- o24 -

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„Darf ich mitgucken?"

×××

Fragt er das gerade wirklich? Okay Jimin. Werd' jetzt bloß nicht schwach. Gespielt genervt drehe ich mich um. „Kannst gucken. Ich wollte eh grad hochgehen." lüge ich und fange an die Decke zusammenzulegen. Natürlich will ich nicht aufhören und mich interessiert es brennend, wie die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren ausgeht, aber ich weiß jetzt schon, dass ich es neben Yoongi nicht lange aushalten werde und all die Gefühle, die ich versuche zu unterdrücken, nur wieder hochkommen werden.

Yoongi schaut mir stumm dabei zu und als ich meinen Blick hebe, zerbricht es mir fast das Herz. Er schaut mich so traurig an, dabei habe ich ihm doch genau genommen nichts getan. Ich bin immer noch der Meinung, dass er alles, was ich gesagt habe, verdient hat, aber bei seinem Blick werde ich schon wieder schwach. „Was guckst du so?" fragt er mich mit leiser Stimme, da ich ihn wohl zu lange angeschaut habe. Ich zucke nur mit den Schultern und möchte an ihm vorbei gehen, aber er stellt sich mir den Weg. „Jiminie.." Oh scheiße nein, wenn du mich so nennst, tue ich alles für dich. Hör auf. „.. willst du nicht noch bleiben? Ich weiß doch, dass du den Film zu Ende schauen willst." Erstaunt sehe ich ihn an.

Und da ist es wieder. Sein süffisantes Grinsen. „Also hatte ich Recht. Komm!" sagt er und greift nach meiner Hand, ehe er mich mit sich auf die Couch zieht. Ich will schon Sicherheitsabstand von ihm nehmen, da packt er mich bei der Hüfte und zieht mich näher zu sich. „Lass das Yoongi." keife ich ihn an. Weiß er denn nicht, dass mich seine verdammte Nähe verrückt macht? „Wieso?" hakt er doof grinsend nach. Ich schüttle bloß genervt meinen Kopf. Was hat er denn bitte vor? Schließlich gebe ich es auf mich zu wehren, was er mit einem siegessicheren Grinsen beobachtet und konzentriere mich wieder auf den Film.

Ich bin es leid, so zu tun, als würde mich seine Gegenwart nicht interessieren. Erst war es so, dass ich ihn meiden wollte, weil ich ihn gehasst habe. Und jetzt, ja jetzt ist es genau das Gegenteil. Alles in mir verzehrt sich danach ihn nur anzusehen, anzufassen und ihn nie wieder loszulassen. Und ihm soll es wirklich genauso gehen? Jungkook muss da echt was falsch verstanden haben. Yoongi interessiert es doch gar nicht, wie es mir geht. Das wird es auch nie, ganz einfach, weil ich ihm egal bin.

Ich erwische mich dabei, wie ich sein Seitenprofil beobachte, während er auf den Fernseher schaut. Ja, es stimmt schon. Er ist wunderschön. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich mochte mich selber nicht, wie auch, wenn mir oft vor Augen geführt wird, wie widerlich ich bin? Nicht nur an meiner alten Schule, auch bei meinen Eltern und nun sogar von Yoongi. Er jedoch ist nahezu perfekt, er kann es sich leisten, denn niemand würde ihn auf Grund seines Aussehens kritisieren.

Seine schwarzen Haare fallen ihm leicht verstrubbelt ins Gesicht. Sein schwarzes T-shirt, mir fällt auf, dass er häufig schwarz trägt, ist leicht ausgeschnitten und offenbart mir ein Stück seiner weißen Haut und seiner markanten Schlüsselbeinknochen. Ich möchte zu gerne meine Hand ausstrecken, um darüber zu streichen. Ich lasse meinen Blick aber schnell zurück in sein Gesicht wandern. Schon oft ist mir aufgefallen, dass er unheimlich reine Haut hat. Seine Haut, sein ganzes Gesicht ist makellos und wirkt somit ziemlich unrealistisch, nicht im negativen Sinne.- kurz gesagt; einfach perfekt.

„Genug gestarrt?" kommt es plötzlich von ihm und ich schrecke auf, habe gar nicht mitbekommen, dass er mir seinen Blick schon seit geraumer Zeit zugewandt hat. Mein erschrockener Blick wird zu einem geschockten, als er seine Hand nimmt und seine Finger sacht meinen Kieferknochen berühren. Er lässt mich nicht aus den Augen, während er mit seinen Fingern bis unter mein Ohr wandert und von dort meinen Hals hinab, bis er am Kragen meines Oberteils ankommt und dort stockt.

Ich kann mich nicht bewegen, denn ich bin viel zu gefesselt von seinen Augen. Nur langsam merke ich, dass er meinem Gesicht immer näher kommt und mittlerweile spüre ich schon seinen heißen Atem an meinen Lippen. Er hypnotisiert mich und obwohl ich nichts sehnlicher wünsche, als dass er seine sinnlichen Lippen auf meine drückt, versuche ich mich auf die Wut in meinem Bauch zu konzentrieren. Ich darf mich ihm nicht so willenlos hingeben.

Park Jimin! Reiß dich zusammen, bevor es zu spät ist. Hast du schon vergessen, dass er dich widerlich findet? Warum sollte er dich küssen? So jemanden wie dich? Er findet dich widerlich. W-i-d-e-r-l-i-c-h. Ruckartig drehe ich meinen Kopf weg und schaue auf meinen Schoß. Die Stimmen in meinem Kopf können sich wohl kaum einen passenderen Moment aussuchen um mir sowas einzureden. Es ist zwar nicht die Wut, nach der ich eigentlich gesucht habe, aber sie haben mich zumindest davon abgehalten, weiter von ihm in den Bann gezogen zu werden. Nur habe ich mir das ganze nicht so erhofft. Ich will nicht schon wieder von diesen Selbstzweifeln und dem Selbsthass überschüttet werden, nur damit ich mich nachher wieder in den Schlaf weinen kann.

„Hey Kleiner, was ist denn los?" fragt Yoongi mich und seine noch immer ausgestreckte Hand, die bei meiner ruckartigen Bewegung von meinem Hals verschwunden ist, legt er an meine Wange und streicht darüber. „Warum weinst du?" Tue ich das? Ja, warum weine ich? „Tchs. Hör einfach auf." antworte ich und finde einen Funken Wut in meinem Bauch. Fragend schaut er mich an. Kapiert er es denn echt nicht?

„Ich bin nicht dein verdammtes Spielzeug, Mann." Ich hole tief Luft, um weiter zu reden. „Erst küsst du mich, dann schmeißt du mich weg und jetzt bin ich wieder gut genug, damit du Abends ein bisschen Spaß hast, oder was? Was soll das, du Arschloch?" keife ich ihn an und mein Herz zieht sich zusammen, aber ich muss ihm doch sagen, was er anrichtet. Ich möchte eine ordentliche Erklärung. Warum spielt er so mit mir? Ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Und im Moment habe ich eindeutig zu viele davon.

„Ich habe dich nie weggeworfen?!" entgegnet er und möchte mich wieder näher an ihn ziehen, denn ich bin währenddessen von ihm abgerückt. „Ach ja? Und was war das vor einer Woche? ‚Eww.. haben wir etwa rumgemacht?' Weißt du wie scheiße sich das anfühlt? Du Bastard hast mir meinen ersten Kuss geklaut und wirfst mir das am nächsten Morgen an den Kopf. Ich hasse dich so sehr, warum tust du das?" schluchze ich, denn meine Tränen sind bei meinen Worten nicht aufzuhalten. Es ist mir nun auch egal, dass er mich so sieht. Er kann ruhig wissen, dass er es verbockt hat.

Weinend stehe ich auf und gehe die Treppen hoch. Ich wünschte mir, ich wäre ihm nie begegnet. Ich wünschte, ich wäre nie nach Busan gefahren, ich wünschte ich hätte meinen Eltern nie gebeichtet, dass ich schwul bin. Dann hätte dieser ganze Mist erst gar nicht angefangen.


words: 1166

just one yearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt