Zu guter Letzt

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Er konnte sie nicht anschauen. Er wollte diesen Moment so wenig wie möglich in Erinnerung behalten. Wie konnte sie ihm das nur antun?

Er wusste ja, dass es das richtige war.

Er wusste ja, dass von Anfang an verrückt gewesen war dieses Mädchen zu lieben.

Trotzdem konnte er damit nicht auf hören. Er wollte einfach nicht akzeptierten, dass es so mit ihr endete. Er hatte es eher verdient zu sterben. Die Tatsache, dass sie trotzdem zu ihm hielt, war einer der größten Gründe, sie trotzdem zu lieben.

Seine Augen brannten, doch es kümmerte ihn nicht. Ihn kümmerte es auch nicht, dass eine Pistole an seine Schläfe drückte. Sie würde enden und er musste weiterkämpfen. Sie würde alles aufgeben und er musste alles riskieren.

Aber als sie sich aufgegeben hatte, hatte auch er sich aufgegeben.

Ihre Stimme was so klar und ohne Scheu, dass seine Schmetterlinge ihn sehnsüchtig kitzelten.

„Deine Schwester, sie hat dich nicht verdient. Nach all dem, was du getan hast, nach all denen, die du umgebracht hast, denkst du, sie liebt dich noch? Denkst du, sie würde damit leben können, dass du unzählige Menschen hast sterben lassen, um sie leben zu lassen?" Es herrschte absolute Stille. Nicht einmal die Vögel wagten es zu zwitschern.

„Wenn ich deine Schwester wäre, würde ich lieber tot sein, als mit dir zu leben."

Er wagte es nicht sie anzusehen. Er hatte versagt, er hatte sie nicht beschützen können.

„Ist sie das wirklich wert?"

Ihre Stimme schwankte und sein Magen zog sich zusammen. Sie hatte all das nicht verdient. Sie waren alle Gefangene gewesen, waren gezwungen, Dinge zu tun die sie nicht tun wollten.

„Ja."

Gorn lächelte und er musste sich eingestehen, dass er ihm irgendwie, auf eine besessene Art und Weise verstehen konnte. Er sah nichts anderes als seine Schwester. Ina.

Er drückte ihr arbor in die Hände. Er spürte ihren Blick auf mir und sein Magen zog sich zusammen. Es war so weit und er konnte nichts dagegen tun. Er war hilflos ausgeliefert ihr dabei zusehen zu müssen. Seine Unterlippe bebte.

„Alles wird gut."

Ihre warmen Lippen berührten seine Stirn und er wäre fast zusammengezuckt. Er fühlte mich schuldig, konnte ihr nicht ihn ihre liebevollen Augen sehen.

Erst als sie sich umdrehte, hob er den Kopf. Ohne zu zögern ließ sie ihre Aura aufgehen und er war wie hypnotisiert von ihren Flammen. Doch dann wurden sie kleiner und der graue Boden unter ihr fing an zu glühen. Und dann fiel sie einfach in sich zusammen, leise, als wäre es unbedeutend.

Er hatte sich geschworen, keinen Mucks von sich zu geben, keine Emotionen zu zeigen. Doch als ihre Flammen erloschen brach ein Schrei aus ihm heraus, der aus den tiefen seiner Seele empor gekrochen war.

„Nein!"

Auch seine Knie gaben nach. Er vergaß wie man atmete. Er konnte es nicht fassen, wollte es nicht wahrhaben das ihr Leben so schnell und leise einfach zu Ende gegangen war. Niemand achtete auf ihn, als er zu ihr kroch und seine gefesselten Arme unter seinen Rücken und seinen Beinen durch schob. Die Männer begannen den Sarg auszugraben. Er bettete ihren Kopf auf seinen Schoß und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Auch wenn sie schon tot war, zog sie ihm immer noch in den Bann. Er fasste nach ihrer Hand und zog den glühenden Gegenstand aus ihrer Hand hervor. Er wusste nicht, wie lange er sie anstarrte, wie lange er geweint hatte. Doch als er den Kopf hob, stand ein Mädchen vor ihn, das die selben Augen hatte wie er selbst. Überrascht hob er die Augenbrauen. „Was ist mit ihr?" Sie schaute auf ihre Hände, als würde sie jetzt erst verstehen, dass sie lebte. Sie schaute zu Gorn, der mit einen sehnsüchtigen Blich auf sie zu kam.

„Ina!"

Er breitete die Arme auf und wollte sie umarmen, doch sie wich zurück.

„Ist sie wegen mir tot?"
Ihre Stimme klang schrill und sie deutete auf Rose. Sie ist klüger als ich dachte, dachte Jo und hielt inne um zu sehen was geschah.

Gor presste die Lippen aufeinander und schwieg.

„IST SIE WEGEN MIR TOT?"

Ihre Stimme hallte über den kalten Friedhof.

„Ja, aber..." Gorn brach ab und er fing an sich unwohl zu fühlen. Sie sollte ihn umarmen, lächeln, weil sie am Leben war und keine unangenehme Fragen stellen. Ina jedoch war geschockt. Sie war einerseits gerührt, was ihr Bruder für sie getan hatte, doch sie war zu sehr geschockt, dass er so weit gegangen war um sie wiederzuhaben.

„Ich sollte tot sein.", sprach sie die Worte aus. Sie sah das nicht ein. Das Mädchen hätte alt werden können. So wie sie. Aber nun war sie tot gewesen. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber die grauen Schläfen von Gorn verrieten ihr, das zu viel Zeit vergangen war. Aus einem Instinkt heraus nahm sie dem Jungen das goldene Blatt aus der Hand, was er die ganze Zeit fest umklammert hatte. Sie wusste plötzlich, was zu tun war. Das Mädchen hatte zu leben. Aber zu vor musste sie noch etwas anderes tun. Sie konnte die Schuld in Gorns Augen schwimmen sehen und dass gefiel ihr nicht.

Blumen waren unschuldig.

Noch ehe sie das gedacht hatte, war Gorn verschwunden. Dort wo er noch eben gestanden hatte, schoss ein Rosenbusch in die Höhe. Die zarten, unschuldigen Blüten reckten die Köpfe gen Himmel. Sie musste lächeln.

Auch wenn sie nicht wusste, wie ihr geschehen war, wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte. Sie beugte sich zu den Jungen hinunter, der den Kopf des Mädchens auf seinen Schoß trug.

Er sah sie mit großen Augen an. „Du wirst das wirklich tun?"

„Ja. Ich bin schon zu lange tot gewesen um noch zu leben. Sie hat noch zu kurz gelebt um schon zu sterben."
Und sie spürte die glühende Hitze des goldenen Blattes in ihrer Hand.

Sie würde frei sein.

Jo starrte das Mädchen an, das ihn so ähnlich sah. Träumte er? Sie schenkte ihm ein Lächeln.

„Wir sehen uns auf der anderen Seite."

Und mit diesen Worten löste sie sich in Staub auf. Eine Windböe erfasste sie und die letzten Wortfetzen und trug sie davon.

Sein Blick fiel auf Rose, seine Rose. Er legte seine Hand an ihre Wange. Sein Herz setzte kurz aus als sie plötzlich einatmete.

Freudentränen füllten seine Augen.

„Es ist vorbei."

Ein Freudenschrei entwich ihr und sie nahm sein Gesicht in Beide Hände.

„Nein. Es fängt jetzt endlich an."

Sie grinste und küsste ihn.

Und sie waren frei.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt