0 Prolog

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Ich schreckte aus meinem Traum. Ein Schuss zerriss die Stille, ich zuckte zusammen. Ein Schrei. War das meine große Schwester Lina gewesen? Erschrocken sprang ich auf. Was war hier los? So leise wie mein keuchender Atem zuließ, näherte ich mich Linas Zimmer.

Bitte lass sie nicht... Ich wollte gerade nach der Klinke greifen, als ich bemerkte, dass sie bereits angelehnt war.
Oh mein Gott... Vor lauter Angst kniff ich die Augen zusammen und wünschte mir nichts sehnlicher, als warm und sicher in meinem Bett aufzuwachen. Ich holte tief Luft und öffnete die Tür. „Nein.", wimmerte ich. Sie lag in ihrem Bett, starr wie eine Puppe, doch das schlimmste war die Blutlache, die sich auf der Bettdecke sammelte.
Ein Schluchzer entfuhr meiner trockenen Kehle. Bevor ich in Tränen ausbrechen konnte, hallten zwei weitere Schüsse durch das Haus. Meine Eltern! Ich schlug mir die Hand vor den Mund und schrie lautlos in die Dunkelheit. Ich musste die Polizei verständigen. Irendetwas tun.
Ich musste stark sein. Ich richtete mich langsam auf als ich plötzlich Stimmen aus meinem Zimmer hörte. „Sie ist nicht da.", sagte eine dunkle raue Stimme, die mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. „Wir müssen sie suchen, sie ist bestimmt noch nicht weit gekommen.", antwortete eine ältere Stimme. Die dunkle hörte sich sehr jung an.
Ich zitterte am ganzen Leib, doch ich musste mich irgendwo verstecken. Meine Füße wanderten zu einem Wandschrank, dem ich wenige Sekunden später lautlos zuzog.
Schritte näherten sich dem Zimmer, und mein Herz klopfte so laut, dass ich Angst hatte sie könnten es hören.
Ich öffnete die Schranktür einen Spalt breit und schaute in die hellsten Augen, die ich jemals gesehen hatte. Die eisige Kälte die von seinem Blick ausging faszinierte mich so sehr, dass ich erst einen Augenblick später bemerkte, dass er mich entdeckt hatte.
Mein Magen krampfte sich zusammen und ich presste mich an die Wand, in der Hoffnung er würde mich doch übersehen.
Er ließ seinen Blick ausdruckslos durch den Raum schweifen und ich hörte ihn flüstern, so leise dass ich die Worte kaum verstand. „Als ob man jemanden wie dich übersehen würde.", murmelte er. Er drehte sich ein letztes Mal zu mir um, ich meinte Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen, doch dann drehte er sich um und verschwand.

Man fand mich wenige Minuten später zitternd im Wandschrank, die Polizei war eingetroffen weil ein Nachbar die Schüsse gehört hatte. Unfähig, irgendein Wort herauszubringen, was das Geschehene nur annähernd beschreiben konnte, war ich den Beamten auf die Wache gefolgt. Da ich es nicht schaffte auch nur ein Wort herauszubringen, wurde ich zu meiner Oma geschickt, wo ich auch die nächsten Jahre leben sollte. Die Mörder wurden nie gefunden und ich schwor, wenn sie jemals gefasst wurden, ihnen das zu nehmen was sie am meisten liebten. Ihnen so weh zu tun, wie sie mir wehgetan hatten.

Die Magie der RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt