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Ich sehe Yoongi immer noch mit weit aufgerissenen Augen an, seine sind aber geschlossen und er fängt an, seine Lippen auf meinen zu bewegen. Mein erster Instinkt ist es, ihn wegzustoßen, immerhin klaut er mir meinen ersten Kuss, aber das Kribbeln auf meinen Lippen überwältigt mich, weshalb ich nach kurzer Zeit erwidere und meine Augen schließe. Ich merke, dass Yoongi grinst und spüre seine Hand, die von meinem Nacken zu meiner Hüfte wandert. Ich vergrabe meinen Hände in seinen Haaren, die nebenbei bemerkt unglaublich weich sind. Mein Kopf ist total benebelt, mein Körper steht unter Strom und irgendwo ganz tief in mir klingeln leise meine Alarmglocken, die mir sagen wollen, dass ich damit aufhören soll, aber ich ignoriere sie, denn Yoongi's Lippen auf meinen und seine Hand, die nach wie vor meine Wange und meinen Hals liebkost, fühlen sich viel zu gut an.

Der Kuss bleibt unschuldig und würde ich nicht die Luft so dringend zum Atmen benötigen, hätte sich das wahrscheinlich geändert. Als wir uns schließlich widerwillig voneinander lösen und ich meine Augen öffne, erblicke ich schon seine, die mich aufmerksam mustern. Seine verboten gutaussehenden Lippen, die nun leicht gerötet sind, verzieht er zu einem schiefen Grinsen.

Ich bin völlig überrumpelt und sollte eigentlich wütend auf ihn sein, aber ich bin einfach nicht nüchtern genug, um ihm irgendwas an den Kopf zu knallen. „Warum hast du das gemacht?" hauche ich, als ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge abgelegt habe. Ich spüre Yoongi's Oberkörper vibrieren, weil er leicht lacht. „Ich weiß es nicht." antwortet er und fängt an durch meine Haare zu fahren. Ich seufze bei dieser Berührung auf. „Du Idiot hast meinen ersten Kuss gestohlen." nuschele ich leise an seinen Hals, denn durch die Streicheleinheiten werde ich immer schläfriger, zusätzlich tut der Alkohol den Rest. Ich höre Yoongi etwas erwidern, was ich aber nicht mehr verstehe, doch zum Nachfragen bin ich einfach schon zu müde und verschwinde schließlich endgültig in dem schwarzen Nichts.

***

Kopfschmerzen. Kopfschmerzen sind das einzige, was meinen Körper und meine Gedanken am nächsten Morgen beherrscht. Stöhnend halte ich mir meinen pochenden Kopf und richte mich langsam auf. Ich liege in meinem Bett, kann mich aber nicht erinnern, wie ich dorthin gekommen bin. Das Letzte, was ich weiß ist, dass- „SCHEIßE!" rufe ich geschockt durch mein Zimmer. Ich hab Min Arsch-Yoongi aka nervigster Typ auf diesem Planeten geküsst. Okay ruhig Jimin. Du hattest wer weiß wie viel Alkohol intus und wenn man es genau nimmt, hat er dich geküsst, nicht du ihn. „Ja, aber ich hab erwidert.." antworte ich wimmernd meiner inneren Stimme. „Scheiße, was soll ich denn jetzt tun?" Wenn ich daran denke, fangen meine Lippen wieder an zu kribbeln. Was soll das? Warum hab ich erwidert. Oder besser; warum hat er mich überhaupt erst geküsst? Ich könnte mir mal wieder richtig heftig in den Arsch treten, dafür, dass ich zu viel getrunken habe und so einen Mist zugelassen habe.

Jammernd stehe ich auf, was sich als Fehler herausstellt, da meine Kopfschmerzen mich dadurch nur noch elendiger fühlen lassen und mache mich auf den Weg ins Bad, um mir eine Kopfschmerztablette einzuwerfen. Danach stelle ich mich unter die Dusche und überlege, wie ich ihm begegnen soll. Wenn ich nicht schon vorher nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, dann spätestens jetzt. Ich seife mich ein und dusche mich wieder ab, bis ich noch einmal kurz das kalte Wasser anstelle, um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch das bringt alles nichts und schließlich gehe ich zitternd aus der Dusche. Ich werfe mir schnell mein Handtuch über und verschwinde aus dem Bad in mein Zimmer.

Nachdem ich mich angezogen habe und meine dreckige Wäsche in den Wäschekorb geworfen habe, mache ich mich auf den Weg nach unten. Yoongi ist nirgends zu sehen - besser für mich, denn dann kann ich mich noch weiter mental auf die Begegnung mit ihm vorbereiten. Als ich das Chaos sehe, was im Wohnzimmer herrscht, mache ich mich daran, die leeren Becher wegzuschmeißen, die Gläser in den Geschirrspüler zu packen und die Flaschen irgendwo zu verstauen, wo sie Soonmin morgen Abend nicht finden wird. Danach lege ich noch die Decken zusammen und lüfte einmal gründlich durch. Ich mutiere hier aber wirklich zur Hausfrau.

Anschließend mache ich mir ein Frühstück und lasse sogar Yoongi ein Brettchen und ein paar Aufstriche auf dem Tisch stehen. Als ich gerade dabei bin, die Krümel vom Tisch zu wischen, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie Yoongi gähnend die Küche betritt. Ich versuche mir meine aufkommende Nervosität nicht anmerken zu lassen und warte bis er den ersten Schritt macht. „Hey, Kleiner. Wo sind die Schmerztabletten?" ist aber das einzige was er mich fragt, woraufhin ich ihm eine Tablette reiche, denn ich hab mir schon gedacht, dass er auch Schmerzen haben wird.

Misstrauisch schaut er mich an, lässt dann seinen Blick auf den gedeckten Tisch wandern und guckt zum Schluss wieder mich an. „Jimin? Bist du's wirklich? Was hast du mit dem kleinen Griesgram gemacht?" fragt er mich, mit einem süffisanten Schmunzeln auf den Lippen. Ich antworte ihm nicht. Was soll ich da denn auch sagen? Er hat mich gestern abgeknutscht und wundert sich, warum ich ihm heute nicht irgendwelche Beleidigungen an den Kopf werfe? Ich weiß ja nicht wie das bei ihm so ist, aber wenn man jemanden küsst, ist man danach doch auch nett zu ihm, oder? Naja ich kann da ja nicht wirklich mitreden, schließlich war das gestern mein erster Kuss. Bei dem Gedanken daran, spüre ich erneut die Röte im meinem Gesicht und widme mich wieder dem Tisch.

„Was haben Taehyung und Jungkook gestern mit dir gemacht, dass du so nett zu mir bist? Das ist gruselig." schwafelt er weiter vor sich hin. Warum ignoriert er diesen Vorfall von gestern so? Will er mich verarschen? Es kommt langsam doch so etwas wie Wut, oder eher Enttäuschung in mir hoch. Ich lege den Lappen an der Spüle ab, atme tief durch und drehe mich zu Yoongi. Dieser ist gerade dabei, sein Glas Wasser zu trinken und die Tablette runter zu schlucken. „Was soll das?" frage ich ihn und stoße die Luft aus, von der ich gar nicht mitbekommen habe, dass ich sie angehalten habe. „Was soll was?" fragt er dumm nach und schaut mich stirnrunzelnd an. Mir reißt langsam der Geduldsfaden, weshalb ich mir gestresst durch die Haare fahre. „Warum tust du so, als wäre gestern nichts passiert?" frage ich ihn schließlich, doch seine Reaktion fällt anders als erwartet aus. „Wieso?" hakt er erschrocken nach. „Was ist passiert?" Als ich ihm nicht antworte, redet er weiter. „Eww.. haben wir etwa rumgemacht?" fragt er und verzieht angeekelt sein Gesicht.

Echt jetzt?


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