25.0 Fünfundzwanzig (Teil 1)

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„Scheiße!" Ich richtete mich auf. „So wie es aussieht, ist Gorn gar nicht tot." Ich sackte in mich zusammen. „Er versucht Kontakt mit mir aufzunehmen." Die anderen starrten mich erschrocken an. „Willst du mir verarschen?", fragte Newt entrüstet. „Nein.", flüsterte ich betrübt. „Wie hat er das nur überlebt?", stieß ich hervor. „Keine Ahnung, aber so wie es aussieht, sollten wir machen, dass wir von hier verschwinden." Emelie sprang auf. „Wir müssen uns jetzt endlich überlegen, wie wir den Kühlschrank transportieren. Wir können ihn ja schlecht mit Klebeband an unseren Rücken binden." „Ich hab's!",rief Newt plötzlich. „Ich kann uns Schlingen wachsen lassen, als Seile." „Gut." Emelie flog wie ein aufgescheuchter Vogel durch die Gegend. „Eigentlich haben wir alles, außer Newts Klamotten.", meinte sie. Milla nickte. „Newt, du kümmerst dich um den Kühlschrank, und wir holen Kleidung für dich.", entgegnete Milla in Befehlston. Wie auf ein unsichtbares Zeichen erhoben wir uns und gingen zur Fleur. Das Jucken wurde schlimmer. Jetzt war ich mir ganz sicher, dass es Gorn war. Je schlimmer es brannte, desto näher kam Gorn. Irgendwann würde er nah genug sein, um mit mir kommunizieren zu können. Ich schauderte bei dem Gedanken und wühlte nur noch schneller in der Asche. Wir suchten das nötigste zusammen und warfen es in meinen Rucksack. Milla klebte den Gurt mit Klebeband und stopfte noch Klopapier hinein, den sie im Bauchraum aufgegabelt hatte. Schließlich waren wir fertig und mussten nur noch die Richtung bestimmen, in die wir gehen mussten. Das Tattoo brannte sich förmlich in meinen Kopf. Mir wurde übel. Newt hatte sich den Kühlschrank mit unzähligen von Kletterpflanzen an den Rücke gekettet, ich trug meine Rucksack und Emelie und Milla die aus der Lagerhalle. Jeder trug eine Tasche und ich hatte mir die fünfte an den Rucksack geschnallt. Ich wankte. So stark hatte da Tattoo noch nie geschmerzt. Newt faltete hektisch die Karte von Terra auf.

„Wir müssen Richtung Norden. Wenn wir so weiter laufen, müssen wir irgendwann ein riesiges Grasland überqueren, Laram." Emelie riss Newt die Karte aus der Hand. „Ey!", rief Newt, doch Emelie achtete nicht darauf und schoss in die Höhe. Auch Milla brüllte ihr etwas hinterher. Hatte Gorn sie im Griff? Ich überlegte kurz, schloss es dann aber aus. Wenn es so wäre, hätte er längst mit mir geredet. „Emelie, was machst du denn da?!", rief ich ihr hinterher. Sie ließ sich fallen und landete neben uns. „Wenn wir in die Richtung weiterlaufen, erreichen wir die Grasebene." Sie deutete in Richtung hinter die Fleur. „Aber da alles brennt, müssen wir einen Umweg gehen." Sie wollte loslaufen, aber wir starrten sie perplex an. Konnten wir ihr vertrauen? Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und musterte ihre Augen. Das Licht brach sich in ihrer Iris und ich konnte mich in ihrer Pupille sehen. „Hey, was soll das?" Ich ließ sie los. „Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen." Sie seufzte. „Schon okay." „Lass uns aus dem Staub machen.", sagte ich.

Wir liefen hinter Emelie her. Wir kraxelten über verkohlte Äste, und atmeten hustend Staub ein. Die Rose von Jo hatte ich in meinem Rucksack verstaut. Mir war schlecht. Das Tattoo drückte sich wie Migräne in meinen Kopf. Plötzlich sah ich, wie sich etwas am Waldrand bewegte. Mein Kopf schnellte herum und in diesen Moment dröhnte Gorns Stimme in meinen Kopf. „Stehenbleiben!" Ich hielt mir reflexartig das Trommelfell zu, auch wenn das nichts daran änderte dass er fast mein Trommelfell sprengte. Ich schrie und fing an zu rennen. Mittlerweile hatten die anderen Gorn auch entdeckt. Wir liefen so schnell wir konnten. Gorn brüllte etwas unverständliches in meinen Kopf, was mich taumeln ließ. Ich wollte es mir erst nicht eingestehen, aber ich fiel zurück. Emelie war plötzlich bei mir und schob mich voran. Ich sah wie zwei Männer und Gorn die Verfolgung aufnahmen. Auch Newt war mit dem Monstrum von Kühlschrank auf dem Rücken nicht gerade der schnellste. Endlich erreichten wir den Wald. Wir schlängelten uns keuchend durch die umgestürzten Bäume. In der Ferne konnten wir schon das Grasland sehen. Die Gräser reckten ihren Spitzen in die Sonne und in der Ferne rauschte das Feuer. „Schneller!", rief Milla. Dank dem Rauch, den ich heute Morgen eingeatmet hatte, hatte ich furchtbares Seitenstechen. Wie schaffte Milla das nur? Vor ein paar Stunden hatte sie noch ohnmächtig in der Asche gelegen. Emelie war wieder voraus geflogen und ich und Newt stolperten keuchend den Zweien hinterher. Gorn und seine Männer hatten und fast eingeholt. Gleich waren wir am Waldrand. Wenn wir schnell genug waren, konnten wir uns im mannshohen Gras verstecken. Wo war nur meine Kondition geblieben? Hätte ich doch nur meine Nase nicht so oft in Bücher gesteckt. Bleibt stehen, sonst werdet ihr es bereuen! Wir werden euch sowieso einholen! Ich wollte nicht daran denken, was geschah, wenn er und einholte. Meine Beine und meine Lungen brannten. Ich brauchte eine Pause. „Emelie!", krächzte ich. „Nimm du arbor. Zur... Sicherheit." Ich hatte die Hand schon in meiner Hosentasche. „Nein! Benutze es!" Ich blieb stehen. Das letzte Mal, als ich es benutzt hatte, hatte ich die Kontrolle darüber verloren. Aber mir blieb keine Wahl. Mir blieben nur wenige Meter. Ich hielt die Luft an, dann konzentrierte ich mich auf arbor in meiner Handfläche. So wie beim letzten Mal ließ ich meine Aura aufflammen und meine Energie durch arbor fließen. Arbor glühte. Ich ließ die Energie der sterbenden Bäume durch mich hindurch fließen. Jetzt wusste ich, was mein Traum mir sagen wollte.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt