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"Willst du in den Garten oder zu dem Speisesaal?",fragte Dado. Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass draußen das schönste Frühlingswetter seit Tagen herrschte. "Bei dem Wetter muss man fast raus gehen",sagte ich und lächelte dabei, was mir ehrlich gesagt, ziemlich schwer fiel. Genau so ein Wetter hatte ich an meinem Geburtstag auch. Ich schluckte schwer bewahrte aber mein Lächeln. "Gut, dann komm mit. Draußen können wir in unserer Freizeit Sport machen oder uns halt einfach ins Gras setzen oder auf die Bänke. Es gibt auch einen Schulgarten. Dafür musst du aber in die AG. Ach übrigens, auf deinem Schreibtisch müsste ein Blatt liegen, wo du dich bei einer AG anmelden kannst. Man kann auch bei anderen vorbei schauen, aber muss sich dann spätestens nach dem Zweiten mal anmelden, wenn man dort öfter hinmöchtest."

Ich nickte immer. Dado stieß die Tür auf und wir traten in den warmen Sonnenschein. Es waren viele Schüler herausen, was wir wahrscheinlich dem Wetter zu verdanken hatten. "Willst du Klatsch und Tratsch hören?",fragte Dado belustigt. "Klar, warum nicht?",meinte ich lachend. "Okay, also es gibt halt hier so typischerweise die eher Beliebten und die eher unbeliebten. In unserer Jahrgangsstufe sind das vorallem Patrick, Sebastian, Freddie, der eigentlich Frederik heißt, aber er findet den Namen schrecklich, Felix und Alex. Die haben auch komische Spitznamen, aber das ist nicht so wichtig. Solange du sie nicht näher kennst, sollst du sie bei ihren echten Namen nennen. Sebastian ist in einer Beziehung mit Jodie, die wirklich nett ist. Zu jedem ohne Ausnahme. Na gut  außer du bist nicht nett zu ihr, aber das ist ja verständlich. Tim und Stegi gehören da auch noch dazu, aber die trifft man meistens nur zu zweit auf. Alle Jungs außer Freddie sind im Basketballteam. Ich kann dir das nur empfehlen, wäre ich sportlich, würde ich auch dort hingehen",meinte er.

Zufälligerweise war ich an meiner alten Schule auch im Basketballteam. Ich wurde dort wegen meiner flinken Bewegungen geschätzt, da ich nicht der größte und kräftigste war. Ich nickte nur. "Da hinten sind die "Beliebten". Der Platz wird auch oft Raucherecke genannt. Rauchen ist hier nicht verboten, aber mann muss es halt da hinten machen, damit alle, die das nicht mögen, nicht darunter leiden müssen." Ich sah zu ihnen und dabei fiel mir wieder der etwas kleinere Braunhaarige auf. Er stand daneben während der Große eine Zigarette rauchte. "Und die da hinten stehen? Wer sind die?",fragte ich. Es warem die Jungen, die ich auf dem Gang getroffen hatte. Ich deutete unaufällig in die Richtung. "Das sind Patrick und Sebastian. Der kleinere ist Patrick",erklärte er. Ich starrte immernoch zu ihnen. Sogar von weitem sah Patrick gut aus.

Sein Blick fuhr über die Grünanlagen und auch zu mir. Er sah mich ganz kurz an und sah dann wieder zu Sebastian. "Weißt du was genaueres über die beiden?",fragte ich neugierig. "Ähm ja. Also Patrick ist auch erst dieses Schuljahr gekommen. Allerdings schon im Herbst. Nachdem ihn ein Mädchen angebaggert hatte, hat er klargestellt, dass er schwul ist und nichts von ihr oder irgendeinem anderen Mädchen will. Seine Eltern haben ihn hergeschickt, weil er von seiner alten Schule geflogen ist. Angeblich hat er einen ziemlich übel verprügelt, aber das trau ich ihm nicht zu, auch wenn er manchmal überreagiert. Sebastian reagiert auch gerne über. Nur wenn Jodie dabei ist, kann er wirklich ruhig bleiben. Sebastian ist mit mir in die 5te Klasse gekommen. Wir sind also beide schon im ersten Jahr hiergewesen. Genau wie Freddie, Felix und Alex."

Patrick war schwul? Es gab mir ein wenig Hoffnung, dass sie es bei mir auch akzeptieren würden. Allerdings war er beliebt und ich werde es nie sein. "Manu, hörst du mir zu? Du starrst die ganze Zeit Patrick an." Dado wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich riss die Augen auf. "Was? Ich soll ihn angestarrt haben? Das muss Zufall sein, ich hab nur nachgedacht und dann starr ich einfach irgendwo hin",versuchte ich ihn von seiner Aussage abzubringen. Er kicherte und führte mich dann weiter zu den Sportplätzen.

°°°

"Hey Zombey",begrüßte Dado den älteren Schüler. "Na, wen hast du da mitgebracht?",fragte er und sah mich nett lächelnd an. "Das ist Manu, mein Mitbewohner",stellte Dado mich vor. Ich hob die Hand. "Hi",sagte ich. "Ach, Dado erzählt schon seit einer Woche, dass er sich freut endlich wieder einen zu haben",meinte Zombey. Dado wurde etwas rot. "Ja",hauchte er. Ich lächelte nur, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. "Hast du ihm heute schon alles gezeigt?" Zombey sah Dado an. "Jup, Klassenzimmer und Speisesaal fehlt noch, aber jetzt gibt es eh Essen." Dado wendete sich an mich," Frühstück gibts unter der Woche immer ab halb sieben bis halb acht, am Wochenende bis zehn Uhr. Mittagsessen ist immer von 12 Uhr bis 13:30 Uhr und Abendessen von 19 Uhr bis 20 Uhr. Um 23 Uhr ist bei uns Nachtruhe, die kleinen müssen schon um 21 Uhr im Bett liegen und der da",er boxte Zombey auf den Arm,"darf schon bis 24 Uhr aufbleiben, obwohl er nur ein Jahr älter ist. Aber die Betreuer nehmen das ganze nicht so ernst. Solange wir nicht allzu laut sind, dürfen wir auch bis 24 Uhr aufbleiben." Ich nickte wieder nur.

°°°

"Nimm dir einfach ein Tablett und einen Teller und tu alles darauf, was du möchtest",meinte Dado. Also tat ich es ihm gleich. Abends gab es immer Brotzeit, mittags wurde immer warm gekocht. Damit Brotzeit aber nicht langweilig wurde, gab es so viele Auswahlmöglichkeiten, dass man mindestens zwei Wochen brauchte, um alles durch zu probieren. Maurice meinte auch, dass es an bestimmten Tagen etwas Warmes zum Abendessen gibt. Ich ging einfach nur Dado nach, welcher sich an einen Tisch mit zwei Mädchen und zwei Jungen setzte. Zombey tat es ihm gleich. Ich ließ mich eher schüchtern am Rand auf einen Stuhl fallen und wollte nicht groß auf mich Aufmerksam machen.

"Ähm, Dado, wer ist das?",fragte eine der beiden. "Manuel",meinte er nur und sah mich erwartungsvoll an. Sollte ich etwas was erzählen? "Ich ähm..bin sein neuer Mitbewohner",stotterte ich. "Süß",meinte die gleiche und grinste. Die andere musterte mich. "Ja,kann man so sagen",ergänzte sie dann. "Ich bin Luna",stellte sich die Schwarzhaarige, die mich zuvor als süß betitelt hatte, vor. "Ich bin Veri." Nun sah mich auch der weitere Junge an, der seine Brille wieder richtete. Sie stand ihm wirklich gut, genau wie der Haarschnitt. Ich mochte es, wenn die Haare über die Stirn fallen, ähnlich wie bei einem Pony. Er war jünger als wir, um 1-2 Jahre "Ich bin Oscar",meinte er. "Das ist mein kleiner Bruder",meinte Zombey dann noch.

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Eigentlich wollte ich Zombey einen großen Bruder geben, aber, der wäre dann nicht mehr in die Schule gegangen.

(1124 Wörter)

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt