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Als der Zug in meiner Heimatstadt hielt, stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zu meinem Zuhause. Es war ein sehr kurzer Weg und Patrick sah sich viel um. "Hm.. ich wollte dir doch von meiner Familie erzählen",meinte Palle. "Achso ja. Erzähl",forderte ich ihn auf. Er blieb stehen. "Bitte beleidige mich dann nicht oder so, weil viele oft meinen ich ...keine Ahnung, was die genau meinen. Ich kann mich nicht in die hineinversetzen, aber was ich sagen wollte ist, dass ich adoptiert bin. Meine jetzigen Eltern sind nicht meine leiblichen. Die sind nämlich tot. Als ich 2 Jahre alt war sind sie gestorben." Wow.
(Fortsetzung folgt...)
°°°

"Es sieht hier so industriemäßig aus. Das einzige Grün sind die kleinen Vorgarten von  Hochhäusern. Hier wohnst du?",fragte er. Ich nickte. Diese Umgebung war ein großer Kontrast zu Hamburg. Wir hatten kaum Bäume am Straßenrand, keine kleinen Parks. Nur Spielplätze, die ein wenig Farbe in die Gegend brachten. "Hör zu. Egal wer auf macht, du redest erstmal nicht und sagst nur Hallo und deinen Namen. Mehr nicht",wies ich ihm an. "Ähm...ok",antwortete er.

Ich bog in eine Nebenstraße ab und in die richtige Einfahrt ein. Ich suchte das Namenschild mit Büttinger und drückte auf die Klingel. Kurz darauf ließ sich die Tür aufdrücken und ich ging mit Patrick die Stufen zu unserer Wohnung hoch. Die Tür wurde aufgemacht und Peter stand davor. Automatisch musste ich lächeln und fiel ihm in die Arme. "Peter!",rief ich erfreut. Wir lösten uns wieder. "Na, Kleiner. Wen hast du uns da mitgebracht?",fragte er und sah Patrick lächelnd an. "Ich bin Patrick, ein Freund von Manu",stellte er sich vor. Peter reichte ihm die Hand, welche Pat schüttelte. "Schön, dich kennenzulernen",meinte er und ließ und eintreten.

Ich führte Patrick ins Wohnzimmer, wo alle anderen waren. Und damit meinte ich wirklich alle. Mein Vater, seine Freundin, Sebastian und Dani. "Manuel",rief Sebastian erfreut und umarmte mich ebenfalls, genau wie Dani. Als ich zu Palle sah, stand er etwas schüchtern neben dem Türrahmen. "Ähm..Das ist Patrick",stellte ich ihn vor. "Hi",begrüßte er sie. Mein Vater ignorierte uns, aber seine Freundin stand auf und fragte höflich, ob er etwas zu trinken wolle. "Nein, danke",antwortete Pat. "Wie kommt's, dass du zu uns gekommen bist?",fragte sie. "Meine Familie ist auf einen Kurztrip gefahren und haben dabei nicht wirklich an mich gedacht",erklärte er. "Oh, das ist aber schade. Bist du sehr traurig darüber?",fragte sie. "Naja, es geht. Natürlich wäre es schön gewesen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Andererseits sind sie zum Bodensee gefahren und das Reiseziel interessiert mich eher weniger."

Wir redeten noch mit den anderen und alle schienen Patrick zu mögen, was mich unheimlich freute. Irgendwann kam auch mein Vater ins Spiel, welcher bis jetzt nur Patrick gemustert hatte und finster im Raum umhergesehen hatte. "Weißt du, wo er denn schlafen kann? Wir haben weder ein Gästezimmer noch eine Matraze, die wir auf den Boden legen können",fragte er grimmig. "Naja, also ich dachte, er könnte vielleicht mit mir im Bett schlafen",erklärte ich vorsichtig. "Du mit ihm in einem Bett?!",fragte mein Vater laut. Die Gespräche verstummten. "Was bist du? Ein Schwuchtel?",fragte er abwertend. Ich musste schlucken. Sollte ich ja sagen? Irgendwann musste ich es ihm sagen oder generell meiner Familie. Ich halte es schon seit Jahren geheim. Ich sags. Nein, ich sag es doch nicht.  Aber ich muss es irgendwann sagen. Eigentluch nuss ich gar nichts. Ich kann nicht ewig meine Familie anlügen. "Was musst du solange überlegen?",rief mein Vater, "Bist du einer oder nicht?",fragte er erneut. Das Atmen fiel mir schwerer und mein Hals fühlte sich trocken an. " Ich bins irgendwie schon",krächzte ich.

Das irritierte meinen Vater. Er sagte erstmal nichts. Seine Freundin sah mich beruhigend an. Ihr schien es nichts auszumachen. Sebastian und Peter sahen mich erschrocken an und Dani lächelte mir aufmunternd zu. Und Patrick ist der Mund aufgeklappt. Innerlich lächelte ich bei dem Anblick, aber bekam sofort wieder Panik, was mein Vater dazu sagen wird. Pat merkte das und stellte sich mit einem kleinen Schritt neben mich und drückte meine Hand. Es beruhigte mich und zeigte mir, dass ich nicht allein war. "Und ist der etwa dein Freund?",fragte mein Vater angewidert. Sofort ließ Palle meine Hand los. "Ich...ähm..ja",sagte ich einfach, obwohl ich wusste, dass es nicht stimmte. "Du bist eine Enttäuschung, Manuel. Lass dich hier nach dem Wochenende nie wieder blicken!" Er stürmte aus dem Raum. Die anderen sahen uns genau an. Ich lächelte gequält. Das war nicht das Outing, das ich mir vorgestellt hatte.

Dani kam als erstes auf mich zu. "Hey, ist nicht schlimm",flüsterte sie und nahm mich in den Arm. Ich sah kurz zu Peter, welcher ebenfalls auf uns zukam. Er streichelte mir über den Rücken. "Ich glaube es einfach nicht",murmelte Sebastian. "Hast du was dagegen?",zischte Peter. Meine Brüder-so wie immer. Ich musste lachen. "Nein, nein. Ich kann es nur einfach nicht glauben",erwiderte er. Die Freundin meines Vaters hatte noch nichts gesagt. Bis sie aufstand, zu uns kam und sagt:" Viel Glück euch beiden." Dann wandte sie sich zu Patrick. "Sieh zu, dass er nicht zu viel Alkohol trinkt." Ich sah im Augenwinkel, wie Patrick nickte und lächelte. "Ich schaue nach eurem Vater",murmelte sie und verließ ebenfalls den Raum. Jetzt waren nur noch wir Brüder übrig. "Naja, jetzt können wird ja auch sagen. Vater hätte sich sowieso nicht gefreut. Wir sind verlobt",verkündete Peter und legte einen Arm um Dani.

"Herzlichen Glückwunsch",rief ich überrascht. Auch Sebastian und Patrick beglückwünschten sie. Patrick wollte eigentlich nur etwas sagen, wurde aber von Dani in eine Umarmung gezogen. "Du gehörst ja jetzt auch zur Familie",meinte sie. Ich fühlte mich irgendwie glücklich und in diesem Augenblick fühlte es sich so an, als wären Patrick und ich wirklich zusammen.

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Outing-time! Patrick weiß, dass Manu schwul ist! Nach 42 Kapiteln.

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt