Mitten in der Nacht wache ich auf und erschrecke mich, als mit einem Mal die Chipstüte auf meinem Bauch knistert. Ich klatsche mir für meine Dummheit meine Hand gegen den Kopf, als ich erkenne, dass ich sie selber zum rascheln gebracht habe. Nachdem ich auf mein Handy geschaut habe, um die nach der Uhrzeit zu gucken, quäle ich mich aus meinem Bett und gehe meine Zähne putzen. Besser spät als nie.
Als ich vor dem Spiegel stehe und mein Erscheinungsbild betrachte, könnte ich kotzen, weil mich mal wieder heftige Selbstzweifel überkommen. Ich sehe schrecklich aus mit meinen verstrubbelten Haaren und meinen tiefen Augenringen. Ich habe einen ekligen Geschmack im Mund und kann schon nachvollziehen, warum Yoongi mich widerlich findet. Ich seufze einmal, ehe ich die Zahnbürste in den Mund nehme und anfange zu putzen. Nebenbei, versuche ich meine Haare mit meinem Kamm zu richten, was aber nicht wirklich funktioniert und ich es deswegen kurz danach auch schon wieder aufgebe.
Ich spüle meinen Mund aus und will mich gerade wieder in mein Zimmer begeben, als sich die Tür von Yoongi's Zimmer öffnet und Ebengenannter heraustritt. Toll, das kann ich jetzt echt nicht mehr gebrauchen. „Jimin.." fängt er an, doch ich gehe einfach an ihm vorbei und will eigentlich bloß wieder in mein Bett und in meinem Selbstmitleid versinken. Doch Yoongi macht mir einen Strich durch die Rechnung, denn er packt mich bei der Schulter und zwingt mich somit zum Umdrehen. „Was?" blaffe ich ihn an.
Ich will mir jetzt nicht auch noch irgendeine doofe Ausrede für heute morgen anhören. „Jimin, es tut mir leid. Das von heute morgen war nicht so-" „Lass stecken, Yoongi. Ich will deine Ausreden nicht hören. Lass mich einfach in Ruhe, ja? Ich weiß jetzt, was du von mir denkst und es ist besser, wenn wir uns in Zukunft aus dem Weg gehen." will ich ihn einfach nur noch abwimmeln, weil ich nur wieder in Tränen ausbrechen werde, wenn ich ihm weiter zuhören würde. „Lass mich doch erstmal ausreden, ich-" will er weiter reden, aber ich unterbreche ihn wieder. „Warum? Warum sollte ich? Damit du mir irgendwelche Lügen aus Mitleid auftischt? Darauf kann ich echt verzichten." ich gehe nun an ihm vorbei.
„Ich erinnere mich aber, Jimin. An alles." ruft er mir hinterher und ich stocke in meinen Bewegungen. Bitte was? Er erinnert sich und macht sich mit der Aktion heute morgen auch noch über mich lustig? Ich könnte schreien. Und da ist sie wieder. Diese Wut auf ihn, die ich mittlerweile schon vermisst habe. Ich drehe mich um und schenke ihm einen kalten Blick. „Achja? Schön für dich. Ich würde diesen Fehler nämlich gerne vergessen, denn weißt du was? Ich fand's auch scheiße. Also sprich mich einfach nicht mehr an." rede ich weiter und spüre die Genugtuung, als er unter meinen Worten zusammenzuckt. In seinen Augen glänzt es verdächtig. Mitleid? Was ist das? Er hat es verdient. Wenn ich könnte, würde ich ihn sogar verprügeln. Ich knalle die Tür hinter mir zu und lasse mich auf den Boden sinken.
Mit einem Mal ist die Wut aber wieder verraucht und ich werde schwach. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich jetzt nicht besser. Am liebsten würde ich rausrennen, ihn umarmen und nie wieder loslassen. Ihm all meine Gefühle offenbaren und von ihm dann eine Entschuldigung hören, in der er mir sagt, dass das alles nicht so gemeint war, aber das wird nicht passieren. Warum auch? Er hat mir heute klar und deutlich gesagt, was er von mir hält und da werde ich ihm doch nicht noch hinterherrennen. „Ich hasse dich." wispere ich vor mich hin. Wie ein Mantra, denn würde ich das nicht tun, würde ich wieder weinen und ich will meine Tränen nicht weiter für ihn vergeuden.
***
„Na du siehst ja auch scheiße aus." begrüßt mich Taehyung am Freitagmorgen in der Schule. „Dir auch einen schönen Guten Morgen." gebe ich grummelnd zurück, ehe wir uns zusammen auf den Weg in den Unterricht machen. „Was ist denn los?" mischt sich nun auch Jungkook ein, der neben Tae hergeht. „Hab einfach bloß schlecht geschlafen." lüge ich.
Seitdem ich Yoongi vor einer Woche meine Meinung gesagt habe, lässt er mich in Ruhe, obwohl ich wirklich gewollt hätte, dass er es dieses eine Mal nicht tut. Ich habe mich mit Müh' und Not durch die Woche gequält und hatte wirklich gehofft, dass mich die Schule ablenkt, aber diese Eiseskälte zwischen ihm und mir frisst mich auf und das schlimme daran ist, dass ich mit Schuld bin. Jedes Mal, wenn ich Yoongi über den Weg gelaufen bin, habe ich ihm einen meiner bösesten Blicke geschenkt, oder aber, ich habe ihn gleich komplett ignoriert, obwohl mir das immer wieder aufs neue einen Stich versetzt hat.
Ich war der Meinung, dass meine Zuneigung zu ihm mit der Zeit zurückgeht, aber ich muss mir mittlerweile eingestehen, dass ich wirklich einen kleinen Crush auf diesen Spast habe. Als ich das realisiert habe, habe ich mal wieder drei Stunden geheult und selbst Soonmin konnte mich dieses Mal nicht trösten, da sie davon absolut nichts wissen darf. Das wäre dann ein weiterer Punkt, warum ich meine wenigen Gefühle im Keim ersticken muss.
Seufzend lasse ich mich auf meinem Platz nieder und ernte einen mitleidigen Blick von Jungkook. „Ich hasse Schule." gibt Taehyung genervt von sich und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Sie können auch gerne wieder mit einem Verweis nach Hause gehen, Herr Kim." gibt unser Lehrer von sich und Taehyung hebt erschrocken seinen Kopf. Während er versucht sich raus zu reden, müssen Jungkook und ich uns das Lachen verkneifen.
„Ey, willst du nach der Schule zu mir kommen?" fragt mich Jungkook plötzlich. „Klar, warum nicht." lächele ich zurück. Ich mache gerne etwas anderes, um noch länger von zu Hause wegzubleiben. Ich habe mich bereits die ganze Woche bei Taehyung und Jungkook aufgedrängt, oder bin in die Bibliothek gegangen und habe mir da die Zeit vertrieben. Oft bin ich erst spät Abends nach Hause gekommen, als Yoongi schon geschlafen hat, was Soonmin zwar nicht wirklich gutheißt, es mir aber zum Glück nicht verbietet.
***
Ich überlebe den Freitag mit Jungkook und Taehyung an der Seite, ehe ich mich mit Kookie, wie ich ihn mittlerweile nennen darf, auf den Weg zu ihm nach Hause mache. Als wir dort sind, zocken wir ein paar Runden seines Lieblingsspiels, bis es uns zu langweilig wird und er den Fernseher anschaltet. „Erzähl mal was los ist, Jimin." fängt er aber an, sodass ich mich auf den Film, der gerade läuft, nicht wirklich konzentrieren kann. „W-was? Hab ich doch schon gesagt. Schlecht geschlafen." gebe ich zurück und hoffe, dass er nicht weiter darauf eingeht. „Jimin. Ich kenne dich jetzt schon etwas. Du hast nicht einfach nur schlecht geschlafen." spricht er aber weiter und ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. „Hat es was mit Yoongi zu tun?" hakt er weiter nach und erschrocken blicke ich in seine Augen, welche auf meine Reaktion hin, Verständnis ausstrahlen. „Woher weißt du das?" brumme ich, nachdem ich eingesehen habe, dass es nichts bringt, das ganze noch weiter abzustreiten.
Jungkook lacht einmal, ehe er antwortet. „Yoongi tut zwar immer so, als würde ihm nichts und niemand in der Welt etwas anhaben können, aber ich sehe ihm trotzdem an, dass ihn seit einer Woche etwas bedrückt. Genau wie dich. Also magst du darüber reden?" fragt er nach und legt seine Hand auf meine Schulter. Wahrscheinlich will er damit Vertrauen aufbauen und das schafft er auch, denn plötzlich breche ich unter der Last zusammen und werfe mich förmlich in die Arme von ihm. Ich habe zwar schon mit Jin darüber geredet, aber es ist trotzdem was anderes, wenn die Person, die einem zuhört, gegenüber sitzt und einen dabei in den Arm nehmen kann. Unter Schluchzern bringe ich schließlich eine Antwort hervor: „E-er hat mich gekü-hüsst."
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noch ein Kapitel 'cause i like u 💛
words: 1310
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just one year
FanfictionABGESCHLOSSEN y o o n m i n (n.) ᴡʜᴇɴ ᴛᴡᴏ ᴘᴇᴏᴘʟᴇ ʟᴏᴠᴇ ᴇᴀᴄʜ ᴏᴛʜᴇʀ ʙᴜᴛ ᴀʀᴇ ᴛᴏᴏ ᴠᴀɪɴ ᴛᴏ ᴀᴅᴍɪᴛ ɪᴛ Nachdem Jimin sich traut seinen Eltern zu erzählen, dass er sich von Jungs angezogen fühlt, schicken diese ihn für ein Jahr von Zuhause weg. Doch das ist...