Nach der geglückten Ablenkungsmission nahm ich den Zug um 23 Uhr ins Internat. Ich wusste, dass mich jemand morgen um 6 Uhr aufwecken würde und ich top fit sein musste, aber Lissy war einfach zu wichtig dafür. Wir hatten auch wirklich viel Spaß, da wir Mario Party auf ihrer Wii spielten. Das Spiel war zwar schon etwas älter, aber es machte extrem viel Spaß. Sie verlor oft gegen mich, da ich in Videospielen einfach generell besser war als sie, aber es machte ihr nichts aus.
Ich ermahnte mich jede Sekunde nicht einzuschlafen, damit ich die Haltestelle nicht verpasste. Meine Augenlider fielen immer wieder zu und wurden schwerer, was man bei diesen Umständen verstehen kann. An mir zog ein Wald vorbei und ab und zu kam ein Bauernhof oder ein kleines Dorf, wo ein wenig die Lichter blinkten. Da das Abteil bis auf eine schlafende Frau leer war und ich mich auch nicht wach halten, indem ich anderen bei Gesprächen zuhöre, begann ich im Gang herumzulaufen. Von der einen Tür bis zur anderen und wieder zurück.
Es half tatsächlich und ich tat bis zur Ankuft nichts anderes mehr. Dabei hatte ich viel Zeit über morgen nachzudenken. Oder war es inzwischen heute? Tim meinte, dass wir in einer Jugendherberge übernachten würden. Was wäre, wenn ich mit Patrick in ein Zimmer kommen würde. Ich konnte meine Gefühle gestern Abend nur bedingt zurückhalten und dann eine ganze Nacht? Mit ihm UND anderen? Sie würden merken, dass ich schwul war und es schrecklich finden. Ich war ja jetzt schon nicht der Beliebte. Was würde passieren, wenn ich mich outete? Ich hasste es. Mein Gehirn und die Tatsache, dass ich nicht normal war.
Ich war in vielen Ansichten nicht normal. Meine Sexualität, meine Narben, meine fehlende Mutter. Normale Leute waren heterosexuell, normale Leute hatten nicht so viele Narben, normale Leute hatten ihre Eltern bis sie selber zu welchen wurden. Normale Leute hatten es eben einfach und ich wollte es auch einfach haben. Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle in Lissy verliebt. Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken.
Es war Mist. Es war blöd von mir das zu denken, nur weil ich einen rießen Schiss hatte mich zu outen. Meine Sexualität gehörte zu mir, das war ich. Dabei hatte ich morgen ein viel größeres Problem. Ich musste ein kurzes Trikot anziehen. Man würde meine hässlichen Narben sehen und fragen woher sie kommen, worauf ich keine Antwort hätte, weil ich mich sträube, ihnen etwas über mich zu erzählen. Komplizierter gings echt nicht. Bis jetzt hatte ich noch kein Problem meine Arme und Oberkörper zu zeigen. In der Kabine zog ich mich schnell um und zog mir immer ein langärmliges Shirt an und in der Nacht mit Patrick konnte man so oder so nichts erkennen. Nur Dado wusste über die Narben Bescheid. Bei ihm war es auch nur eine Frage der Zeit bis er sie sah. Und morgen würden sie es dann alle sehen. Alle.
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Als ich im Internat ankam war es bereits nach Mitternacht. Ichbschlich in mein Zimmer und hoffte keinen geweckt zu haben. Ich kramte nach meiner Tasche und stopfte dort irgendwelche Kleidungstsücke hinein, damit ich es morgen früh nicht mehr machen musste. Natürlich versuchte ich dabei so leise wie möglich zu sein. Deshalb dauerte es auch länger. Ab und an raunte er ein wenig oder drehte sich um, was mich natürlich zum stoppen brachte. Als ich dann um kurz vor zwei ins Bett fiel, hatte ich nichtmal mehr Zeit mich richtig zuzudecken und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.°°°
"Manu! Aufwachen!",schrie eine Stimme neben mir. "Noch 5",weiter kam ich nicht, denn ich hörte, wie diese Person eine Tasche zumachte. "Komm, hoch mit dir. Noch schnell Zähne putzen und dann gehts los",nervte diese Person. "Mhm",grummelte ich und stand auf. Ich hatte noch das Zeug von gestern an. Das erklärte, warum mir mein Genick so weh tat. Als ich aufstand, konnte ich kaum die Augen offen halten und heradeaus gehen. Im Badezimmer erschreckte ich vor meiner eigenen Gestalt. Ich hatte tiefe Augenringe, welche meine Augen glanzlos und ausdruckslos erscheinen ließen. "Komm du hast keine Zeit",machte sich die Person zu bemerken, welche Patrick war.Ich erschrak. Er hatte mich gesehen. Mit meiner Morgenfrisur. Und generell Morgenhässlichkeit. Schnell putzte ich meine Zähne. Ich spülte meinen Mund aus und stopfte die Zahnpasta mit der Zahnbürste in einen Kulterbeutel und in die Tasche, die Patrick mir aufhielt. "Jetzt wirds aber Zeit. Die anderen warten sicher schon",meinte er. Wir gingen lange schweigend nebeneinander. "Patrick, wie spät ist es eigentlich?",fragte ich und versuchte cool zu bleiben. "Kurz nach sechs Uhr. "Oh Gott",murmelte ich. "Und nenn mich doch einfach Palle. Das tun viele." Palle war ein wirklich süßer Name für einen wirklich süßen... denk nicht weiter!
"Und wie lange bist du schon wach?",fragte ich weiter. "Seit ungefähr einer halben Stunde." "Warum hast du mich geweckt?" Wir liefen den Gang zum Haupteingang entlang. "Tim, Stegi und Alex waren auch schon da. Jetzt fehlen nur noch du, Felix und Rewi",erzählte er. "Tut mir leid, dass ich zu spät bin",stammelte ich peinlich berührt. "Kein Problem, du bist neu. Apropos neu: Dado hat erzählt, dass du gestern bei deiner besten Freundin warst",wechselte er das Thema.
"Ja",meinte ich nur. "Wie wars?" "Bedrückend." "Warum?" "Geheimnis. Sorry, tut mir echt leid." Was redete ich für einen Scheiß?! "Hm, ok",er klang ein wenig enttäuscht," Und liebst du sie immer noch?" Palle machte die Tür auf und wir traten ins Freie. Das war der Zeitpunkt, um aus meiner Lüge heraus zu kommen. Das war der Zeitpunkt, um die halbe Wahrheit zu sagen.
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Ich will ja nichts sagen, aber ich habe 10 Kapitel vorgeschrieben und lade trotzdem nichts hoch. Bin ich dumm oder bin ich dumm?
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When your dreams all fail...
Fanfiction》 " 'N scheiß Leben ist passiert." 《 "Kennt ihr das wenn, ihr jemanden seht? Und dieser Mensch euer Leben noch fehlt? Und ihr denkt, ich brauch den kleinen Fratz? Ohne ihn macht das Leben sonst keinen Spaß! Genau so wars bei Palle und Manu. Die beid...