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Nachdem ich den Vormittag in meinem Zimmer verbracht habe, entschließe ich mich zum Tanzstudio zu fahren. Der Besitzer, Mr. Lee, ein junger freundlicher Herr, hat uns angeboten auch außerhalb der regulären Tanzstunden das Studio zu nutzen, was Jungkook und ich, aber auch Hoseok und Pina, ein Mädchen, welches des öfteren dabei ist, in Anspruch nehmen.

Ich gehe stark davon aus, dass Sonntag Nachmittag niemand das Studio benutzen wird, weshalb ich mich freue, ungestört, beim Tanzen meinen Frust rauszulassen. Ich packe meine Sporttasche mit Wechselklamotten und möchte das Haus gerade verlassen, als ich Yoongi auf der Couch sitzen sehe. Kurz überlege ich, ihm Bescheid zu sagen, aber es wird ihm wohl kaum interessieren, weshalb ich mich doch, ohne ein Wörtchen zu sagen, auf den Weg mache.

***

Dort angekommen, nehme ich den Schlüssel unter der Matte hervor und betrete das Studio durch die Hintertür. Mr. Lee war so freundlich und hat uns diesen dort versteckt, damit wir auch ins Studio können, wenn er nicht da ist. Als ich im Flur stehe, nehme ich leise Musik wahr, welche aus dem Raum kommt, indem ich meistens übe. Wer ist denn bitte am Sonntag Nachmittag hier? Na gut, ich bin es ja auch.

Ich gehe leise die Treppen hoch und hinter der Tür, finde ich Pina vor. Ich habe mich schon ein paar Mal mit ihr unterhalten und sie scheint einen netten Eindruck zu machen, aber wirklich kennen tue ich sie nicht.

Als sie mich entdeckt, begrüßt sie mich mit einem süßen Lächeln: „Hey Jimin, du auch hier?" etwas außer Atem stellt sie die Musik ab, zu der sie bis eben noch getanzt hat. Das was ich bis jetzt von ihr mitbekommen habe, ist, dass sie oft mit Hoseok tanzt und eine genauso abgedrehte Persönlichkeit, wie seine es ist, hat. „Ja, ich wollte ein bisschen meinen Frust ablassen." antworte ich ihr, woraufhin sie mich fragt, ob wie zusammen tanzen wollen. Ich überlege nicht lange, sondern stimme sofort zu. Ich kann die Ablenkung gut gebrauchen, auch wenn ich eigentlich alleine sein wollte, aber Pina ist eine so aufgeschlossene und fröhliche Person, dass ich gar nicht nein sagen kann.

***

Es macht unglaublich Spaß mit Pina zu tanzen. Mal tanzt jeder, was er will, aber meistens denken wir uns zusammen eine Choreo aus und üben einzelne Tanzschritte, die wir dann am Ende drauf haben. Sie ist eine unglaubliche Tänzerin und jetzt, wo ich sie besser kennenlerne, weiß ich auch, dass sie eine genauso tolle Person ist.

Erschöpft, vom vielen Tanzen, lassen wir uns auf den Boden fallen. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen und es ist schon Abend. Ich habe mein Ziel erreicht und wirklich meine nervigen Gedanken für diese Zeit aus meinem Kopf verbannt. „Jimin. Du kannst echt gut tanzen." haut sie plötzlich unerwartet raus, was mich zum schmunzeln bringt. „Danke, du auch!" gebe ich zurück und wir machen uns daran, aufzustehen und jeder geht sich umziehen.

Als wir beide fertig sind, möchte ich mich gerade von ihr verabschieden, da fängt sie schon an zu sprechen. „Magst du vielleicht noch mit ins Café kommen?" fragt sie mich und ich stimme zu.

Also machen wir uns auf den Weg zu dem Café, welches, wie sich schließlich herausstellt, das Café ist, in dem ich auch schon so oft war. Wir unterhalten uns den ganzen Weg über und lachen viel. Wir kennen uns eigentlich seit heute erst näher und wir verhalten uns jetzt schon wie alte Freunde. Beim Café angekommen, setzen wir uns in eine gemütliche Ecke und warten auf Pina's Freundin, sie hatte mir erzählt, dass sie sich mit ihr hier treffen will.

Schließlich kommt Jiwoo, die Bedienung, die mich mittlerweile schon gut kennt und ich will gerade meine Bestellung angeben, als Pina aufspringt. „Jiwoo, da bist du ja endlich. Jimin, das ist Jiwoo, meine beste Freundin." stellt Pina mir vor und ich muss, genauso wie Jiwoo, anfangen zu lachen. „Ich kenne ihn schon. Er war hier schon des öfteren." erklärt Jiwoo der verwirrt dreinschauenden Pina daraufhin immer noch schmunzelnd.

Ich hätte nicht gedachte, dass Jiwoo die Freundin ist, von der Pina geredet hat, aber da sieht man mal, wie klein die Welt ist. Jiwoo setzt sich zu uns und wir kommen super ins Gespräch. Die beiden sind wirklich tolle Menschen und ich habe das Gefühl, als würde ich sie schon ewig kennen.

„Und hast du dir Hobi schon gekrallt?" fragt Jiwoo Pina nach einiger Zeit, woraufhin diese erschrocken die Augen aufreißt und Jiwoo einen Schlag verpasst. „Pshhht. Jimin ist auch im Tanzkurs." redet sie daraufhin auf Jiwoo ein. „Wer ist Hobi?" frage ich nach und während Pina beschämt den Kopf senkt, fängt Jiwoo grinsend an, mich aufzuklären.

„Du stehst auf Hoseok? Ist ja niedlich." fange ich daraufhin an, Pina zu necken und pieke ihr in ihre Wange. „Hey, das ist nicht süß. Ich glaube nicht, dass er mich mag." schmollt sie beleidigt. „Wenn du willst, kann ich ihn ja mal fragen. Ich gehe mit ihm auf eine Schule." beruhige ich sie, denn ich habe das Gefühl, dass Hoseok sie auch mag. Sie tanzen immer zusammen und er schaut sie oft mit diesem Blick an, mit dem Jungkook auch Taehyung anschaut. „Echt?" strahlt sie und ich nicke. „Danke Jimiiin." springt sie auf und zieht mich in eine Knuddelattacke, die ich überfordert erwidere. Jiwoo schenkt mir einen mitleidigen Blick. „Ja, sie ist immer so anstrengend." sagt sie und wir fangen alle an zu lachen.

***

Nachdem wir unsere Nummern ausgetauscht haben und ich mich von meinen neu gewonnenen Freunden verabschiedet habe, mache ich mich fröhlich auf den Weg nach Hause. Ich muss unwillkürlich an Jin denken, denn die Freundschaft von Pina und Jiwoo hat mich an unsere erinnert und ich vermisse ihn schrecklich. Vielleicht kann er mich in den Ferien, welche bald kommen, mal besuchen. Ich würde ja auch ihn besuchen, aber ich habe keine Lust, dass mir in Pocheon schlechte Erinnerungen hochkommen, zusätzlich würden meine Eltern es auch gar nicht erlauben, dass ich zurückkomme und ich will sie auch nicht sehen. Um Jihyun tut es mir Leid, aber ich bin einfach zu stolz, als dass ich auf meine Eltern zukommen würde.

Langsam komme ich meinem Zuhause immer näher, aber kurz bevor ich die Tür öffnen kann, wird sie schon von innen aufgerissen und ich mit einem Ruck reingezogen. Yoongi, der mich so plötzlich gepackt hat, knallt danach die Tür zu und drückt mich mit voller Wucht dagegen. „Wo warst du?" knurrt er bedrohlich .. und wütend? Warum ist er denn jetzt wütend?

Ich antworte ihm nicht. Warum sollte ich auch? Er hält es ja auch nicht für nötig mir zu sagen, was gestern passiert ist. Deswegen schaue ich ihm nur stur in die Augen. Das ist jedoch nicht meine beste Entscheidung, denn egal wie wütend seine Augen auch funkeln, ich bin dennoch wie gefesselt von ihnen.

Sie sind so lebendig, wie ich es nicht oft erlebe. Seine Pupillen huschen immer wieder zwischen meinen Augen hin und her. Seine dichten schwarzen Wimpern erscheinen mir so perfekt und ich lasse meinen Blick über sein gesamtes Gesicht gleiten. Dadurch, dass er mich immer noch an den Schultern gepackt hält, sind wir uns nahe und ich kann ihn ganz genau mustern. Schlussendlich bleibt mein Blick an seinen Lippen hängen. Warum sind seine verdammten Lippen so scheiße perfekt? Ich ertappe mich dabei, wie ich mir bei diesem Anblick über meine lecke, woraufhin Yoongi auf diese schaut.

Der wütende Ausdruck in seinen Augen verraucht und seine Iris erscheint mir eine Nuance dunkler. Er kommt mir leicht näher und seine Lippen öffnen sich einen Spalt breit. Es ist interessant zu beobachten, was für eine Wirkung ich auf ihn habe, trotzdem halte ich überrascht die Luft an, denn so nahe waren wir uns zuletzt, als er mir meinen ersten Kuss gestohlen hat.

Plötzlich reißt sich Yoongi aber seinen Kopf zurück. „Ich hab dich was gefragt, Kleiner." spuckt er mir förmlich ins Gesicht, woraufhin ich ihn ein Stück von mir schubse. „Und ich bin nicht gewillt dir zu antworten, Idiot." keife ich zurück, was ihn kurz wieder zornig funkeln lässt. „Erst wenn du mir sagst, was gestern passiert ist." hänge ich noch ran und verschränke bockig meine Arme.

„Du willst wissen, was gestern passiert ist, huh?" fragt er aggressiv zurück und drückt mich wieder unsanft gegen die Haustür. Langsam geht mir dieses ewige ‚gegen-die-Wand-drücken' ziemlich auf die Nerven, weshalb ich nur augenverdrehend seine Frage mit einem Nicken beantworte.

Daraufhin lässt er seine Hände von meinen Schultern an meinen Hals wandern, was mich erschrocken die Luft einziehen lässt, denn an meinem Hals bin ich besonders empfindlich. Sanft streicht er mit seinen Fingerspitzen dort entlang und schaut mir konzentriert ins Gesicht. „W-Was tust du d-da?" frage ich ihn kleinlaut, da mich diese Berührungen mächtig durcheinander bringen. Er macht noch einen Schritt auf mich zu, so dass wir uns nun unglaublich nahe sind, ehe er mir die Antwort ins Ohr haucht.

„Ich zeig es dir, Kleiner."

words: 1481

just one yearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt