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Pov. Dado

Ich klopfte an der Tür und machte sie kurz darauf auf. Micha saß im Raum auf seinem Bett und las etwas. Als ich hereinkam blickte er auf und lächelte. "Hey na?",fragte er. Ich begab mich zu ihm, während ich ihm antwortete. "Hey, was ließt du?" Ich setzte mich neben ihn und lehnte meinen Oberkörper gegen die Wand. "Ach irgendein Buch. Ist langweilig, aber leider Pflichtlektüre. Was verschafft mir die Ehre dich an einem Montagabend zu sehen. Noch dazu, wenn du morgen eine Schulaufgabe schreibst?",fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. "Kann mich nicht konzentrieren",meinte ich nur. Ich sah nur noch wie sich Michas Augenbrauen hoben, dann sah ich weg. Vor mir tauchte ihr Gesicht auf, ihre makellose Haut, die schönen braunen Haare, die ihr Gesicht umrahmten und ihn Licht glänzten.

"Du kannst dich nicht aufs Lernen konzentrieren?",fragte Micha nochmal. Ich nickte. Ein leises Auflachen von ihm ließ mich aufsehen. "Weißt du, ich dachte erst, du machst dich nur wegen eines Onenightstands an das unbekannte Mädchen ran. Das hat mich ein wenig verwirrt, weil du eindeutig nicht der Typ für sowas bist. Jetzt verstehe ich das ganze." Fragend sah ich ihn an. "Du kannst nichts vor deinem besten Freund verheimlichen. Schon gar nicht, wenn dieser Kontakt zu deinen anderen Freunden hat." Ich grinste nur etwas unbeholfen und setzte mich in den Schneidersitz. "Was ist also deine Diagnose?",fragte ich.

"Mein bester Freund hat sich in ein Mädchen verliebt. Ich kenne sie aber nicht, sie geht nicht auf unsere Schule. Also wer ist sie?" Ich seufzte und setzte dann zum Reden an. "Manus beste Freundin, Lissy",erklärte ich. "Ach, die. Hatte sie nichtmal einen Freund?",fragte er. "Ja, aber das hielt nicht lange. Und ich denke auch, dass sie nicht unbedingt wieder einen haben möchte",erwähnte ich. "Woher willst du das wissen?",fragte er. "Sie hat es mir gesagt. Sie meinte, dass sie es hasst verletzt zu werden und das mit festen Freunden will sie sich aufheben bis sie zumindest mit der Schule fertig ist, damit sie sich darauf konzentrieren kann."

Micha lachte. "Das hat sie gesagt? Wann denn?" "An Silvester",meinte ich. "Die war doch dicht bis oben hin!" "Davor",sagte ich. "Ach, Dadolein, das hat sie doch nur so gesagt." Ich runzelte die Stirn. "Mir kam das aber ziemlich ernst vor",wandte ich ein. "Du kannst Menschen auch nicht einschätzen, Naivling. Nicht alles, was sie sagen, stimmt. Menschen lügen, das liegt in ihrer Natur." Ich ließ mir das Gesagte durch den Kopf gehen. Sie hätte mich anlügen können, aber warum hätte sie das tun sollen? Als Vorsichtsmaßnahme? Habe ich mich so sehr an sie rangemacht? Im Verlauf des Abends hat sie doch auch mitgespielt? Und wenn sie es nicht so meinte, was solle ich jetzt machen?

Ich stellte Micha die Frage. Er zuckte nur mit den Schultern. "Mach dir etwas mit ihr aus. Manu trifft sich sicher öfters mit ihr. Frage doch einfach, ob du da mal mitgehen kannst",schlug er vor. "Ok, danke Micha",bedankte ich mich. "Kein Problem, viel Spaß beim lernen",meinte er. "Woher willst du wissen, dass ich lerne?",fragte ich. "Du lernst so gut es geht auf Schulaufgaben. Verarsch dich nicht selbst. Bis morgen ",meinte er und schlug wieder sein Buch auf. Ich nickte nur und ging in mein Zimmer, wo Manuel verzwiefelt über dem Englischbuch hockte und Sätze vor sich hin murmelte.

°°°

Mit einem eher langweiligem Hey schrieb ich Lissy an. Ihre Nummer hatte ich am Neujahrstag von ihr bekommen. Seitdem schrieben wir eher unregelmäßig. Manchmal erzählte ich ihr von unserem Schulleben, von Manu und Patrick und von Micha. Lissy ging die Geschichte mit seinem Bruder nahe. Sie wollte ständig wissen, wie es ihm zur Zeit geht und hoffte, dass er wieder in den Alltag finden wird. Manchmal war ich eifersüchtig. Ich mochte es nicht, wenn sich Lissy mehr für meinen besten Freund interessierte als für mich, zudem sie Micha kaum kannte. Nur weil sein kleiner Bruder tot war, konnte er doch nicht interessanter sein als ich.

Aber immer wenn ich solche Gedanken hegte, schämte ich mich für mich selbst. Seinen Bruder zu verlieren ist nie einfach und, dass er damit die meiste Aufmerksamkeit (zu seinem Bedauern) bekommt, ist auch klar. Für solche Gedanken wollte ich mich am liebsten schlagen.
Gerade hatte ich mich daran erinnert, dass ich Lissy angeboten habe, mal ins Kino zu gehen und sie auch zugestimmt hatte. Das wollte ich endlich durchziehen. Nach 6 Wochen. Man könnte meinen, ich hätte mich nicht getraut vorher zu fragen, aber das wäre Unsinn. Ich wollte sie nur nicht bedrängen und ihr erstmal Zeit geben. Oder eben mir, aber was spielt das schon für eine Rolle.

When your dreams all fail...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt