebt war ich noch nicht. Ich hatte höchstens mal einen Crush auf Choi Seunghyun, aber das war's auch schon. Und jetzt soll ich einfach so auf Yoongi stehen? Bums und fertig?

Kopfschüttelnd spüle ich meinen Mund auf und setze mich nach unten ins Wohnzimmer, da ich weiß, dass ich in meinem Bett nur wieder Selbstzweifel bekommen werde, denn zum schlafen bin ich noch nicht müde genug. Yoongi habe ich noch nicht angetroffen und gehe dementsprechend davon aus, dass er einfach schon schläft. Ich mache den Film „Call me by your name" an, endlich mal einer, bei dem ich mir den Namen merken kann. Ich weiß nicht wirklich worum es in dem Film geht, da dieser mir nur vorgeschlagen wurde, aber ich suche ja eigentlich auch nur eine Möglichkeit, um mich abzulenken.

Später gefällt mir der Film doch sehr gut und ich kuschele mich enger in meine Decke, um gebannt die Handlung zu verfolgen. Der Film handelt von zwei Schwulen. Ein Junge verliebt sich in einen Typen, der für sechs Wochen zu ihm und seiner Familie zieht. Plötzlich höre ich Schritte hinter mir und als ich mich umdrehe erblicke ich Yoongi. Wen auch sonst?! Genervt schaue ich wieder zurück zum Fernseher und versuche in mir Wut oder irgendwas ähnliches zu fördern, damit er merkt, dass er wieder verschwinden soll, ehe ich seine tiefe Stimme vernehme. „Darf ich mitgucken?"

words: 869

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