20.5 Zwanzig (Teil 2)

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Wir tranken unseren Kaffee und gingen zurück. Wir hörten erst auf zu trainieren, als die Sonne aufging. Ich hatte einen Bärenhunger und fühlte mich ziemlich zerschlagen. Schließlich gingen wir in die Cafeteria und zu frühstücken. Der Lärm war ohrenbetäubend. Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Wir holten uns Tabletts, und weil wir beide Lust auf Spiegeleier hatten, steuerten wir die Essensausgabe an. Ich bemerkte, das Newt es war, der das Essen verteilte und unsere Blicke kreuzten sich. Er sah müde aus, am liebsten würde ich jetzt mit ihm frühstücken und über belanglose Dinge reden. Was er wohl gerade durchmachen musste? Er funkelte Jo wütend an, der daraufhin den Kopf einzog. Es war für keinen von uns leicht. Ich warf den Beiden warnende Blicke zu. Ein kleiner Blick konnte und alle auffliegen lassen. Gorn war nicht dumm. Er würde und bestimmt irgendwie durch andere Schüler beobachten. Sie bemerkten es und Jo und ich liefen weiter, um bei den Büffets den Rest unseres Tellers füllten. Betont emotionslos marschierten wir zu einem einsamen Tisch und futterten unser Essen auf. Plötzlich sah ich Jasmin, die wie von der Tarantel gestochen aufsprang und mit tränenüberströmten Gesicht aus der Cafeteria rannte. „Nein!", schluchzte sie verzweifelt und schlug um sich, als würde ein unsichtbarer Boxer sie angreifen. „LASS: MICH: IN RUHE !", brüllte sie schließlich ein letztes Mal und verschwand in der Tür. Meine Ohren klingelten. Es war nicht immer vorteilhaft, ein gutes Gehör zu besitzen. Ein fremdes Mädchen eilte ihr hinterher. „Warte! Was ist denn los?" Ich unterdrückte den Reflex aufzustehen und ihr hinterherzurennen. Jo und ich starrten uns erschrocken an. Wir dachten bestimmt dasselbe Wort. Gorn. Ich ließ mir meine Haare ins Gesicht fallen und flüsterte, nur für Jo hörbar: „Was sollen wir tun?" Er hustete in seine Armbeuge und flüsterte dann: „Gar nichts." Er presste seine Lippen aufeinander und warf mir einen verzweifelten Blick zu. Dann hustete er erneut. „Pfefferkorn.", sagte er halblaut. Der Rest des Frühstücks war eine Qual für mich. Hoffentlich passierte Jasmin nichts. Am liebsten würde ich sie suchen und Gorn aus ihren Körper verscheuchen, doch wir mussten Gorns Vertrauen behalten. Als ich fast fertig mit dem Essen war, hörte ich ein dumpfes Geräusch. Ich kniff die Augen zusammen. Was war das gewesen? Jo klappte der Unterkiefer auf und seine Augen weiteten sich kaum merklich. Hatte er es etwas auch gehört? Es war so anstrengend, nicht miteinander reden zu können. Ich beschloss heute Nacht die magischen Kaugummis aus der Fleur mitzunehmen. Mein Herz schlug so schnell wie eine Trommel. Bitte lass Jasmin nichts passiert sein., betete ich stumm. Bitte.

Wir mussten nicht in den Unterricht. Nachdem wir geduscht hatten, wurden wir in den Aufenthaltsraum gerufen, der sich in dem Haus im Wald befand. Jo, ich Milla und noch viele andere gespiegelte fanden sich dort ein. Gorn trat ein. „Also." Er räusperte sich. „Heute in zwei Wochen werden wir nach Aqua aufbrechen und fluvius zu erobern. Deshalb werdet ihr alle zukünftig Tauchunterricht bekommen und sonst an jedem Schwimmunterricht teilnehmen. „Folgt einfach Tremblay, er wird ihnen Unterricht geben. Alle, außer du." Sein Zeigefinger stach anklagend in meine Richtung. Ich versuchte, nicht zu überrascht zu wirken. Warum hatte er mir nichts erzählt? Und was wollte Gorn von mir? Jo nickte und führte die anderen nach draußen. Ich blieb stocksteif stehen und versuchte einen explosiven Kloß aus Emotionen herunter zu schlucken. Ich hatte keine Zeit mich um Jasmin zu sorgen oder auf Jo wütend zu sein und ihn und Gorn zu hassen. Ich hielt die Luft an und wartete darauf, dass Gorn mir Befehle erteilte. „So, dann komm mal mit. Ich nickte und folgte Gorn die treppen hinauf ins Tattoostudio. Mein Herz schlug schneller. Ich wollte das Symbol dieses Mistkerls nicht tragen. Er hatte meine Familie ermordet, meinen Freund zu einem Mörder gemacht und hatte Newt Milla weggenommen. Doch ich legte mich brav auf die schneeweiße Liege, wie er es befohlen hatte. „Ich werde dir jetzt etwas wichtiges erzählen. Merke dir eines: Wissen und Erinnerung sind eigentlich die wichtigsten Aspekte der Magie. Ich erzähle dir das, weil du mir ein wichtiges Werkzeug sein wirst. Also:.." Er sprühte die Haut hinter meinem linken Ohr ein. Alle meine Schützlinge tragen diese Tattoos. Magie kann man verflüssigen, weißt du? Oder man kann sie in Gas oder Gestein verwandeln. Und ich habe meine Magie in Tattoofarbe getan. So kann ich auch aus weiter Entfernung in ihre Köpfe eindringen und gleichzeitig mehrere von ihnen beherrschen. Das muss ich dir ja nicht genauer erklären, du kennst ja meine Gabe bereits." Er seufzte. Aber du..." Er zog einen Mundschutz auf. „ Bei dir musste ich mir etwas anderes ausdenken, da ich dank deiner Gabe nicht in deinen Kopf kann, nicht wahr?" Er streifte sich hellblaue Gummihandschuhe über. „ Ich habe meine Magie anders konfiguriert, und die Tinte ist rot geworden. Er schmunzelte gewinnend. „Also, das ist jetzt wichtig: Das Tattoo funktioniert wie ein unsichtbarer Kopfhörer. Damit kann ich zu dir Kontakt aufnehmen. Und du wirst auch ohne Kontrolle meinen Befehlen folgeleisten. Dir ist schließlich alles egal, nicht wahr?" Er betonte die letzten Beiden Worte, sodass ich mich zusammenreißen musste, meine Zähne nicht in meine Unterlippe zu schlagen. Stattdessen nickte ich zaghaft. „Ja, selbstverständlich." Ich starrte an die Decke. „Es geht los." Er drehte meinen Kopf so, dass ich ihm mein linkes Ohr entblößte. „Es wird wehtun. Magie ist schmerzhaft." Er legte sein Handgelenk auf meinen Kiefer. Und dann stach er zu.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt