19.5 Neunzehn (Teil 2)

14 1 1
                                    

Ich habe es verpeilt hochzuladen... dafür kommt der Teil jetzt.

Ichschluchzte uns wusste nicht was ich denken, fühlen oder tun sollte. Verzweifelt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Hatte sich meine Gabe jetzt auch geändert? Ich konzentrierte mich auf meine Sinne. Ich hörte das Surren der Seilbahnen und hörte drei Personen über uns herumlaufen. Meine Sinne hatten sich nicht wieder geschwächt. Mir fiel ein, was ich gerade tat und löste mich aus seiner Umarmung. Er hatte sie getötet. Ein neuer Schwall Tränen ergoss sich auf mein Gesicht. Gorn hatte arbor. Was sollte ich nur tun? Ich fühlte mich hilflos und boxte wütend in die Lehne des Sofas. „Was soll ich nur tun?", wimmerte ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Was wir tun." Jos Stimme klang klar und fest. „Ich weiß, dass du mich hasst. Es ist okay. Aber ohne mich kommst du hier nicht raus. Ich werde dir helfen." Er schaute tief in meine Augen und alles zog sich in mir zusammen. Ich musste ihn hassen. Doch ich schaffte es nicht. Doch verzeihen konnte ich ihn auch nicht. „Bereust du es?" Meine Stimme klang tonlos und leer. „Ja.", hauchte er und presste die Lippen aufeinander. „Ich hätte Emelie, Milla und Newt Bescheid sagen sollen und fliehen." Er blickte auf seine Hände. „Ich musste es ohne Gorns Gabe tun, sonst hätte ich mich nicht verwandelt." Er drehte sich um. „Ich sollte aufhören mich zu rechtfertigen. Ich habe es getan." Er senkte den Kopf. „Es tut mir so unendlich leid." Ich brauchte Zeit. Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und über meine Gefühle klar zu werden. Ich wusste nicht, ob ich ihn jemals verzeihen würde, doch ich würde ihn nie aufhören zu lieben. Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich war es mir schuldig, ihn zu hassen, aber... Verdammt. Ich presste mir meine Fäuste in die Augenhöhlen. Ich glaubte ihn, dass er es bereute. Er tat mir leid. Wäre ich in seiner Situation gewesen, hätte ich anders gehandelt? Ich glaubte es nicht. Die Umstände änderten alles, aber das Prinzip nicht und schreckliche Bilder fanden wieder den Weg in meinen Kopf. „Ich brauche Zeit.", sagte ich etwas gefasster und stand auf. Er nickte kaum merkbar. Ich atmete zittrig ein. „Wir...wir müssen uns etwas überlegen." Jo drehte sich um und ich erkannte seine Miene, die stumme Entschlossenheit zeigte. „Wir werden so tun, als wäre nichts geschehen. Heute Nacht treffen wir uns um Mitternacht an der Fleur, und dann treffen wir weitere Entscheidungen." Ich nickte, und damit war es abgemacht. Wir verbrachten noch ein paar Minuten in dem Raum, bis unsere Augen nicht mehr gerötet und die letzten Tränen versiegt waren. Dann ließen wir den Raum hinter uns und befanden uns wieder in dem dunklen Korridor, der zu der Halle mit der Insigne führte. Wir gingen nach oben und ich versuchte möglichst gefühlskalt zu wirken. Jo beherrschte dies perfekt, was darauf hinwies dass er die Maskerade schon lange spielte. Eine Gänsehaut überzog Miene Unterarme, ich wischte sie hastig weg, bevor Gorns Aufmerksamkeit wieder auf mir lag. Das Blatt schwebte in seinen Händen, machtvoll und trotzdem seinem Herrn voll und ganz ergeben. Er lächelte und für einen Moment wirkte er wie ein kleiner Junge, der einen Lolli geschenkt bekommen hatte. Wie gern würde ich ihm diese Kostbarkeit entreißen und ihm ins Gesicht spucken, der Mann, an dem das Blut meiner Familie klebte und das Schicksal der Erde in den Händen hielt. Ich versuchte teilnahmslos auf den Boden zu starren. Ich spürte plötzlich, wie Gorn in meinen Verstand eindrang, Ich fegte die Scherben meiner Gedanken aus meinen Gehirn und versuchte nicht in Panik aus zu brechen. Doch dann loderte plötzlich meine Aura auf und schlug Gorn zurück wie ein Gummi. Er schnappte empört nach Luft. „Warum verweigerst du mir den Zutritt zu deinen Gedanken?" Er bemühte sich ruhig zu klingen, doch ich hörte die Skepsis in seiner Stimme. „Das war keine Absicht. Es ist ein unbewusster Mechanismus meiner Gabe, ich kann nichts dagegen tun.", behauptete ich schnell. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Gabe hatte sich nicht verändert Insgeheim hatte ich es gehofft, ersehnt, doch es war nichts daraus geworden. Ich war und blieb eine Gefahr. Gorn hob eine Augenbraue. „Schlage Emelie." Ich musste ein „Nein" unterdrücken, dass mir die Kehle hochkroch. Alles sträubte sich in mir schon bei der Vorstellung. Doch ich musste es tun. Wenn Gorn mir nicht vertraute, würde er mich erpressen und dich wollte mich nicht entscheiden zwischen meinen Freunden und das Schicksal der Menschheit. Plötzlich kam Leben im Emelie. Sie erwachte aus dem eisernen Griff Gorns und blickte mich verwirrt an. Als ihr Blick auf Gorn fiel, wurden ihre Augen so groß wie Golfbälle. Sie trat einen Schritt zurück. „Schlage sie!" Ich machte einen Schritt nach vorne und lief Emelie entgegen, die auf einmal zwei Meter über uns schwebte. „Jo, halte sie fest!" Jo eilte ohne zu zögern auf Emelie, die schnell nach oben sauste. „"Nein.", schrie sie. Plötzlich ging alles ganz schnell und als ich nach einem Blinzeln wieder die Augen öffnete, hatte Gorn Milla in seiner Gewalt und drückte ihr den Lauf einer schwarz glanzenden Pistole an die Schläfe. „Du kommst jetzt da runter!", knurrte er, mit einem irren Blick in den Augen. Emelie landete augenblicklich, jedoch ohne den Kopf zu senken, ohne Blitze aus ihren Augen zu sprühen. Ich versuchte nicht zu zögern, meine Hand nicht zittern zu lassen. Ich hob meine Handfläche, legte meine ganze Reue in einen Blick und schlug zu. Emelie schaute mir dabei die ganze Zeit in die Augen. Sie zuckte nicht zusammen, hielt sich nicht die Wange, an der sich mein roter Handabdruck abzeichnet. Allein der Anblick ließ Scham in mir aufkommen. Ich hatte noch nie jemanden geschlagen. Schließlich wandte ich mich ab. Wir verließen das Gebäude, fuhren zurück zu dem Gebäude, in dem wir eingestiegen waren, liefen zurück zum Hafen und stiegen wieder in der gleichen Konstellation in die Boote. Ich hätte also genug Zeit gehabt um nachzudenken und Pläne zu schmieden, doch mein Kopf blieb leer. Ich fühlte mich unendlich kraftlos und erschöpft, ich wollte einfach nicht mehr kämpfen. Ich wollte nicht das Schicksal in meinen Händen halten, nicht dafür verantwortlich sein dass ein skrupelloser Mörder die Natur gehorchte, wollte nie Emelie geschlagen haben und es nicht wahrhaben, das Jo meine Familie getötet hatte. Ich wünschte mir einfach nur ein simples Buch, dass mich alles vergessen ließ, für einen Moment, doch am liebsten für immer. Ich wollte diese Verantwortung nicht, die meine Schultern niederdrückten, und trotzdem wollte ich nicht aufhören zu fühlen. Eine einzige Träne, und meine Freunde konnten tot sein. Ich versuchte mich zusammenzureißen, keine Gefühle nach außen dringen zu lassen, die in mir kochten. Es war mittlerweile stockfinster. Sonaria leuchtete nicht, wir verließen nur ein einsames Stück Erde. Ich könnte schreien vor Wut auf mich selbst, weinen vor Verzweiflung und bersten vor Hass. Ich wollte meine Gefühle raus lassen, toben wie ein Sturm. Ich hatte das Gefühl zu platzen.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt