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Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich schon wie die letzten Morgen, zufrieden und glücklich. Die Nächte, in denen ich bei Yoongi liege, schlafe ich ohne irgendwelche Probleme, wie es häufig sonst nicht der Fall war. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich stundenlang wachgelegen habe und aus unerfindlichen Gründen einfach nicht einschlafen konnte. Es ist unglaublich, dass ich alleine durch seine Gegenwart so beruhigt bin. Er wirkt wahrlich besser als eine Schlaftablette. Ich könnte stundenlang einfach nur in seinen Armen liegen und mir würde nicht langweilig werden. So ist das wohl, wenn man frisch verliebt ist.

Wie so oft, betrachte ich den noch schlafenden Jungen neben mir und bestaune seine Schönheit, als ich plötzlich die Eingangstür höre. Ist Soonmin schon da? Ich möchte mich aus Yoongi's Klammergriff befreien, um nachzuschauen, als sich seine Arme plötzlich anspannen und ich mit einem Ruck zurück ins Bett gezogen werde. Ich muss vor Schreck aufquieken, da ich damit nicht gerechnet habe. Yoongi fängt an mit seiner rauen Morgenstimme zu lachen, was mir eine Gänsehaut beschert.

Schnell beugt er sich über mich, sodass ich unter ihm gefesselt bin und schaut mir in die Augen. „Guten Morgen, Kleiner." begrüßt er mich und ich lächele ihn an. Ich muss sagen, ein verschlafener Yoongi am Morgen ist ein wirklich liebenswürdiger Anblick und ich würde ihn am liebsten nicht mehr loslassen. „Wo wolltest du denn hin?" fragt er mich und ich möchte gerade ansetzen, ihm zu erklären, was ich gehört habe, als ich schon von einer anderen Stimme unterbrochen werde. „Yoongi, Jimin, seid ihr schon wach?" hören wir die Stimme von Soonmin im Flur und wir schauen uns daraufhin erschrocken an.

Wie von der Tarantel getroffen springen wir beide auf und suchen verzweifelt nach einer Möglichkeit, wo ich mich verstecken kann. Der Schrank kommt nicht in Frage, Yoongi hat so viele Sachen, dass ich da nicht reinpasse. Irgendeine Ecke, in der ich mich verstecken könnte, gibt es auch nicht. Soonmin darf aber auf gar keinen Fall mitbekommen, dass wir die Nacht zusammen in einem Bett verbracht haben, ich schätze wir wären dann beide einen Kopf kürzer.

Wir stehen im Zimmer und schauen uns um, als ich schon ein Klopfen an der Tür vernehme. Kurzerhand schubse ich Yoongi einfach zurück auf sein Bett und lasse mich auf den Boden fallen. Als ich meinen zweiten Fuß gerade mit unters Bett ziehe, sehe ich, wie sich schon die Tür öffnet.

„Yoongi, du bist ja doch schon wach. Warum sagst du denn nichts?" fragt Soonmin und kommt an Yoongi's Bett. Schlagartig halte ich meine Luft an, denn Soonmin steht jetzt direkt vor mir. „Ich bin gerade erst aufgewacht." stammelt Yoongi. „Achso na dann. Hast du Jimin gesehen? In seinem Zimmer ist er nicht." fragt sie noch und ich bete, dass Yoongi nichts unüberlegtes sagt. Doch er zuckt anscheinend nur mit den Schultern, denn Soonmin wendet sich wieder vom Bett. Langsam entfernen sich ihre Schritte, aber sie geht nicht aus dem Zimmer, denn vor Yoongi's Schrank bleibt sie stehen und bückt sich. Oh nein, hoffentlich hat sie nicht das vor, was ich denke.

„Yoongi, kannst du deine dreckige Unterwäsche bitte nicht hier so auf dem Boden liegen lassen?" Als ich realisiere, dass sie seine Unterhose von gestern Abend in der Hand hat, muss ich mir heftig das Lachen verkneifen. Yoongi springt schnell auf, ehe sie die Unterhose noch genauer inspizieren kann und reißt ihr diese aus der Hand. „Jaa, Mama. Und jetzt geh bitte." antwortet er sichtlich genervt und schiebt sie aus dem Zimmer.

Kaum höre ich sie auf der Treppe, kann ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen und pruste los. „Jimin, was lachst du da unten so hässlich. Das ist nicht lustig." schnaubt Yoongi und zieht mich an meinen Händen unter dem Bett hervor. „So-horry." lache ich immer noch und schaue in das genervte Gesicht von Yoongi.

Ich kann mich nicht einkriegen, aber als er mich kritisch anschaut und keine Miene verzieht, vergeht mir das Lachen doch. Auf die Dauer wird es sichtlich unheimlich, da er mich nur wortlos anstarrt.

„Y-Yoongi?" frage ich, als ich mich beruhigt habe, doch plötzlich springt er auf und schubst mich aufs Bett, ehe er anfängt mich durch zu kitzeln.

Ich war schon als Kind sehr kitzlig und das hat sich leider bis heute nicht geändert, weshalb ich mich unter im winde und versuche, zwischen dem ganzen Lachen, etwas Luft in meine Lunge zu bekommen. „Yoon-Yoongi stop, ahaha bitte." hechele ich und schließlich zeigt er doch Gnade, weshalb ich schnell an das andere Ende des Bettes rutsche.

„Ich hasse dich." schmolle ich und verschränke meine Arme, immer noch außer Atem von seiner Attacke. „Das glaub ich nicht." grinst er und robbt in meine Richtung, aber ich versuche ihn mit meinen Füßen auf Abstand zu halten. „Nein lass das, ich kann dir jetzt nicht mehr vertrauen." kreische ich, als er mich an meinem Arm packen möchte. „Hör auf zu schmollen, Jiminie." versucht er mich zu beschwichtigen und er sieht dabei so niedlich aus, dass ich gar nicht anders kann, als mich ihm doch hinzugeben.

Und so liegen wir den restlichen Morgen knutschend im Bett, natürlich darauf bedacht, dass Soonmin uns nicht erneut stört. Yoongi hat sicherheitshalber die Tür abgeschlossen und so wie ich es mittlerweile schon mitbekommen habe, legt sich Soonmin eh immer schlafen, wenn sie von ihrem arbeitsreichen Wochenende zurück kommt. Einzig und allein, dass sie so früh zurück gekommen ist, wundert mich.

Ich genieße diesen Morgen mit Yoongi sehr. Warum kann nicht jeder Morgen so schön sein? Ich werde nie genug davon bekommen, aber leider bleibt nicht alles schöne für immer, denn genau, wie jede Seifenblase irgendwann zerplatzt und jeder Regenbogen irgendwann an Farbe verliert, wie jedes Lied zu Ende geht und jeder Traum den Kampf gegen den Wecker verliert, so wie jeder Augenblick nie wieder kommt und sogar ein Märchen irgendwann zu Ende geht, wird auch das hier nicht für immer sein und wir werden auseinander gehen, denn die Zeit hat kein Erbarmen.

Und nichts ist für immer.

words: 1002

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