5 Fünf

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Die Sonne strahlte uns an, als wir hinaus ins Freie traten. Glücklich darüber, dass sie sich nicht hinter einer Wolkenbank versteckte, blinzelte ich der Sonne entgegen. Es war viel wärmer als ich gedacht hatte. Meine Schweißdrüsen setzten sich in Gang. „Lass uns durch die Haine zum See laufen.", meinte Newt gut gelaunt. „Gute Idee", lächelte Emelie gut gelaunt und hüpfte den schmalen Pfad hinunter, der zu dem Bäumen führte.
Unter dem Blätterdach war es angenehm kühl. Wir liefen gerade an den Kirschbäumen vorbei und ich bestaunte die zarten, rosafarbenen Blüten.. Es war so wunderschön hier. „Also...", begann Emelie und durchbrach somit das Summen der Bienen. „Die Supay ist so etwas wie ein Internat. Wir leben hier und es ist unser Zuhause, und jetzt auch deins. „Es ist ein Internat für Menschen wie wir. Jeder von uns besitzt eine Gabe und wird einer Blüte zugeordnet. Ich zum Beispiel habe die Gabe des Löwenzahns.", erklärte sie mir als wäre es das selbstverständlichste der Welt. „Ich kann deshalb fliegen, wie der Samen einer Pusteblume. Milla ist Kamille, sie kann heilen, und Newt ist die Kirschblüte."
„Und was kann er?", fragte ich neugierig. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie bereits in der Luft war und in schwindelerregenden Höhen über uns schwebte. Das muss er dir schon selber zeigen.", grinste sie und landete wieder neben mir. „Ich liebe es." Ihre Augen sprühten vor Begeisterung. „Rose muss sehen. Bitte!", bettelte sie. „Nein.", meinte Newt abwehrend. „Bitte. Deine Gabe ist nicht so blöd wie du immer denkst. Je mehr du übst, desto besser wird es." „Also schön.", seufzte er resigniert und rieb sich die Hände. „Er ist nicht besonders stolz drauf. „ flüsterte Emelie mir ins Ohr. „Er denkt, es ist was für Mädchen." Sie kicherte vergnügt. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Blüten schweifen. Sie waren von so einer Perfektion geprägt, sodass es schon fast surreal wirkte. „Es geht los." Sie war stehengeblieben und ich tat es ihr nach. Auch Newt und Milla blieben stehen.

Newt blieb stehen und schloss konzentriert die Augen. Zwei Sekunden später öffneten sich alle Knospen in seiner Umgebung und neue traten hervor. Als er kurz an den Baum neben ihn stieß, begann er so rasant zu wachsen, dass ich Angst hatte, der Stamm würde gegen uns prallen. Wir stolperten erschrocken zurück und plötzlich hörte es auf. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Staunend betrachtete ich den Monsterbaum. Newt war plötzlich ganz bleich geworden und taumelte erschöpft umher, bis der Baum ihn bremste. Milla eilte schnell zu ihm und stützte ihn, bis er wieder auf beiden Beinen stehen konnte. „Alles Ok?", rief ich besorgt und lief zu ihm. „Geht schon.", keuchte er erschöpft. „Das ist normal, wenn man sich ein bisschen zu sehr verausgabt. Und ich habe meine Kräfte noch nicht so gut unter Kontrolle." „Brauchst du Hilfe?", frage Emelie besorgt. „Ich wollte nicht, dass du dich erschöpfst." „Es geht schon.", presste er hervor und lehnte sich an Milla. „Danke.", bedankte er sich bei ihr und es erschien sofort ein Lächeln auf ihren Lippen und es wurde noch breiter als die beiden einen vielsagenden Blick wechselten. Auch er lächelte selig. „Sie haben sich ineinander verguckt.", bestätigte Emelie meinen leisen Verdacht. „Sie sind nur noch nicht bereit, es zuzugeben.", wisperte sie erneut. „Lass uns weitergehen.", erhob sie die Stimme. „Newt, kannst du laufen?" „Ja,ja geht schon.", behauptete er und lief weiter.

Wir liefen weiter und die Blüten wurden weiß. Ich wusste, dass es Apfelbäume waren. „Gibt es hier anderen Unterricht als an normalen Schulen?", fragte ich und hoffte, dass Emelie wieder den Faden aufnehmen würde und weiter von diesem Ort erzählen würde. „Ich glaube schon. Wir lernen halt noch Sachen über Magie und die sieben Welten, von denen die Menschen nichts wissen. Da unsere Magie sehr verschieden ist, haben wir nachmittags Einzelunterricht und vormittags normalen. Manche von uns werden früher, manche später an diesen Ort gebracht. Ich kann mich zum Beispiel nur noch dunkel an meine Familie erinnern.", erzählte sie. Ich schaute sie schockiert an. Sie bemerkte es und meinte: „Mittlerweile finde ich es besser, dass ich mich nicht an sie erinnern kann. Es wäre sonst zu schmerzhaft für mich, loszulassen." Ihr Gesicht wurde ganz ernst und sachlich und ich schauderte. Würde ich Oma und Natalie jemals wiedersehen? „Das tut mir leid.", flüsterte ich. „Das muss es nicht. Das ist normal. Newt war vier und Milla sechs. Du kommst ziemlich spät hierher. Normalerweise waren alle noch ziemlich klein. Sie schaute mich mitleidig an. „Was hat es eigentlich mit den sieben Welten auf sich?", wechselte ich das Thema. „Es ist zu komplex dir das alles zu erklären. Aber kurz gefasst: Neben der Welt aus der du kommst existieren noch sieben weitere. Terra, in der die Supay ihren Stützpunkt hat und wir leben. Dann gibt es noch Aqua, Ignis, Aer, Lux, Obscuritas und zu guter letzt Tempus, die Welt der Zeit.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt