Der Nachmittag in Hamburg war wunderschön. Palle zeigte mir jede Ecke, Sachen, die Reiseführer auslassen würden, und Plätze, wo er gerne war. Ich wünschte, wir könnten soetwas öfter tun, aber leider mussten wir heute auf die Beerdigung. Ich lag mit offenen Augen neben Patrick auf dem Bett. Gestern war er mit einem Arm um mich eingeschlafen. Ich könnte mir vorstellen, so jeden Tag einzuschlafen, aber dies würde wohl niemals Realität werden.
Das ruhige Atmen von Palle ließ mich in den Halbschlaf gleiten. Meine Augen waren geschlossen, ich bewegte mich nicht mehr, aber ich bekam alles mit. "Paddy! Aufstehen!",schrie seine Mutter laut. Ich schreckte hoch und auch Palle schien davon aufgewacht zu sein. Er grummelte etwas unverständliches und schob meine Beine, die ich unabsichtlich dort abgelegt hatte, von den seinen herunter. "Tut mir leid",flüsterte ich. "Kein Problem",brummte er und stand auf. Er streckte sich einmal bevor er sich ein T-shirt überzog und mich erwartungsvoll ansah. "Es gibt Frühstück."
Ich strich mit meinen Finger durch meine Haare um sie einigermaßen zu glätten, während ich ihm in die Küche folgte. Die Küche war nicht groß, aber sehr schön eingerichtet. Es war eine lange Fläche an der Wand entlang, unter dem Fenster stand die Spüle. Daneben, um das Eck, stand ein Kühlschrank und der Herd.
Seine Mutter saß an einem kleinen Tisch, wo maximal vier Personen Platz fanden. "Wo sind Papa und meine Schwester?",fragte Palle. "Sie sind schon losgefahren." Sie lächelte erst ihn, dann mich an. Scheinbar hatte sie sich damit abgefunden, dass ihr geliebter Sohn einen Freund hatte. "Wollt ihr etwas zu essen?",fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hätte gerne einen Kakao",meinte ich schüchtern. "Bist du sicher? Du bekommst erst wieder etwas am Nachmittag",erklärte Palle und sah mich besorgt an. "Ich brauche wirklich nichts." Jetzt mischte sich auch seine Mutter ein:"Ach wirklich? Nicht, dass du während dem Gottesdienst umkippst",warnte sie mich. "Ich esse generell wenig. Ich schaffe das",beteurte ich. "Na, gut. Ich mache dir einen Kakao",erwiederte sie und stand auf. "Das übliche, Mama",bestellte Palle und wir setzten uns nebeneinander an den Tisch.
Dabei griff Patrick nach meiner Hand und drückte sie etwas. Als ich ihn erschrocken ansah, lächelte er bloß beruhigend. Zumindest beruhigte es mich. Er hob unsere Hände an und drückte mir einen Kuss auf den Handrücken. Es kribbelte unheimlich stark und ich musste sofort grinsen. Wäre es nur mal in Echt so. Innerlich musste ich wieder seufzen. Seine Mutter sah uns entgeistert an, wandte sich ab und ging. "Macht euch bald fertig. In einer Stunde fahren wir."
***
Der Gottesdienst war schon ziemlich langweilig. Ich war noch nie der Typ, der daran glaubt, dass Gott die Welt erschaffen hatte. Mir war es auch nicht wichtig, die Ehe im Angesicht Gottes zu versprechen. Warum auch? Ihn gibt es nicht. Wenn ich wirklich an Götter glauben müsste, würde ich die römischen oder griechischen Götter wählen, da diese wenigstens etwas fantasievoller waren, als dass es einen Gott gibt, der alles kann. Oder die Götter aus Game of Thrones. Diese erschienen mir auch ganz gut. Ich mochte es, dass der Baum blutete, wenn man ihn anschnitzte."Worüber denkst du nach?",fragte Pstrick flüsternd, während der Pfarrer etwas predigte. "An welche Götter ich glauben würde, wenn ich es mir aussuchen dürfte oder müsste." "Und welche hast du genommen?" Seine Stimme war nicht mehr als ein hauchen. "Die alten Römischen. Oder die aus Game of Thrones." "Du hast Game of Thrones gesehen?" "Ja." "Aber du bist doch noch gar nichts 16." "Trotzdem kam darin nichts vor, was ich noch nicht kannte. Ich habe zwei ältere Brüder und sterbende, blutende Leute siehst du oft in Filmen." Er lachte kurz auf. "Ich habs noch nie gesehen. Willst du es dir mit mir ansehen?",schlug er vor. "Klar. Ich wünsche dir viel Spaß mit den vielen nackten Männern." Daraufhin lächelte er leicht und seine Wangen färbten sich rosa.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, auf total verliebt zu tun (was ich ja auch war), uns gegenseitig mit Kuchen zu füttern, ab und zu einen kurzen Kuss auf die Wangen zu geben, Händchen zu halten und lästige Fragen zu unserer Beziehung zu beantworten. Kurz vor dem Abendessen zog Patrick mich in eine Ecke, wo nichts los war. "Was ich jetzt dann tun werde, tut mir unglaublich leid. Aber ich will es so glaubhaft, wie möglich machen." "Klar, kein Ding fürn King",sagte ich lächelnd.
Der Abend war im Endeffekt wunderschön. Zwischendurch saß ich auf Patrick's Schoß und naja...wir haben uns geküsst. So richtig. Ich liebte es. Mein erster Kuss mit Patrick, war der schönste der Welt. Er hatte einen Arm um meine Hüfte gelegt, den anderen an meine Wange und mich dann langsam und sanft geküsst. Es war so liebevoll. Leider erinnerte mich dieses liebevolle an meine Mutter, da sie mir bis ich zehn Jahre alt war einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn gab. Mir standen schon wieder Tränen in den Augen, welche ich mir versuchte, zu verkneifen. Ich war ein Junge, Jungen weinen nicht. Patrick merkte dies und nahm mich fest in den Arm. So fest, dass ich fast keine Luft mehr bekam und mit zittrigen Fingern meinen Inhalator aus der Tasche holen musste. Patrick entschuldigte sich tausend Mal, aber ich winkte nur ab. "Passt schon, passiert eben", waren meine Worte.
"Es hat Spaß gemacht",kicherte ich auf dem Heimweg. Patricks Mutter hatte uns kurz vor 24 Uhr nach Haude geschickt, da sie es ungesund fand, wenn wir noch länger aufbleiben würden. Ich vermutete aber, dass sie es nicht mehr ertragen hatte uns so zu sehen. "Was?",fragte er. "Den anderen vorzuspielen, wir wären zusammen." "Sowas müssen wir öfter machen." "Auf jeden Fall",erwiederte ich glücklich, "Aber trotzdem wäre es schön, jetzt zu schlafen. Ich bin nicht mehr so jung." Leise hörte ich Palle kichern. "Wir sind gleich da." Die Location war etwas außerhalb der Stadt, aber nur eine halbe Stunde Fußmarsch von Palles Haus entfernt.
Zuhause angekommen zogen wir uns um und legten uns gemeinsam ins Bett. Patrick legte einen Arm um mich. Ich spürte, wie er noch nicht schlief. Seine Atmung war noch zu leise und zu schnell. Dennoch rührte ich mich nicht. Ich dachte an meine Mutter und fühlte dieses leere Loch in meiner Brust, als würde ein Stück meines Lebens fehlen.
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Fast hätte ich es heute nicht mehr geschafft, weil ich auf einem Geburstag war, aber hier ist das Kapitel doch :)
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When your dreams all fail...
Fanfiction》 " 'N scheiß Leben ist passiert." 《 "Kennt ihr das wenn, ihr jemanden seht? Und dieser Mensch euer Leben noch fehlt? Und ihr denkt, ich brauch den kleinen Fratz? Ohne ihn macht das Leben sonst keinen Spaß! Genau so wars bei Palle und Manu. Die beid...