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Schweigend saß ich neben Lissy vor ihrem Backofen. Wie hypnotisiert starrten wir auf den Salamie-Käse-Toast, den wir uns mangelns eines Sandwich-Makers im Ofen machten. Der Käse schmolz langsam dahin und der Toast wurde dunkler. "Jetzt sind es genau 10 Minuten",meinte Lissy und öffnete vorsichtig die Tür. Sie nahm einen heraus und probierte ihn, nachdem er ein wenig abgekühlt war. "Hm noch ein paar Minuten",meinte sie. Ich starrte immernoch in den jetzt dunklen Ofen. Trotzdem bemerkte ich, wie sie mich ansah. "Hey, Manu",versuchte sie mich aufzuheitern. "Sie haben es nicht weitererzählt. Sonst wüsste es jetzt die ganze Schule. Außerdem haben sie es ja auch nicht öffentlich gemacht. Sie wissen, wie du dich fühlst." Ich nickte langsam. "Trotzdem",meinte ich nur.

"Wir machen uns ein schönes Wochenende und du vergisst sie mal ganz kurz, ja?" Ich stimmte ihr zu. "Weißt du denn schon, was du das nächstemal machst?" "Ich glaube, ich lasse mich mal wieder bei meinen Brüdern blicken. Peter hat mich eh schon mal eingeladen." "Klingt doch gut. Wo wohnen sie jetzt eigentlich?",fragte Lissy. "In Berlin. Beide",antwortete ich. "Und was machen sie beruflich?" "Irgendwas mit Informatik." "Du weißt nicht, als was deine Brüder arbeiten?" "Ich glaube, sie studieren."

"Wenn du mit Patrick zusammen bist",während sie Luft holte, unterbrach ich ihren Satz. "Vergiss es. Wir werden nie zusammen sein." "Lügner." "Ich lüge nicht." "Mein Vater ist ein guter Vater, ich bin nicht schwul, ich fühle mich nicht verletzt, ich kann das schon",zählte sie auf und machte meine Stimme nach," Und nach spätestens 3 Tagen sagst du mir die Wahrheit." "Ja ok, manchmal habe ich gelogen, aber nur", diesmal unterbrach sie mich. "Zu deinem besten. Jaja, ich weiß es." "Ich werde nicht mit ihm zusammenkommen." "Wenn du mit ihm zusammenkommst, bekommst du fünf Euro." "Das macht keinen Sinn."

Während wir diskutierten, richtete Lissy die Toasts her. " Warum denn nicht?" "Weil du eigentlich etwas setzt, dass für dich gut ist." "Ja und? In diesem Fall ist beides für dich gut. Du bist mit ihm zusammen und bekommst fünf Euro. Ich gebe euch...",sie überlegte, "angesichts deines mangelnden Selbstbewusstsein...bis nächstes Frühjahr." "Hm ok, und was willst du, wenn wir nicht zusammenkommen?" "Du lässt dich darauf ein?",fragte sie überrascht. "Tja, ich brauche ja einen Ansporn. Die fünf Euro lege ich dann für unsere Hochzeit zurück",meinte ich lachend. "Ok, ich will einfach auch fünf Euro."

Nach der beschlossenen Wette schalteten wir den Fernseher ein und schauten blöde Kinderserien. Wir lachten, wenn in diesen etwas passierte, das wir zuvor hervorgesagt hatten oder schüttelten nur den Kopf, wenn die Figuren dumme Aussagen machten. Auf einem anderen Sender kam eine Doku über U-Boote. Diese schauten wir auch eine Zeit lang, bis es uns zu langweilig wurde. "Wie wäre es mit einem Abendspaziergang?",fragte Lissy. Ich nickte und wir machten uns auf den Weg zu einem Wald. Lissy wollte unbedingt Fotos machen, damit sie wieder welche für ihre Social Media Acoounts hatte. Ich hatte ihre Aussage mit dem Wort "Suchti" kommentiert. "Ich fühle mich nicht davon abhängig, brauche es nicht zum leben und vernachlässige dadurch nicht mein soziales Umfeld. Ich bin also nicht süchtig",erklärte sie.

Ich musste zugeben, das Licht beim Sonnenuntergang war perfekt und betonte ihre Haare und Augen. "Ich habe übrigens bald die 500 Abonnenten auf Instagram",meinte sie glücklich. "Wow, ich würde ja nicht jeden folgen lassen, aber ok",kommentierte ich das ganze. "Ich gebe ja kaum was von mir Preis, außer mein Aussehen und den Namen",erwiderte sie. Dabei musste ich ihr Recht geben. "Und mit diesen Bildern knackst du die 500 bestimmt." In Wirklichkeit verstand ich nicht, warum man als Junge oder auch anderes Mädchen  solchen Mädchen wie Lissy folgte. Sie zeigte nichts figurbetontes, sie hatte keinen Fitness-, Zeichen- , Lifestyle-, Fotographie-, Mode- oder Fanaccount, sondern einen, wo sie Bilder von sich hochlud, die zwar schön aussahen, aber nicht qualitativ hochwertig waren oder sonst irgendwie besonders.

"Ich glaube, Patrick mag dich mehr als du glaubst",fing Lissy schon wieder an. Wie kommst du darauf? "Können wir das Thema mal beiseite lassen?" "Aber schau mal-" "Nein, bitte. Ich will nicht darüber reden." MANU! Sei doch nicht so dumm und lass sie ausreden! "Ich weiß, dass du es hören willst. Also",sie redete einfach weiter. Ich seufzte. "Du hast mir mal von einem Gebspräch mit Seibastian -so hieß er doch, oder?- erzählt. Erinner dich daran. Damit hat er sicher dich gemeint. Und dann auf der Party hat er auch mit dir gesprochen und hat sich um dich gesorgt, als er gemerkt hat, dass du deine Pflicht nicht machen willst und er hat dich auf dein Zimmer gebracht und dich abgeholt. Er will gabz eindeutig in deiner Nähe sein." Ich hob die Augenbrauen. "Ach ja?" "Zu hundert Prozent."

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Regelmäßig updaten und ich werden wohl keine Freunde mehr. Tut mir leid :(

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt