21.0 Einundzwanzig (Teil 1)

10 0 0
                                    

„Seite 62." Er lächelte verlegen. „Wie hast du das bitte geschafft? Na ja, das war doch viel zu gefährlich!" Newt grinste. Er schnippte mit den Fingern, dann war er verschwunden. „Schon vergessen? Ich kann mich unsichtbar machen." Er machte sich wieder sichtbar. Emelie warf ihn einen warnenden Blick zu, sagte aber nichts. „Mach weiter." Er schob das Blatt zu Jo. „Lest selbst." Jo las es durch und gab es ohne eine Miene zu verziehen an mich weiter. Ich strich das Papier glatt, als wäre es etwas Zerbrechliches.

SEITE 62

Et specculum

Schon seit Anbeginn der Zeit wurde das Phänomen et specculum erkannt, dass in Volksmunde als „Der Spiegel" bekannt ist. Wenn ein Zahrianer einen schweren Verlust erleidet, wenn z. B. ein Angehöriger stirbt kann es passieren, dass die Gabe der betroffenen Person sich verändert. Diese Person durchläuft einen Prozess, der gleich genauer erläutert wird. Sie kann sich in das Gegenteil wandeln, oder sie verstärkt sich, sodass in beiden Fällen sich die Macht nahezu verdoppelt. Das hat jedoch einige Nebenwirkungen: man ist nicht mehr imstande zu fühlen. Kleine Gefühle sind durch aus fühlbar, doch für die Person haben die Wörter Liebe und Zuneigung die Bedeutung verloren. Jedoch ist die Person auch nicht imstande, Trauer oder Zorn zu empfinden. Außerdem verleiht der Spiegel einem eine äußerliche Makellosigkeit.

Der Prozess

Der Prozess wurde von Lars Olsson (4374-4429 n. U. S.) in Schritte aufgeteilt:

1. Schritt: der Emotionale Umschwung

Wenn dieses Stadium erreicht ist, ist die betroffene Person so überrascht und traurig/wütend/etc. , dass ihre Blüte im Medaillon welkt. (Medaillon siehe Seite 55) Wenn sie komplett verwelkt ist, dann tritt Schritt zwei ein.

2. Schritt: Die Verwandlung

Die Person ist z. B. so tief traurig, dass sie an nichts mehr anderes denken kann. Dadurch ist sie in ihren Gedanken gefangen. Dadurch bemerkt sie nicht die äußere Veränderung ihres selbst: Die Person wird äußerlich makellos. Sie wird für ein paar Stunden nicht ansprechbar sein. Die übriggebliebenen Überreste der Blüte beginnen auf dem Boden ein neues Leben und ein Feld aus Blüten entsteht. Schließlich verwelken die Blüten nach und nach, und nachdem die letzte Blüte verwelkt ist erwacht die Person.

3. Schritt: Neuorientierung

Die Person ist aufgewacht, spürt jedoch kaum noch etwas (siehe oben). Sie beginnt ihr Leben zu verändern.

Ich drehte das Blatt um.

SEITE 63

Ausnahme

Die wenigen Dokumentierten Anomalien ergeben folgendes

Personen können nach Konfrontation des Auslösers der Spiegelung sich zurück verwandeln. Sie erhalten ihre Gabe wieder zurück und ihre Gefühle.

Ich runzelte die Stirn. Ich hatte meine Gabe nicht zurückbekommen. Ich wünschte, es wäre so. Damit hätten wir eine halbe Millionen Probleme weniger. Ich reichte es an Emelie weiter. Nachdem sie es gelesen hatte, lächelte sie Newt traurig an. „Du tust das alles für sie, nicht?" Newt sank in sich zusammen. „Na ja, nicht alles." Sie legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. „Du wirst sie bestimmt zurückbekommen. Wir werden es." „Meinst du?" Aufeinmal sah er aus wie ein kleines Kind. Sie seufzte. „Alles wird gut." Newt hob einen Mundwinkel. „Lass uns weiter machen. Die Welt rettet sich nicht von allein." Jo meldete sich zu Wort. „Wir müssen herausfinden, warum Rose ihre alte Gabe nicht zurückbekommen hat." Die anderen nickten. Auf Newts Gesicht stahl sich ein Lächeln. „Das ist noch nicht alles.".Ich beugte mich gespannt über den Tisch. „Ich weiß, wo arbor ist." Emelie sprang auf, sodass ihr Stuhl auf dem Boden landete. „Echt jetzt?" Sie wirbelte in der Luft herum. „Ja.", entgegnete er belustigt. Ich musste lächeln. Wenigstens waren wir in diesem Punkt weitergekommen."Und wo?", wollte Jo wissen. „In einem Raum der eine Art Riesentresor ist. Hinter seinem Kleiderschrank." „Und wie bist du da rein gekommen?" Jo nippte an seinem Kakao. „Na ja... drinnen war ich nicht. Aber alles wies darauf hin. Das Supay Zeichen an der Tür...egal. Es ist nun mal die einzige Möglichkeit. Als er noch in der Wohnung war und ich draußen, sah ich wie arbor auf dem Tisch geschwebt ist und er es angestarrt hat. Dann ist er in sein Schlafzimmer gegangen und ist ohne das Insigne zurückgekommen." Jo nickte. „Gute Arbeit." Er runzelte die Stirn. „Am besten kümmerst du dich um Vorräte, Campingausrüstung, Werkzeug und solche Sachen.", wandte er sich an Newt. „Warum Vorräte? Wir haben doch einen magischen Kühlschrank. Und Campingausrüstung?" Jo seufzte. „Stell dir vor, der Kühlschrank geht kaputt. Oder wir stürzen ab. Vielleich wären Fallschirme und Kletterausrüstung nicht schlecht. Und Gegengifte." „Wo soll er das alles auftreiben?", fragte Emelie. „In der Lagerhalle hinter der Turnhalle. Ihr werdet euch wundern, was Gorn alles besitzt." „Wozu braucht er das ganze Zeug?", wollte ich wissen. „Na zu seinen zukünftigen Expeditionen nach Aqua und so weiter." Emelie schlürfe ihren Kakao weiter. Ich bemerkte, dass ich noch gar nichts getrunken hatte. Der Kakao war zwar noch brennend heiß, aber wärmte von innen. Dankbar stelle ich die Tasse auf den Tisch. Newt lehnte sich zurück. „Wenn ich in der Lagerhalle einbrechen soll, kann dann nicht Emmi mitkommen? Ich muss es sowieso in der Nacht machen." „Ich komme mit.", meinte Emelie. „Ich habe es satt, hier zu warten und nichts zu tun." „Wird nicht jemand bemerken das Sachen fehlen?", fragte ich besorgt. Jo zuckte mit den Schultern. „Dagegen können wir nichts tun. Wir müssen und können ja nicht alles auf einmal stehlen." Emelie zog die Nase kraus. „Stehlen. Soweit ist es auch schon gekommen."

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt