32.5 Zweiunddreißig (Teil 2)

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Liebes Tagebuch,

Ich weiß nicht ob ich das hier schreiben kann. Aber ein Versuch ist es wert, für den Fall, dass das alles hier an Bedeutung gewinnt. Da ich nicht weiß wie ich den Zauber überlisten kann, werde ich wohl ganz von vorne anfangen müssen.

Ich habe das Tagebuch in der Matthew Henson Road gekauft. Der Schreibwarenladen war mir schnuckelig und das Heft für mein Vorhaben perfekt vorkommen.

Meine Mutter und ihr großer Bruder waren neben den anderen tausend Geschwistern die einzigen gewesen, die über die Magie verfügten. Mein Onkel hat mir das alles erzählt. Er hat mir auch erzählt, dass sie deswegen von ihrer Familie als Teufelsbrut gesehen wurden und sie schließlich mit fünf und zehn Jahren an ein Waisenhaus abgegeben wurden. Ich weiß nicht was für eine Gabe sie gehabt hatte, geschweigen denn welche Augenfarbe. Ich habe sie nie kennengelernt.

Ich wurde neugierig. Was hatte es sich mit der Magie auf sich? Und was war mit ihrer Mutter passiert? Ich konnte nichts anderes tun als weiterzulesen. Das Tagebuch hatte die Sogkraft eines guten Buches und ich wusste, dass ich zu schwach war um den zu widerstehen. Ich musste weiterlesen.

  Ich wünschte, ich könnte ihr nur einmal ins Gesicht sehen. Ich will wissen, ob sie genauso viele Sommersprossen und rote Haare hatte wie ich. Mein Onkel sagt, Grace war der Name des Mädchens in ihrem Lieblingsbuch. Sie hätte sich über den Namen gefreut. Von meinen Erzeuger weiß ich gar nichts, nur dass er meiner Mutter in einer dunklen Ecke aufgelauert hat und es kam, wie es kommen musste. Ich hasse ihn. Wenn ich ihn jemals sehen würde, würde ich ihm ins Gesicht spucken.

Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Sie hieß Ina.

Ich hasse mich dafür. Aber an den allen anderen Dingen kann ich nichts ändern. Kommen wir zu den etwas schöneren Dingen meines Lebens. Ich landete in einem Heim und wurde von einem jungen Paar adoptiert, was mich aber mit neun Jahren wieder zurückbrachte, weil ich meine Gabe entwickelt hatte. Ich war ihnen unheimlich geworden. Ich war damals schon ein Meister im Lauschen gewesen. Sie sagten zu der Erzieherin, wenn ich nicht bekomme was ich wolle, würden sie kranl werden. Und das stimmte auch. Ich hatte mir einmal ganz doll ein Plüschpferd auf dem man reiten konnte zu Weihnachten gewünscht, was ich aber nicht bekommen hatte. Am nächsten Tag wurde mein derzeitiger Papa krank. Windpocken. Und das, obwohl er dagegen geimpft war. So ging das immer weiter, bis sie die Schnauze voll von mir hatten. Es war grauenvoll, plötzlich Mama und Papa zu verlieren und ich begriff, dass das Leben kein Ponyhof war. Sie liebten mich nicht mehr weil ich ein Monster war. Und wenn ich eines gelernt hatte, dann war es das. Wenn das Leben zu dir scheiße ist, sei genauso böse wie es selbst. Ich war ein Monster und stolz drauf. Ich erinnere mich genau noch an dem Tag, als mein Onkel im Heim auftauchte. Er trug eine schwarze Sonnenbrille, schenkte mir einen Lolli und ging mit mir spazieren. Er erzählte von einem fremden Land namens Terra, von einer Schule an der alle genauso wie ich waren und das ich mitkommen konnte. Doch er saß gruselig aus, und mir war klar, dass ich garantiert nicht mit einem wildfremden Typen mitgehen würde, der behauptete, mein Onkel zu sein. Ich musste ihn nur berühren und schon wuchsen rote Pusteln seinen Arm hinauf. Damit war sie Sache fürs erste geklärt und ich wanderte von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, denn ich machte es meinen zwölf Müttern und Vätern nicht leicht. Doch dann, als ich dreizehn war, tauchte mein Onkel wieder auf und entführte mich zur Supay. Ich wusste nicht wie mir geschah, und schon hatte ich das Zeichen der Supay auf meinem Arm, ein Tattoo aus flüssiger Magie, das mich daran hinderte, über die Supay und meinen Onkel zu sprechen.( Oh mein Gott, ich habe es aufgeschreieben! Nach drei Jahren! Wahrscheinlich gildet der Zauber nur für das gesprochene Wort. )Er vertraute mir nicht und ich ihm nicht, von Anfang an. Als er mir das Tattoo verpasst hatte wurde mir klar, dass ich nicht hierher gehörte. Als wir meine Sachen aus der normalen Welt holen wollten,, schaffte ich es davon zu rennen und landete kurzerhand hier wo ich jetzt bin, in Inti. Auch wenn mein Onkel es schaffte mich aufzuspüren, gingen wir einen Kompromiss ein: Ich durfte hier leben, wenn ich der Supay half. Durch mein Scheiß Tattoo bin ich dazu gezwungen. Ich bin dazu gezwungen es jeden Tag mit Make-up zu verdecken. Jeden Tag muss ich verheimlichen,wer ich wirklich bin. Mein Onkel nennt sich Gorn und ich hasse ihn dafür, was er mir und anderen Menschen angetan hat.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt