- o14 -

2.7K 279 32
                                    

Die nächsten zwei Wochen verlaufen relativ normal. Ich habe mit Taehyung und Jungkook eine immer engere Freundschaft geknüpft und unternehme auch viel mit den Beiden. Mit Taehyung mache ich meistens nur Quatsch oder wie sitzen bei ihm Zuhause auf der Couch und ziehen uns Liebesfilme rein, bei denen wir uns am Ende über die Dummheit der Charaktere aufregen können oder gemeinsam weinen, weil es kein Happy End gab. Tae hat sein Versprechen gehalten und Jungkook für mich aufs Tanzen angesprochen. So kommt es, dass ich nun zweimal in der Woche mit ihm zusammen tanze. Der Kleine wird regelrecht zu einem anderen Menschen, wenn er tanzt und ist nicht mehr der schüchterne Junge, den ich im Matheunterricht kennengelernt habe. Außerdem tanzt auch dieser Hoseok oft mit uns, den ich nur flüchtig kennengelernt habe. Der Typ hat echt was drauf. Ich genieße diese Stunden sehr, wenn ich alles um mich herum ausblenden kann.

Mit Yoongi ist es Zuhause merkwürdig. Zwar ignorieren wir uns nicht, aber wir streiten uns auch nicht. Es kommt unweigerlich ab und zu zu Auseinandersetzungen, bei denen wir uns, wie am Anfang, die schlimmsten Beleidigungen den den Kopf werfen, aber es gibt auch Zeiten, da tun wir so, als würde der jeweils andere nicht existieren. Ich kann ihn immer noch nicht wirklich leiden, aber ich versuche ihm seine Provokation und seine gemeinen Taten zu verzeihen, da ich immer noch glaube, dass er das nur auf Grund seiner Trauer macht. Seitdem ich das mit seinem Vater weiß, erwische ich mich auch manchmal dabei, wie ich ihn einfach nur anschaue um herauszufinden, ob er nicht doch Gefühle zeigt.

Außerdem fällt mir auf, dass er eigentlich gar nicht so hässlich ist, obwohl ich das natürlich nie zugeben würde. Seine katzenartigen Augen faszinieren mich auf irgendeine Art und Weise und seine porzellane Haut ist auch nicht zu verachten, aber am allermeisten sind es seine Lippen, die meine Blicke auf sich ziehen, denn sie sind in ihrer kleinen runden Form und mit dem zartrosa Hauch einfach perfekt. Es ist ja normal, dass ich als homosexueller Junge jeden Kerl mal abchecke, schließlich habe ich das bei Taehyung und Jungkook auch gemacht, ich hätte jedoch nie gedacht, dass ich diesen Idioten namens Yoongi mal hübsch finden würde.

In der letzten Zeit hatte ich aber auch nicht solch schöne Momente, wenn ich zum Beispiel an meine Eltern erinnert wurde. Ich dachte wirklich, dass ich den Verrat meiner Eltern mit der Zeit verkraften würde, aber ich merke, dass es nicht einfach ist. Es gibt Tage, an denen es mir gut geht und ich keinen einzigen Augenblick an meine Eltern denke, aber wenn ich alleine bin und meine Gedanken fliegen lasse, führen sie mich oft zu ihnen. Wie es ihnen geht? Ich habe keine Ahnung. Sie haben mich aus ihrem Leben gestrichen und tun so, als hätte ich nie existiert, denn sonst hätten sie sich doch schon bei mir gemeldet, oder nicht? Es tut weh zu wissen, dass sie sich kein Stück für mich interessieren. Oft fühle ich mich einfach nur schrecklich alleine und vermisse die Liebe meiner Mutter. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen, aber von wem soll ich mir eben diese Zuneigung holen, wenn meine Eltern mich abgeschoben haben? Soonmin hilft mir in solchen Momenten, indem sie mir einfach eine Umarmung schenkt, aber sie ist eben nicht wirklich meine Mutter. Außerdem ist sie meistens nicht zu Hause, weshalb ich mich dann einfach unter meiner Bettdecke verkrieche und warte bis meine Mitleidkrise vorbei ist.

***

Als ich am Samstagmorgen aufwache, bleibe ich noch ein wenig liegen und überlege, was ich in den Tag stecken kann. Dieses Wochenende ist etwas länger, da wir Montag und Dienstag auch noch frei haben, aber ich muss es leider mit Yoongi alleine verbringen, da Soonmin für ein paar Tage auf einer Messe in Daegu ist. Ich weiß jetzt schon, dass wir uns wieder streiten werden, weshalb ich mich vorsorglich mit Tae und Jungkook verabredet habe. Diese haben mich dazu überredet heute Abend mit ihnen feiern zu gehen, wozu ich erst nach langen Bitten zugesagt habe, weil Alkohol nicht wirklich mein Ding ist. Aber was tut man nicht alles, um Yoongi aus dem Weg zu gehen?

Ich bin schlecht gelaunt und mürrisch, was sehr wahrscheinlich davon kommt, dass ich gestern Abend wieder im Selbstmitleid versunken bin und haufenweise Taschentücher vollgeschnieft habe. Irgendwann treibt mich aber meine Blase zum aufstehen und nachdem ich mich erleichtert und mir mein Gesicht gewaschen habe, mache ich mich auf den Weg in die Küche, um zu frühstücken. Yoongi schläft noch, was von mir aus auch das ganze Wochenende so bleiben kann, weshalb ich nach dem Frühstück wieder in meinem Zimmer verschwinde und mir ungestört einen Film auf meinem Handy anschaue. Den weiteren Vormittag verbringe ich also hauptsächlich in meinem Bett.

Doch natürlich kann der Samstag nicht so friedlich bleiben, denn als ich schließlich mal aus meinem Zimmer komme, treffe ich Yoongi in der Küche an, der dabei ist den Kühlschrank nach etwas Essbarem abzusuchen. Als er mich entdeckt, verdreht er die Augen und murmelt irgendwas von ‚Appetit vergangen' was mich natürlich sehr aggressiv macht, da ich eh schon gereizt bin. Dementsprechend maule ich ihn an, dass er doch abhauen solle, wenn ich wirklich so widerlich sei, wobei es mir einen kleinen Stich versetzt, als er mich so angewidert anschaut. „Kannst du nicht einmal normal mit mir reden, ohne dass du mich gleich wieder ankeifst?" fragt er daraufhin genervt, was mir den Rest gibt. „NORMAL? Du hast doch angefangen? Denk mal erstmal über deine eigenen Fehler nach, aber ach ne, das kannst du bei deinem nicht vorhandenen Gehirn ja nicht, Idiot." verfalle ich in meine angewohnte Abwehrhaltung ihm gegenüber, auch wenn ich nicht wirklich vorhatte ihn zu beleidigen. „Jetzt reicht es aber." brüllt er mich an, während ich in seinen Augen den Hass und die Wut nur so lodern sehe. „Was ist eigentlich dein scheiß Problem? Ich habe dir nichts getan und finde es doch auch extrem scheiße so eine Kackbratze wie dich plötzlich in meinem Leben zu haben. Du kommst hier her und machst mein Leben zur Hölle. Kein Wunder, dass dich deine Eltern weggeschickt haben, wenn ich so einen Sohn hätte, würde ich den auch nicht bei mir haben wollen."

Autsch.

Das tat weh.

words: 1040

just one yearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt