7 Sieben

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Endlich blühen die Rosen :D

Alle hielten den Atem an. Alle außer mir, den ich hustete mir immer noch die Seele aus dem Leib. Trotz des warmen Wetters war das Wasser eiskalt und ich begann zu frieren. „Das ist eine Yacht.", presste ich hervor. Endlich bekam ich wieder Luft. „Krasses Teil.", meinte Newt trocken, der einen Arm um Milla gelegt hatte. „Schwimmen wir hin?" „Klar.", krächzte ich und zog mit mühsam auf die Beine. Ich hatte noch nie so viel Energie verbraucht. Ich erinnerte mich an Newt, und wie er ausgesehen hatte als er der dem Baum gigantische Größe verliehen hatte. Ich bereute es so ein riesiges Schiff erschaffen zu haben, doch die Gesichter der anderen waren es wert gewesen. Staunend und mit offenem Mund starrten sie die Yacht an, die mit ihrem mitternachtsschwarzen Lack alle Blicke auf sich zog. Alle außer Jo, der gleichgültig an einem Baum lehnte. „Wer als letzter bei der Yacht ist, ist eine faule Socke!", rief Newt plötzlich und durchbrach die spiegelglatte Wasseroberfläche mit einem lauten Platschen. Milla folgte. Auch Jo ging ruhig Zum Ufer. Emelie sah mich besorgt an. „Komm ich helf dir!" Sie streckte mir ihre Hand hin und ich ergriff sie dankend. „Danke." Emelie warf einem wütenden Blick Richtung Wasser. „Sie hätten ruhig auf dich Rücksicht nehmen können!" Ich zuckte mit dem Schultern. Es war nicht so schlimm. Die hatten sowieso nur Augen für sich, das hatte ich in den letzten Wochen oft genug miterlebt. „Es ist schon..." Ich wurde von Newt unterbrochen. „Kommt ihr?" Er schaute zu mir und seine Miene wurde schuldbewusst. „Rose, alles klar?" „Ne Minute noch... ihr könnt ruhig schon mal vorschwimmen, wenn ihr wollt." „Sicher? Also ich kann auch hierbleiben. Nein ich bleib hier. Du brauchst Hilfe. Na ja egal... Ich flieg dich einfach.", murmelte Emelie zerstreut vor sich hin und fasste mir einfach unter die Arme. Wir hoben ab. Ich liebte es zu fliegen. Der warme Fahrtwind rauschte in meinen Ohren und löste Strähnen aus meinen geflochtenen Zopf, der gerade noch so meine Schultern streifen konnte. Emelie setzte mich wenig später behutsam auf dem Deck der Yacht ab. „Du bist ganz schön schwer.", keuchte sie völlig außer Atem und schnitt eine Grimasse. „Ich brauche eine Abkühlung!" und mit diesen Worten sauste sie hoch in die Lüfte und ließ sich ins Wasser fallen. Ich musste grinsen. Emelie war echt ein Wirbelwind. Ich lehnte mich an die Reling und sah meinen Freunden schwimmen zu. Am liebsten würde ich direkt hinterher springen, aber ich war noch zu erschöpft. Ich hatte keinen Bock unterzugehen. Jo war der erste, der die Yacht erreichte. Mit den schnellen, kräftigen Schwimmzügen eines Olympiaschwimmers hatte er das Wasser geteilt, und jetzt kletterte er die Metalleiter hoch, die an der Wand angebracht war. Schweigend stellte er sich neben mich. Ich versuchte die peinliche Stille mit einem Hallo zu überbrücken. Dieser Typ war seltsam. Warum war er so schweigsam? „Hallo.", sagte er monoton. „Schöne Yacht „Danke.", antwortete ich verwirrt. War das jetzt ein Kompliment gewesen? Unser stumpfes Gespräch wurde von Newt unterbrochen, der einen begeisterten Pfiff ausstieß als er oben ankam. Milla folgte „Wow." Er strich mit seiner langen Hand sanft über die Reling, als plötzlich Schlingpflanzen sich um das Geländer wanden und sich blitzschnell ausbreiteten. Newt zog seine Hand ruckartig weg, als hätte er sich verbrannt. Die Pflanzen verwelkten sofort. Fasziniert beobachtete ich wie alles in Sekundenschnelle verwelkte. „Sorry.", nuschelte er zerstreut und begann das Pflanzenskelett abzureißen und ins Wasser zu werfen. „Nicht schlimm."Ich fand seine Gabe faszinierend schön. Ich half ihm die letzten Reste zu entfernen, als ich bemerkte wie Jo jeden meiner Handgriffe beobachtete. Mir wurde heiß und ich versuchte ihn zu ignorieren. Doch das klappte nicht und irgendwann würde mir das zu blöd. Deshalb meinte ich: „Kannst du das bitte lassen?" „Meinst du mich?" Newt hielt verwirrt in seiner Bewegung inne. Milla ließ ihren Daumen beruhigend auf seinen Handrücken kreisen. „Nein. Jo." Vorwurfsvoll verschränkte ich die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue, was ich von Natalie gelernt hatte. Kaum dass ich gemerkt hatte an wen ich gerade gedacht hatte, versuchte ich auf andere Gedanken zu kommen. Mir wurde die Haltung peinlich und ich kaute auf meiner Unterlippe. „Mit was soll ich aufhören?" Sein Blick bohrte sich in meinen. „Äh..." Plötzlich war es mir irgendwie peinlich, es laut auszusprechen. „Hör einfach auf mich zu beobachten.", sagte ich schnell und warf den letzten Ast ins Wasser, um seine fast weißen Augen zu entgehen, die mich aus dem Konzept brachten. Zerstreut kaute ich auf meiner Unterlippe. Milla warf mir einen vielsagenden Blick zu, der auch irgendwie vorwurfsvoll war.
Schließlich tauchte auch Emelie auf. „Mann, das war so geil Leute!!", seufzte sie als sie die Leiter hochkam. „Die Yacht ist echt der Hammer, ich meine, du bist der Hammer, Rose. Wie hast du das nur hingekriegt?" „Ich...keine Ahnung aber danke. Hättet ihr Bock dass ich euch das Innere zeige?" Ich war gespannt auf ihre Reaktionen, wenn ich ihnen das luxuriöse Ding von innen zeigte. „Klar!", rief Emelie und griff nach meiner Hand. Sie lächelte wieder ihr unverwechselbares Lächeln, dass ihre Augen wie zwei Smaragde funkeln ließ. Ich grinste zurück und ließ zu, dass sie meine Hand nahm und wir liefen zu einer großen Glastür die uns ins Innere führte. „Wir sind doch ganz nass! Lass uns doch erst einmal trocknen lassen.", warf Milla ein. Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn. „Oh stimmt. Wartet kurz." Ich ging ins Innere und lief die Treppe hinunter ins Bad der Mädchen um das Handtuchregal zu plündern. Heraus kam ich mit fünf Anthrazitfarbenen Handtüchern, die alle so groß waren wie die Esstische in der Cafeteria.
„Hier." Ich verteilte die Handtücher an meine Freunde und behielt selber eins, falls ich später ins Wasser gehen würde. Sie trockneten sich ab und wir gingen rein. „Das hier ist das Wohnzimmer.", sagte ich. Es erstreckte sich fast durch das halbe Erdgeschoss und war mit einem Fernseher, fast so groß wie eine Wand ausgestattet. Ein riesiges hellgraues Sofa und ein paar andere gemütliche Sitzgelegenheiten waren davor platziert. Der Raum war mit grasartigen Topfpflanzen dekoriert und auf der linken Seite befand sich ein heller Esstisch aus Eiche mit schwarzen Stühlen davor. Dahinter war eine Weiße Küche mit Kochinsel und einer silbernen Abzugshaube. Das Beste war aber der riesige bauchige Kühlschrank, der neben dem Gewürzregal thronte. „Ist der voll?", fragte Newt. Grinsend nickte ich. Er ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. Gähnende Leere erwartete ihn. „Willst du mich veräppeln? Der ist doch Leer!" Demonstrativ schlug er die Tür zu. „Nein ist er nicht! Du wirst schon sehen. Mach deine Hand an den Türgriff." Ich war so gespannt auf Newts Gesichtsausdruck. „Das ist doch nicht dein Ernst.", brummelte er, folgte jedoch meiner Anweisung. „Und jetzt stell dir vor was du essen willst." „Und was soll das bringen?", seufzte er enttäuscht. „Ich hab Hunger und nicht mal ein Stück Brot gibt es hier!" „Probier es doch einfach mal aus, mein Herzblatt!", meinte Milla ungeduldig. „Mein Herzblatt?" Emelie prustete los. Auch ich musste grinsen, nur Jo blieb wie versteinert „Du kleines Biest.", sagte er liebevoll und küsste sie. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt ich es nicht mehr aus. Ich zeig euch später eure Zimmer, aber..." Ich machte eine undefinierbare Handbewegung. Grinsend lösten sie sich voneinander. „Newt, kannst du dass bitte mit dem Kühlschrank ausprobieren?", fragte Emelie neugierig. „Ich glaube wir haben alle Hunger." Newt seufzte und legte seine Hand um den Türgriff. Dann öffnete er die Tür und ein kleiner Schokoladenmuffin befand sich auf dem mittleren Kühlregal. Hochzufrieden nahm er ihn heraus und biss genüsslich hinein. „Sollten wir nicht zurück in die Cafeteria? Was würde denn passieren, wenn wir nicht dort zum Abendessen aufkreuzen würden?", meinte Emelie besorgt. „Wirsch schon niemansch merschen.", schmatze Newt. „Newt hat Recht.", bestätigte Milla. Emelies Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich. „Milla hat Recht." Schließlich entgegnete Emelie: „Ich meine, wir können uns doch nicht eine riesige Yacht anschaffen, in der Annahme, dass das niemand bemerkt geschweige denn das so etwas geduldet wird." Das war kein Problem. „Das ist kein Problem. Ich habe einen Knopf entwickelt, der die Yacht für alle außer uns unsichtbar macht. Wenn wir hier drinnen sind kann uns auch niemand sehen. Kommt mit, ich muss ihn noch einschalten." „Das war eine gute Idee.", lobte mich Newt. Diese ganzen Komplimente hingen mir langsam zum Hals raus. Ich hatte nur meine Gabe eingesetzt, ich hatte nichts besonderes gemacht. „Kommt mit, ich zeige euch die Steuerzentrale." „Aber das Essen..." „...können wir später noch holen.", ergänzte Emelie Newts Satz. Ich führte sie tiefer in die Yacht durch einen Gang, der bei der Haupttreppe mündete. Jo folgte und wie ein Schatten, aber ich hatte mich daran gewöhnt, dass er fast nie etwas sprach. Seine wenigen Worte waren meist an mich gerichtet, die auch von einem Roboter kommen könnten. Schließlich stiegen wir ein Stockwerk höher, und wir sahen zum ersten Mal die atemberaubende Aussicht, die uns dort oben erwartete. Um ein Schiff zu lenken stelltw man sich ein riesiges Pult vor mit vielen Knöpfen und Hebeln vor. Doch da ich mich mit dem ganzen Zeugs nicht auskannte, gab es nur ein Lenkrad, eine Bremse, einen Hebel für die Geschwindigkeit und der rote Knopf für die Unsichtbarkeit. Das aufregendere war das Netz, was links in den Boden eingelassen war. Es gab praktisch keinen Boden, sondern nur das Netz was die Steuerzentrale vom Wohnzimmer trennte. „Das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen.", meinte Emelie staunend. „Na ja, es sieht bequem aus."
„Man kann sich da rein setzen.", erklärte ich. „Ich habe das mal im Internet gesehen und wollte es unbedingt ausprobieren. Und wenn man da draufdrückt wird das Schiff unsichtbar." Ich drückte drauf die Yacht gab einen Laut von sich, das sich anhörte als würde ein Laserschwert durch die Luft sausen und verstummte dann wieder. „Das heißt niemand kann uns jetzt mehr sehen?", hakte Milla nach. „Niemand.", bestätigte ich glücklich. Ich konnte nicht anders und musste mich in das Netz fallen lassen. Ich hatte das schon so oft gesehen, und jetzt durfte ich es endlich ausprobieren. Das Netz war so viel weicher als die muffigen Stockbetten in unseren Schlafzimmern, die mich an die Betten erinnerten, die es immer in Landschulheimen gab. Auch Emelie war von der Idee begeistert und warf sich ins Netz. Auch Newt und Jo legten sich zu uns und wir sahen der Sonne zu, wie sie langsam hinter den Bergen unterging.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt