2 Zwei

87 4 1
                                    

Am nächsten Morgen fühlte ich mich seltsam leer und ausgelaugt, als hätte ich die ganze Nacht für Mathe gelernt. Ich hatte nicht genug Zeit meine Oma zu fragen wie sie dazu kam mir das Medaillon zu geben, weil ich etwas spät dran war und nicht auch noch den Bus verpassen wollte. Die ganze Zeit grübelte ich darüber nach. Als hätte mir jemand etwas nachts eingeflüstert, wusste ich dass ich etwas Besonderes war. Ich war der Rose zugeordnet, mein Symbol. Ich konnte Wünsche erfüllen, ich konnte andere glücklich machen. Ich klemmte mir meine Unterlippe zwischen die Zähne. Hätte mir jemand das gesagt, hätte ich gelacht und das alles für einen Scherz gehalten. Doch ich wusste, dass es so war. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf.

Es war große Pause und Natalie und ich aßen unsere Vesper. Ich starrte nachdenklich auf den grauen Asphalt, aus dem der Schulhof größtenteils bestand. „Natalie...", begann ich zwischen zwei Bissen. „Hm?" „Was hast du dir schon immer Mal gewünscht?" Ich wollte wissen, ob das mit den Wünschen wirklich funktionierte. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Ich wünschte, Julius würde mich lieben.", raunte sie mit einem Schmatzen in mein Ohr. Ich musste grinsen, Was denn sonst? Ich beobachtete Julius blonden Schopf, der sich mit seinen Kumpels in die letzte Ecke des Schulhofes verzogen hatte. Und dann passierte es. Meine Sicht verschwamm und alles begann blassrosa zu schimmern. Panisch tastete ich nach der Schulter von Natalie. „Was ist?" Meine Sicht wurde verzerrt und von dem flimmernden etwas wurde etwas abgesaugt, dass in rasender Geschwindigkeit über den Schulhof raste.

Plötzlich war meine Sich wieder klar und ich blinzelte müde in die Augen meiner Freundin, die wie zwei Kohlestücke glühten. „Was ist los? Rose?" Sie wedelte mit ihrer Hand vor meinen Gesicht herum. „Ich...mir war kurz schwindelig. Ich hatte mich schnell wieder gefasst. „Warum? Hast du zu wenig getrunken? Hast du Kopfschmerzen?" Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. „Nein. Mir war nicht schwindelig. Ich muss dir was erzählen." „Und was? Bist du krank?" Sie schaute mich besorgt an. Ich wich ihrem Blick aus. „Nein. Ich weiß es klingt total abgedreht, aber es ist die Wahrheit: ..." Ich legte eine Kunstpause ein um mich nochmal daran zu erinnern, dass das alles kein Traum war. „Ich kann Wünsche erfüllen." Ich starrte ihr ernst in die Augen und ihre Lippen zogen sich zu einem Lächeln. „Genau. Du bist ein kleines Sams." Mit einer gespielt wichtiger Miene stupste sie mir auf die Nase- „Das ist kein Scherz." Ich schaute sie eindringlich an. Meine Mundwinkel hatten sich keinen Zentimeter nach oben bewegt. „Wenn du mir nicht glaubst: Warte es ab. Ich wette, gleich taucht Julius auf und wird dir einen Heiratsantrag machen." Ich meinte es todernst. Ich konnte sie nicht überzeugen. Den ganzen Schultag wartete ich darauf, dass Julius auftauchte, doch nichts geschah. Doch dann, in der fünf Minuten Pause geschah etwas, womit ich fast nicht mehr gerechnet hatte.

Wir wollten gerade im Mädchenklo verschwinden, als sich eine Hand auf Natalies Schulter legte. Ich trat ein paar Schritte zurück um das Schauspiel aus sicherer Entfernung zu beobachten. „Hey.", sagte Julius liebevoll mit einen verliebten Blick in den Augen. „Hey Julius.", antwortete sie geschmeidig und auf ihren Lippen breitete sich ein Lächeln aus, das vermutlich bis zum Mond reichte. „Ich weiß wir hängen nur ab und so zusammen ab... aber ich liebe dich." Irritiert musterte Natalie ihn. „Ich mag dich auch sehr.", gestand sie schon fast schüchtern. Plötzlich geschah alles ganz schnell und die beiden lagen sich leidenschaftlich küssend in den Armen. Darüber nachdenkend, ob es gut war Gefühle anderer zu manipulieren, ging ich aufs Klo.

_

Den ganzen Schultag konnten die zwei ihre Finger nicht voneinander lassen. Natalie und ich kamen gar nicht dazu miteinander zu reden. Ich gab die Mathearbeit schließlich mit einem fiesen Gefühl im Magen ab und machte mich auf den Weg nachhause.

Als ich aus dem Bus stieg, fühlte ich mich ein bisschen allein gelassen.Mit dem unangenehmen Gefühl im Nacken beobachtet zu werden, lief ich weiter bis ich schließlich zuhause ankam.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt