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Kurz vor Mitternacht gingen wir alle raus und trafen auf die anderen Internatsschüler und die Betreuer, welche wahrscheinlich noch ein Auge zudrücken, da keiner von uns mehr wirklich nüchtern war. Etwas abseits stellte ich mich mit Patrick hin. Seine Hand griff mach meiner und irgendwie war das jetzt mein offizielles Outing. Ich lehnte mich gegen seinen Arm und fühlte mich einfach nur glücklich. Hinter mir redeten Lissy und Dado. Mich freute es, dass sie sich so gut verstanden und Dado wöre auf jeden Fall ein besserer Freund für sie als dieser Max.

"Ich will dich für immer bei mir haben",nuschelte Palle. Er lenhte seine Stirn gegen meinen Kopf oberhalb meines Ohres. Die anderen begannen dein Countdown für das neue Jahr herunterzuzählen. Schweigend standen wir nebeneinander und beobachteten den noch schwarzen Himmel. Genau um 0 Uhr flogen hunderte Raketen in die Luft. Von allen Seiten hörte man es expoldieren und der Nachthimmel erleuchtete in verschiedenen Farben. Patrick zog mich noch etwas näher zu ihm, da ich zu zittern begonnen hatte. Seine Arme legte er um mich und er drückte mir einen kurzen Kuss auf den Hinterkopf.

°°°

Langsam schlug ich meine Augen auf. Es war noch dunkel und ich konnte kaum etwas erkennen. Allerdings spürte ich eine Person neben mir, welche gleichmäßig atmete. Ich wollte mich aufsetzten, aber mein Kopf schmerzte wie die Hölle. Außerdem hatte die Person, welche ich gott sei dank als Patrick identifizieren konnte, die Arme um mich geschlungen. Trotz der Schmerzen befreite ich mich aus seinen Armen und durchsuchte sein Nachtkästchen nach Schmerztabletten. In letzter Zeit waren wir öfter auf Partys, also musste er eigentlich welche da haben. Neben Kondomen und einer Armbanduhr fand ich sie schließlich auch. Im Bad schluckte ich die Tabletten mit reichlich Wasser und verließ das Zimmer.

Ich versuchte mich daran zu erinnern, was nach dem Feuerwerk passiert war. Ich sah in meinem Kopf nur noch kleine Ausschnitte, dass wir zurückgegangen waren und uns Schnaps, Sekt oder Vodka mitgenommen hatten. So genau wusste ich es nicht. Ich erinnerte mich noch an Lissy, wie sie in Dados Armen weiter irgendein Gemisch trank und dass ich mit Patrick weggegangen war.

In den Fluren war es um die Uhrzeit leise. Wahrscheinlich schlief noch jeder nach dem langen Abend gestern. An meinem Zimmer angekommen, sah ich dass Lissy auf meinem Bett lag und Dado in seinem. Wenigstens das. Lächelnd suchte ich mir neue Klamotten und ging ins Bad um zu duschen. Zusperren tat ich nicht, da erstens alle noch schliefen und zweitens es mir sowieso egal war ob die beiden mich nackt sehen.

Das warme Wasser prasselte auf meinen schmerzenden Körper und ich lehnte mich an die kalten Fließen an der Wand. Ein neues Jahr hatte begonnen. Ein Jahr ohne meine Mutter. Ohne die täglichen Auseinandersetzungen mit meinen Brüdern. Ich werde sie vermissen. Ich vermisse sie jetzt schon. Wenigstens konnte ich sie ein paar Mal im Jahr sehen, aber sie sind erwachsen geworden und ich stecke irgendwo zwischen Kind und Erwachsener. Es ist nicht mehr das gleiche, wenn ich sie besuche. Es ist gesitteter, wir streiten nicht mehr und schlagen uns erst Recht nicht mehr. Was früher zum Alltag gehörte, ist heute nur noch eine Besonderheit. Man verändert sich und ich komme damit im Moment überhaupt nicht klar.

Ich schaltete das Wasser aus und verteilte das Shampoo in meinen Haaren. Nachdem ich es ausgewaschen hatte, trocknete ich mich mit einem Handtuch ab und zog mir eine frische Boxershorts an. Als ich nach dem Hoodie greifen wollte, wurde die Tür aufgerissen und meine beste Freundin kam ins Bad gestürzt. Sie ließ sich vor dem Klo fallen und würgte kurz. Schnell zog ich mir das Oberteil über und kniete mich neben sie. Vorsichtig strich ich ihre Haare zurück und hielt sie zusammen. Dabei musst ich mir ein bisschen das Lachen verdrücken.

"Na, Miss Ich-trinke-nicht ?",fragte ich belustigt. "Klappe",zischte sie nur und übergab sich nochmal. Mir wurde davon leicht schlecht, aber ich riss mich zusammen. Für Lissy. "Ich hasse dich, Manu",murmelte sie, als sie aufstand und ihren Mund auswusch. "Wieso mich?",fragte ich empört. "Weil du Freunde hast, die mich abfüllen",beschuldigte sie mich. "Du hast dich aber auch abfüllen lassen",meinte ich. "Habt ihr Schmerztabletten?",fragte sie. "Klar, hier", ich öffnete einen Schrank und holte Aspirin hervor. "Danke",murmlete sie und schluckte eine davon mit viel Wasser. "Ich hab so einen Durst",meinte sie. "Das ist normal. Ich glaube es gibt auch schon Frühstück. Willst du?",fragte ich. Lissy nickte.

"Was ist denn hier los?",fragte Dado plötzlich hinter uns. Sein Gesichtsausdruck sah meinem nach dem Aufstehen ziemlich ähnlich. Er drückte sich an mir vorbei und griff nach der Tablettenpackung. "Lissy hat gekotzt",teilte ich ihm mit. "Geht es dir gut?",fragte er besorgt. "Jaja, geht schon",murmelte Lissy. In der Zwischenzeit hatte ich mir meine Jogginghose geschnappt und war aus dem viel zu engen Bad geflüchtet. Für drei Personen genügte ein 2 Quadratmeter-Bad einfach nicht.

"Lissy meinte, ich soll ihr, Umziehsachen bringen, da sie auch noch duschen will",erklärte Dado, als er aus dem Bad kam. Ich ging zu ihrer Tasche und zerrte Unterwäsche, sowie bequeme Sachen heraus, die ich selbst ins Bad legte. Lissy bedankte sich und ich schloss die Tür hinter mir. Wenige Sekunden darauf hörte man das Wassee prasseln. Ich setzte mich neben Dado auf sein Betz und grinste.

"Willst du was von ihr?",fragte ich an ihn gerichtet. "Wie kommst du darauf?",erwiderte Dado zögerlich. "Du siehst sie so an",ich zuckte mit den Schultern. "Wie soll ich sie denn ansehen?" Augenrollend setzte ich mich in den Schneidersitz. "Du starrst sie an. Du hast sie gestern den ganzen Abend angestarrt und heute morgen auch." Dado seufzte. "Hätte ich denn eine Chance bei ihr ?",fragte er. "Ich denke scjon. Du bist süß und ich glaube, sie steht auf blondhaarige dauerlächelnde Jungs",erklärte ich. "Echt?!" Überrascht sah er mich an. Ich lachte nur und zuckte mit den Schultern. "Was weiß ich schon, auf was für Typ von Jungs sie steht. Aber deine Chancen stehen gut."

°°°

Beim Frühstück trafen wir wieder mal auf Luna und Veri. Veri schien ziemlich glücklich zu sein. Luna war eher betrübt, aber sie versuchte es zu verbergen. Beide verstanden sich gut mit Lissy und sie konnten sofort über manche Jungs herziehen. Besser gesagt erzählte Veri Lissy alles über die Jungen aus ihrer Klasse. Lissy hörte aufmerksam zu und Luna saß daneben. Ich sah ab und an zu Patrick, welcher mich oft anlächelte. Als ich mit dem Frühstück fertig war, brachte ich mein Tablett zurück und deutete Dado an, dass ich zu Patrick ginge. Dieser grinste nur und nickte.

Bei ihm angekommen legte ich meine Hände auf seine Schultern. Er sah mich kurz an und begrüßte mich. Die anderen hörten auf zu reden und sahen uns erwartungsvoll an. "Jetzt sagt doch endlich, dass ihr zusammen seid",meinte Rewi dann. "Weiß nicht. Sind wir das?",fragte Pat mich. Ich nickte. "Ja, das sind wir."

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt