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Ich halte geschockt die Luft an und versuche meine aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Das hat gesessen. Er merkt wohl, dass das in mir etwas angerichtet hat, denn plötzlich verschwindet der wütende Blick in seinem Gesicht. „Kleiner ich.." will er ansetzten, aber dafür ist es schon zu spät. „WEIßT DU WIE WEH DAS TUT? DU HAST DOCH KEINE AHNUNG, WARUM MEINE ELTERN MICH WEGGESCHICKT HABEN. ICH HASSE DICH MIN YOONGI!" schreie ich ihm ins Gesicht, während mir schon die Tränen aus den Augen tropfen. Ich renne so schnell es geht aus der Küche und hoch in mein Zimmer, wo ich mich in meinem Bett vergrabe und meinen Tränen endgültig freien Lauf lasse.

Es tut so weh. Es tut so unfassbar weh, sowas zu hören und das schlimmste daran ist, dass er genau meine Gedanken ausgesprochen hat. Er hat es ausgesprochen weil es stimmt. Ich muss es ja verdient haben. Genau das sagen mir die Stimmen in meinen Albträumen auch immer; dass ich wertlos bin, dass ich nie hätte geboren werden sollen und dass meine Eltern froh sind, mich nun endlich nicht mehr ertragen zu müssen. Außerdem schmerzt es auch, dass Yoongi das sagt. Ich weiß zwar, dass er mich nicht leiden kann, was ja auch auf Gegenseitigkeit beruht, aber dass ich in seinen Augen wirklich so widerlich bin, hätte ich beim besten Willen nicht gedacht.

Mein Kissen ist mittlerweile schon durchtränkt von meinen Tränen und ich versinke immer mehr in meinem Selbsthass, der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Plötzlich höre ich hinter mir die Tür aufgehen und kurz darauf Yoongi der leise meinen Namen sagt. „Verpiss dich!" schluchzte ich verzweifelt in mein Kissen. Ich möchte nicht, dass er mich auch noch so sieht, denn er wird mich doch nur auslachen, dass er mich mit solch simplen Worten verletzten konnte. Doch anders als erwartet, spüre ich plötzlich zwei Hände an meinem Bauch und lasse mich, ohne mich zu wehren, an Yoongis Brust drücken. „Es tut mir leid, Kleiner. Das war vielleicht ein bisschen zu krass. So meinte ich das nicht." redet er leicht verunsichert zu mir, doch ich denke gar nicht daran aufzuhören. Im Gegenteil es tut so gut von ihm umarmt zu werden und meine Schluchzer nicht wie sonst immer, Abends heimlich unter meiner Bettdecke zu dämpfen. „Hey Jiminie.. shh." flüstert er, während er mich näher an sich drückt. Ich vergrabe meinen Kopf noch mehr an seiner warmen Brust, weil mich dieser Kosename an meinen kleinen Bruder erinnert. ‚Jiminie'- so hat er mich auch immer genannt.

„Ich hasse dich." krächze ich leise an seine Brust, als ich mich einigermaßen beruhigt habe, woraufhin er meine Umklammerung löst und mein Kinn mit zwei Fingern nach oben drückt, um mir in die Augen zu schauen. Warum muss mir in solchen Momenten auffallen, dass seine Augen wunderschön sind? Was ich bis jetzt in seine Augen gesehen hatte, war nur Hass oder Wut. Ich dachte, dass seine Augen nur ein kaltes Schwarz sind, aber als er mich so anschaut, merke ich, dass sich hinter dieser schwarzen Mauer abertausende Emotionen tummeln und nur darauf warten freigelassen zu werden um gesehen und gefühlt zu werden. Warum hält er sie so gefangen?

Plötzlich nimmt er mit beiden Händen mein Gesicht und streicht mir mit den Daumen meine Tränen weg. Es verunsichert mich, dass Yoongi mit einem mal so sanft, ja fast schon liebevoll mit mir umgeht, wo wir uns doch eigentlich nicht ausstehen können. Erst bei dieser Geste merke ich, dass er meinem Gesicht unglaublich nahe ist und ich dadurch seine vollen schwarzen Wimpern sehen kann, die mir noch nie aufgefallen sind. „Verzeihst du mir?" wispert er schon fast lautlos und lächelt mich sogar leicht an, während ich weiterhin in seinen schokoladig-schimmernden Augen versinke, die mich so fesseln. Ich versinke in seinen Augen? Bitte was? Als mir meine eigenen Gedanken bewusst werden, löse ich mich ruckartig von Yoongi und springe aus meinem Bett. „Ich geh duschen." rufe ich ihm zu, ehe ich aus meinem Zimmer renne, ins Bad verschwinde und mich an der Badtür heruntergleiten lasse.

Ich fasse mir an meine Brust und versuche meinen unglaublich schnellen Herzschlag nachzuvollziehen. Was war das?

words: 683

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