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Ich habe mir die Worte von Soonmin durch den Kopf gehen lassen und zu Herzen genommen. Während ich also versuche das Beste aus meiner neuen Situation zu machen, vergeht die erste Woche in Busan relativ schnell.

Min Junior, oder auch Yoongi, wie ich mittlerweile weiß, habe ich anfangs zwar noch versucht aus dem Weg zu gehen, aber dies funktioniert nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Immer wieder provoziert er mich, mehr mit Worten als mit Taten, aber ich will mich nicht auf sein Niveau herablassen und wieder so ein Nervenzusammenbruch wie letzte Woche erleiden. Deswegen ignoriere ich ihn zwar weiterhin, aber provoziere ihn mit Taten zurück. Beispielsweise habe ich mir ein Spaß daraus gemacht, morgens vor der Badtür zu warten, nur um kurz nachdem er seine öffnet und ins Bad gehen will, selber reinzusprinten und ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Während er dann fluchend vor der Tür steht, lache ich mir hämisch ins Fäustchen und lasse mir extra viel Zeit.

Zusätzlich habe ich mich schon mehr mit Soonmin unterhalten, wenn sie Abends von ihrer Arbeit noch nicht allzu müde war, bin ab und zu einkaufen gegangen und habe stundenlang mit Jin telefoniert. Nur von meinen Eltern habe ich noch nichts gehört und, obwohl ich nichts anderes erwartet hatte, versetzt es mir ein Stich, wie egal ich ihnen doch geworden bin.

Vor ein paar Tagen, habe ich auch schon die Gegend erkundet und einen netten Park in der Nähe ausfindig gemacht. Er ist klein, aber erstaunlicherweise relativ wenig besucht und meine persönliche Lieblingsstelle ist eine Bank an dem Parkteich. Ich gehe oft spazieren und setze mich dort hin, nur um lange den Enten dabei zuzusehen, wie sie ihre Köpfe immer wieder unter Wasser stecken und nach Nahrung suchen. So etwas Gewöhnliches beruhigt mich ungemein und tilgt des öfteren meine Wut auf Yoongi oder meine Eltern deswegen nutze ich es aus, dort meine Zeit zu verbringen, denn langsam wird es auch schon wieder kühler, so dass man Abends nicht mehr so lange, mit nur einer dünnen Jacke unterwegs sein kann.

Gerade laufe ich neben Soonmin her. Sie hat mich gebeten, mir beim Einkauf zu helfen und hat diesen spontan mit einem Spaziergang zu meiner neuen Schule verbunden, damit ich den Weg weiß.

Während wir also, in jeder Hand ein Beutel, die letzten Sonnenstrahlen genießen, kommen wir dem großen grauen Klotz immer näher und ich bin neugierig wie morgen mein erster Schultag werden würde. Ich habe noch nie die Schule gewechselt und bin dementsprechend aufgeregt. „Yoongz geht bestimmt morgen mit dir zusammen zur Schule, er kann dir dann ja alles zeigen." unterbricht Soonmin meinen Gedankengang, als wir auf dem Rückweg sind. Haha jaa klar. Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass ich ihn nicht ausstehen kann, denn diese Kreatur von Mensch ist immer noch ihr Sohn. Obwohl ich bezweifele, dass sie das bei unserem Gebrüll noch nicht mitbekommen hat. Also lächele ich sie als Antwort bloß an.

Soonmin hat mir erklärt, wie der normale Alltag im Hause Min ablief. Während Min Junior und ich in der Schule seien würden, würde sie arbeiten, und jeden Tag erst abends nach Hause kommen. Freitag zu Samstag war sie sogar über Nacht weg, hätte dafür aber Sonntag frei. Dementsprechend gab es Sonntag auch von ihr hergerichtete Mahlzeiten, die zwar nicht so gut schmeckten wie die meiner Mutter, aber auch nicht zu verachten waren.

Nachdem wir von unserer kleinen Wanderung zurückgekommen sind und den Einkauf verstaut haben, fängt Soonmin an, das Abendbrot vorzubereiten. Auf meine Frage hin, ob ich hier helfen solle, schüttelt sie nur lieb den Kopf und schickt mich, mit der Begründung ich solle mich auf morgen vorbereiten, nach oben. Jedoch sitze ich da auch nur auf meinem Bett und scrolle durch diverse Plattformen auf meinen Handy oder schreibe mit Jin.

Schließlich ruft Soonmin uns zum Essen und ich schmeiße mein Handy weg und springe zur Tür um vor Yoongi unten zu sein. Als ich die Tür aufreiße, sehe ich ihn aber schon auf dem Flur und lege dementsprechend noch einen Zahn zu. Fast hätte ich es auch geschafft, aber als ich an ihm vorbeisprinte und gerade die Treppe runter rennen will, rutsche ich aus. Ich will mich schon mental auf den Schmerz des Aufpralls vorbereiten, doch dieser tritt nicht ein, denn plötzlich spüre ich zwei Arme um meiner Taille und einen heißen Atem in meinem Nacken.

„Musst du immer aus allem ein Wettbewerb machen, Kleiner?"

words: 736

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